46.Weinrallye „Brot- und Butterweine“: 8 Basisweine aus dem Priorat und dem Montsant aus 2009 verkostet

BY IN Montsantwein verkostet, Prioratjahrgänge, Prioratwein verkostet NO COMMENTS YET , , , , , , , ,

Grade möchte ich vor dem Bericht über die Verkostung der ganzen großen 2009er auf der diesjährigen Fira über einige Basisweine aus 2009 berichten, die ich dieser Tage intensiv über mehrere Tage verkostet habe, da sehe ich, dass ich mal wieder knapp eine Weinrallye verpaßt hätte – da aber das diesmalige Thema gut zu den von mir verkosteten Weinen passt, bring ich doch beides geschickt zueinander und ich hoff mal, dass es für eine Teilnahme an der Weinrallye noch nicht zu spät ist.

Es sind ja quasi auch für die dortigen Winzer die Brot- und Butterweine, auch wenn deren Preise sicher von manchem deutschen Brot- und Butterwein abweichen.

Apropos Preise – da ich hier zum Teil noch nicht auf dem Markt befindliche neue Weine im Glase hatte, kann ich nicht überall etwas zu den Preisen sagen, zwei der verkosteten Weine biete ich bereits in meiner Prioratführerselektion an, von einigen anderen hatte oder habe ich bereits Vorgängerjahrgänge im Angebot. Aber auch die gänzlich neuen Weine sollten preislich um die 10 bis deutlich unter 20 € liegen.

Auch sind noch nicht bei allen Weinen die Etiketten auf den Flaschen gewesen, so dass ich nicht überall Angaben zu Alkohol, Rebsortenzusammensetzung etc. von den Etiketten entnehmen kann.

Insgesamt habe ich für die verkosteten 8 Weine ein erstaunlich hohes Qualitätsniveau feststellen können, die Weine vereinen die reife Frucht und Kraft des 2007er Jahrgangs mit der Frische des 2008ers.

Da gab es viel Spaß im Glas und nicht einen einzigen Ausfall oder nicht interessanten Wein. Alle acht Weine finden sich bei den sehr guten bzw. sogar exzellenten Weinen wieder.

Wer auf meinem Blog stöbert, findet auch weitere Artikel zu den betreffenden Winzern oder zu den anderen Weinen der Winzer, ich kaue also nicht alle Geschichten noch einmal durch, sondern bringe hier nur die nackten Verkostungsnotizen.

Priorat und Montsant – Joven bzw. Basisweine aus 2009 – verkostet im Juni 2011

Vinyes d´ en Gabriel; L´ Heravi Joven; Montsant – Darmos; 2009 rot
15°; Grenache und Carignan; kein Fassausbau

Nach wie vor sehr süßliche, dunkle Nase, Brombeere. Recht voll am Gaumen, süßlich, fast likörig. Relativ guter Nachhall. Ein sehr guter Einsteigerwein für Priorat- / Montsantnovizen. Gefällt anspruchsloseren Weinliebhabern wie auch Freaks. Sehr guter Wein. 90/100 Th.

Am 2. Tag noch etwas komplexer und gut den Gaumen auskleidend. Sehr gut. 91/100 Th.

90; 91 = 90,5/100 = 91 Th. = sehr guter Wein, Platz 8

Cesca Vicent; Cesca Vicent (roter Rock); Priorat – Gratallops; 2009 rot

Neuer Wein von der Mutter des Priorats im Joven-Stil ohne Fassausbau.
Nicht all zu dunkle Farbe, eher Kardinalsrot mit schönem Funkeln
Sehr mineralische, würzige Nase, warmer Schiefer, auch recht tief. Ein kleiner, sehr ansprechender Nasenwein, der sich durchaus kämpferisch aufbaut. Am Gaumen sehr kräftig, üppig und füllig mit einer leicht dezenten Süße, nichts Aufdringliches. Viel Power für einen Basiswein, alles gut balanciert. Sehr jung, aber mit guten Anlagen. Sehr guter Wein.
92+/100 Th.

Am 3. Tag noch immer eine offene und animierende Nase, die heute mehr auf der rotfruchtigen Seite steht. An der Nase mehr Himbeere, am Gaumen eher Erdbeere – generell Schiefer. Schöne Frucht und Frische. Gut balanciert und trinkig. Sehr gute 92+/100 Th.

Nach vier Tagen immer noch ausgewogen und rund, rotfruchtig und mit schöner Mineralik Sehr guter Wein.92+/100 Th.

