Einmal ins Ungewisse und zurück 2009, 26.08. (Kapitel 11)

BY IN Essen und Trinken hält Leib und Seele beisammen, kein Priorat - Montsant, Reisetagebuch eines genügsamen Genießers NO COMMENTS YET , , ,

Wir haben diesmal weniger gut geschlafen, aber dafür blieb es trocken. Unsere nassen Sachen vom Vortag hingegen trockneten nicht.
Zum Frühstück besuchen uns zwei kleine Hunde und betteln.

Wir fahren dann auf einer landschaftlich sehr reizvollen Strecke durch die Schlucht von Lourdios und über den Col de Ichère nach Sarrance. Hier besichtigen wir eine Klosteranlage, in der heute künstlerische Seminare stattfinden.

Die Kirche Notre Dame de Sarrance hat einen barocken Turm, eine reiche Innenausstattung mit einem Figurenschmuck, der eher an Böhmen erinnert als an Frankreich. Auch ein eigenartiger und interessanter Kreuzgang und ein Kalvarienberg gehören zum sehenswerten Ensemble.

Über den Col de Marie Blanque kommen wir dann wieder ins Ossau-Tal und schließlich nach Laruns. Hier kaufen wir im Intermarché einige Lebensmittel und fragen in der Touristeninfo nach dem Wetter für die nächsten Tage. Es bleibt wechselhaft, aber morgen soll es einen Tag lang richtig schön sein.

Am Ortsausgang direkt vor der Brücke über den Gave d´ Ossau parken wir auf der rechten Seite. Hier verstecket sich der Falaise du Hourat mit Kletterwegen, die eigentlich alle im 6. und 7. Grad französischer Skala sind. Aber es gibt auch eine interessante „Via Cordata“, die wie ein Klettersteig, aber mit festinstallierten Seilen gesichert ist, wobei man als Griffe und Tritte nur den natürlichen Fels nutzt. In der Touristeninfo gibt es dazu ein kleines Topo auf französisch.

Wenigstens der Zugang ist erst einmal gut und unverfänglich beschrieben, der Stacheldrahtzaun um die Wiese kann überstiegen werden oder man krabbelt drunter durch. Man steht dann wirklich auch bald am Beginn der Via Cordata, die von der Schwierigkeit her mit III+ angegeben ist. Dann aber verschweigt uns der Topo, dass sich nach ca. zwei Dritteln des immer gut machbaren Querungsweges dieser gabelt. Ein Seil verbleibt auf der Höhe der luftigen, aber allzeit gut griffigen Querung, der andere, reizvollere steigt schräg an. Die Füße freuen sich spätestens hier über Kletterschuhe, denn die folgenden Tritte sind oft zu dünn für Wanderschuhe. Wer wie ich den schräg ansteigenden Weg wählt, sieht sich dann plötzlich und ohne Vorwarnung mit einem deutlich anspruchsvolleren Weg konfrontiert. Man balanciert leicht überhängend schräg hoch und plötzlich gibt es so gut wie keine Griffe mehr, die man sonst im Niveau III oder IV erwarten würde. Wenn man sich irgendwie zu dem dick geknüpften Griffseil gerettet hat, ist man am schwersten Abschnitt, der ohne Nutzung der Seilhilfe sicher V+ ist, mit Nutzung des Seiles immer noch IV+ bis V-… Der Weg endet dann an der unteren Abseile einer Doppelabseilstrecke des Klettersektors Conque.

Wer kein Seil dabei hat, dürfte beim Zurückklettern des schweren Abschnitts sicher „viel Spaß“ haben. Ich in froh, die etwa 20 m abseilen zu dürfen. Zurück geht es dann den unteren Weg – den normalen „Via Cordata“, man muss hier also hin und zurück queren. Nur gut, dass mir die gesamte Zeit niemand entgegen kommt.

Da man die gesamte Zeit gut in der Sonne klettert, sind auch gut durchfeuchtete Klettersachen vorprogrammiert. Insgesamt ein spaßiges Unternehmen, ein gutes Unterarmtraining und für die Psyche ist auch gesorgt. Wer sich den ganzen Spaß geben will, sollte auch mit französischer V vertraut sein und wenigstens ein 50 m Seil dabei haben. Kletterschuhe sind Usus, wenn man sich nicht einen Großteil des Weges hangeln will.

Danach sind Hunger und Durst zu stillen und wir leiden unter der Wärme so sehr, dass wir faul werden und zu unserem Biwakplatz oberhalb von Les Eaux Chaudes fahren.

Wir spielen Karten, genießen die Sonne und die Landschaft, trinken Kaffee und hören Musik. Dann gibt es Hähnchenschenkel mit Möhren und Kartoffeln in einer Creme-Fraiche-Rancio Sauce aus dem Trangia. Dazu trinken wir einen 10 Jahre alten Südfranzosen, der einmal mehr positiv überrascht:
Cave Cooperative de Saint Saturnin; Seigneur des Deux Vierges; Côteaux du Languedoc Saint Saturnin; 1999 rot – schöne Reife, würzige Garriguenoten, schwarze Oliven und dunkle Frucht, alles in allem sehr harmonisch und ausgewogen. Ein exzellenter Wein – 93/100 Th.

Nach dem Essen unterhalten wir uns mit einem älteren Franzosen, der hierher zum Angeln gekommen ist und der hier im Wohnmobil übernachtet und mit zwei Franzosen aus Burgund – aus Montbard nahe Vezelay, die wie wir dabei sind, die Pyrenäen zu bereisen. Die beiden finden es amüsant, dass gerade ein deutscher ihnen noch den einen oder anderen Insidertipp verraten kann.

Dann ruft beizeiten das Zelt…

(Fortsetzungen folgen)

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