92+;92+;92+ = 92+++/100 = 92 Th. = sehr guter Wein, Platz 6

Cesca Vicent; Cesca Vicent (blauer Rock); Priorat – Gratallops; 2009 rot

Gleiche Cuvée, aber im gebrauchten Fass ausgebaut. Ebenfalls nicht zu dunkel in der Farbe, durchscheinendes tiefes Kardinalspurpur mit schönem Funkeln, in der Nase ein wenig verschlossener als der rote Rock. Macht am Gaumen sehr viel Spaß, gutes, korrektes PGV. Mit etwas Luft öffnet sich die Nase, das dezente Holz ist noch leicht präsent, es ist aber kein Biberwein.
Auch am Gaumen etwas weniger üppig als der rote Rock, etwas ernsthafter und zugeknöpfter. Sehr rund ohne Ecken und Kanten, brav und gefällig. Spaßmacher. Etwas schiefriger Abgang, ein mit Schieferplatten gedecktes Holzdach. Insgesamt gut im Schnitte der sehr guten Basisweine. 91+/100 Th.

Am 3. Tag eine dunkle, offene und intensive Nase, in der heute likörige Noten hervorstechen. Am gaumen kräftig und voll, die Nase bestätigend. Samtenes Tannin, schöne Länge. Sehr guter Wein. 91+/100 Th.

Nach vier Tagen sehr dunkel wirkend, dazu ein etwas leicht bitterer Ton nach Bittermandel-aroma und dunkler Schokolade. 91+/100 Th.

91+; 91+; 91+ = 91+++/100 = 91 Th. = sehr guter Wein, Platz 7

Celler Ardevol; Anjoli; Priorat – Porrera; 2009 rot
14,5°

Deutlich dunklere Farbe, auch in der Nase dunkel, würzig, Brombeeren, ein sehr tiefer Duft. Schließt an den überzeugenden 2007er an, hat eine sehr viel versprechende Nase und zeigt schon Porrera – Typizität. Eine kleine Nasentiergeheimwaffe mit sehr vollem, animierendem Duft. Voll und fruchtbetont, dunkel und üppig – fast schon eine Fruchtbombe mit Bitterschokolade und Schwarzwälder Kirschtorte. Sehr zu empfehlen, auch vom PGV her. Exzellenter Wein. 93+/100 Th.

Nach 3 Tagen: Dunkel, etwas hitzig, Porrera – typisch und mit samtigem Tannin. Trinkig und frisch. Wenn es frische Hitze oder hitzige Frische gibt, dann haben wir das hier. 92+/100 Th.

Nach 4 Tagen: Rund und unverändert sehr gut bis exzellent, typisch Porrera. 92+/100 Th.

93+; 92+; 92+ = 92,33+++/100 = 92 Th. = sehr guter Wein, Platz 5

Celler Escoda – Pallejà; Palet Herau de les Planes; Priorat – Torroja del Priorat; 2009 rot
14,5°

1. Jahrgang eines neuen Produzenten aus Torroja. Etwas hellere Farbe, wirkt anfangs in der Nase noch etwas unfertig, wird mit dem Schwenken aber üppiger und intensiver, es kommen auch schiefrige Noten hinzu. Mit entsprechend Luft wird die Nase dann regelrecht betörend, anfangs noch Apotheke, dann süße dunkle Eierpflaumen und Torrojamineralik. Er wird immer interessanter, fast extrem oder mit den Worten meines Freundes – fast ein wenig pervers.

Am Gaumen ein absoluter Steinbeißerwein, sehr typisch für Torroja, Schieferschlecken und Steine kauen. Der Fels knallt einen deutlich an, hier werden keine Kompromisse mehr gemacht. Hinterm Steinbruch eine süßlich pflaumige Frucht. Das Terroir ist sehr gut herausgearbeitet. Der Gaumen überzeugt zunächst mehr als die Nase. Insgesamt kein einfacher, leichter Wein, deutlich fordernder und spannend – ein Wein für fortgeschrittene Prioratliebhaber. Ein schöner Einstieg ist dieser Erstling. 92-93+/100 Th.

Nach 3 Tagen: Wunderbare ziselierte und rassige Frucht, ein herrlicher Wein. Dunkle Frucht, Torroja – Mineralik, fleischige Kirschen. Wunderbar offene Nase, auch am Gaumen heute sehr stimmig, man kann den Wein im Sommer auch leicht gekühlt trinken, auch so macht er eine gute Figur. Phantastischer Einstand. Gegenüber der ersten Runde hat er sich noch deutlich gesteigert. Exzellenter Wein. 94+/100 Th.

Auch nach 4 Tagen immer noch eine üppige Nase, tief und komplex. Überzeugt noch immer. Exzellenter Wein. 94+/100 Th.

92-93+; 94+; 94+ = 93,5+++/100 = 94 Th. = exzellenter Wein, Platz 3

Celler Pahí; Gaubanca, Priorat – Poboleda; 2009 rot
13,5°; 18 Monate in Fässern aus französischer Eiche gereift.

Dunkle, aber sehr leuchtende Farbe. Sehr intensive Nase, auch sehr mineralisch und frisch, aber keinesfalls beißend. Viel Stein, aber auch viel Frucht. Sehr angenehme Nase, geradeaus.
Säurebetonte Früchte am Gaumen, z.B. sehr frische Johannisbeeren. Ein Durstlöscher, der auch leicht gekühlt die Trümpfe in der Hand behält. Ein Korb knackiger, sehr gesunder Früchte, Johannisbeeren dominieren. Im Abgang noch ein sehr markantes Tannin, welches die Zunge beschlägt, er kann ruhig erst einmal im Keller verschwinden. Schöne Mineralik, ein Wein, bei dem trocken wirklich trocken heißt. Sehr gute 91-92/100 Th.

Hat am 3. Tag noch deutlich zugelegt, ist nach wie vor frisch und sehr angenehm zu trinken. Schiefer, fleischige Früchte zum Kauen und wieder Schiefer. Samtenes Tannin. Exzellent. 93+/100 Th.

Auch nach vier Tagen eine wunderbare, dunkle Nase, sehr harmonisch und bestens zu trinken. Nochmals etwas verbessert. Exzellente 94+/100 Th.

91-92; 93+; 94+ = 92,83++/100 = 93 Th. = exzellenter Wein, Platz 4

Ficaria Vins; Elià; Montsant – La Figuera; 2009 rot

Diese Nase kündigt dezent pervers an, wo hier die Ambitionen liegen – erneut bei einem kleinen Wein, der sich unter die Großen mogeln mag. Ein intensives, bestens balanciertes Nasentier, er ist wie ein sich drehendes Rad. Nichts, was stört, keinerlei Unebenheiten, er hat von allem sehr viel, ist kräftig, zeigt Eleganz und bietet einen tollen Gegenwert für das Geld, welches er kosten wird. Ein kompletter Wein mit positiven Schockeffekten. 94-95/100 Th.

Nach drei Tagen immer noch sehr dunkel mit einer üppigen Nase – enorm frisch und trinkig, alles in perfekter Harmonie. Das ist fast schon ein großer Wein, der den Gaumengut auskleidet, ein samtenes Tannin zeigt und der viel Spaß macht. 94+/100 Th. Exzellent.

Auch nach vier Tagen immer noch exzellent, wenn auch ein wenig schwächer als am Vortag. 93+/100 Th.

94-95+; 94+; 93+ = 93,83+++/100 = 94 Th. = exzellenter Wein, Platz 1

Celler de l´ Encastell; Marge; Priorat – Porrera; 2009 rot
15°; Aus der 5 ha. großen Lage Mas d´ en Ferran; 60% Grenache; 40% Cabernet Sauvignon, Merlot und Syrah; 8 Monate in Fässern aus französischer und amerikanischer Eiche ausgebaut.

Ein völlig typischer Porrera Wein mit dunkler frucht und einem süßlichen Kern. Wo steht die Schwarzwälder Kirschtorte? Sehr voll, kräftig, üppig und schwarz. Etwas moderner gehalten, aber wieder viel Wein fürs Geld. Sicher einer der besten Marge Jahrgänge bislang. Exzellenter Wein mit Ambitionen auf Größe. 94-95+/100 Th.

Drei Tage später immer noch exzellent, voll und ausgewogen mit dunkler Aromatik. Dennoch etwas hinter einigen anderen Weinen aufgestellt heute. 93+/100 Th.

Am vierten Tag berappelt er sich wieder etwas – es war also das berühmte Loch der zweiten Runde. Exzellenter Wein. 94+/100 Th.

94-95+; 93+; 94+ = 93,83+++/100 = 94 Th. = exzellenter Wein, Platz 1

Sollten diese 8 Weine exemplarisch für den Jahrgang sein, was ich nach der Fira fast schon annehme, dann darf man sich generell auf viele schöne Basisweine mit einem guten Preis- Genuss- Verhältnis aus der Region freuen, ähnlich wie es in den letzten Jahren seit 2006 der Fall ist.

Erfinder der Weinrallye und Organisator ist Thomas Lippert von http:// www.winzerblog.de

Die Weinrally „Brot- und Butterweine“ wird ausgerichtet vom WeinReich Blog Rheinland Pfalz: http://blog.wein-reich.info/

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