Einmal ins Ungewisse und zurück 2009, 28.08. (Kapitel 13)

BY IN Reisetagebuch eines genügsamen Genießers NO COMMENTS YET ,

Es ist grau und die umliegenden Berge sind nicht zu erkennen und es muss auch bereits in der Nacht angefangen haben zu nieseln, der Pfütze auf der Unterlegplane nach zu urteilen.

Wir packen die Sachen zusammen und das nasse Zelt ins Auto, verschieben das Frühstück auf später…

Am Stausee unterhalb von Panticosa scheint die Sonne, wir trocknen Zelt und Plane, frühstücken und beraten, wie es mit dem Urlaub weitergehen soll.

„Erstmal keinen hohen Berg mehr besteigen!“, lautet Yvonnes Entscheidung.

Ich schlage vor, die nächsten – Schlechtwettertage – mit „Pyrenäen, rein touristisch“ zu verbringen. Oder in Andalusien nach dem Rechten sehen, schauen, ob alles noch beim Alten ist… Letzteres hatte ich schon mal in Deutschland in Erwägung gezogen, nach kurzen Blick auf die Europakarte war dies jedoch als absurd abgeleht worden. Aber hier sind wir näher an Sevilla als an Bernburg – einziges Manko, ich habe natürlich nur die Katalonien – Aragon Karte mitgenommen.

Wenig später tanken wir voll (1,076 € pro Liter Super) und kaufen eine neue Straßenkarte für Spanien. Als wir sie aufschlagen, bin ich erstmal baff erstaunt über die vielen neuen Autovias, die inzwischen durch ganz Spanien führen und die alle mautfrei sind. Aber auch etliche Ortsumgehungen sind neu, es dürfte also wesentlich schneller gehen, als 2002 oder gar in den 90ern. Ich entscheide mich für eine auch mir noch weitgehend unbekannte Strecke und darf auch fahren.

Yvonne weist mir den Weg nach Andalucia… Leider habe ich die Cale Songs „Andalucia“ und „Cordoba“ nicht dabei – die hätte ich jetzt gern gehört.

In Almudevar hinter Huesca soll „abgekürzt“ werden. Schon im Dorf verläßt uns jegliche Straßenausschilderung. Wir fahren nach Karte und Gefühl und als wir am Kanal de Monegros sind, ist Yvonne sicher, dass es der richtige Weg ist.

Dummerweise sollen wir nur 60 km/h fahren ud viel schneller wäre auch nicht ratsam. Irgendwann kommt erneut eine Kreuzung ohne Hinweise, wir fahren erneut nach Gefühl und landen nach einigen Minuten in einer Sackgasse. Glücklicherweise kann uns ein spanisches Paar den Weg zeigen. Als ich auf deren Frage, wohin wir denn letztlich eigentlich wollen, mit „Andalusien“ antworte, ernte ich ratlose und ungläubige Blicke. Es ist, als würden wir einen Flämingbauern nach dem Weg in die Alpen fragen.

Gefühlt nach Stunden (aber letztlich war es doch nicht so lange) wird die Straße breiter und schneller befahrbar. In Valpalmas ist das Gröbste überstanden. Über Ejea de los Caballeros gelangen wir nach Tudela, wo wir den Ebro überqueren.

In Tarazona essen wir zu Mittag in einer guten, einfachen Bar und schauen uns die Kathedrale, die grade gründlich restauriert wird, von außen an.

Auf der relativ gut ausgebauten N122 geht es weiter über Soria bis nach Valladolid. Zwischen Aranda und Penafiel durchqueren wir dabei das Herzstück der DO Ribera del Duero und sehen dabei etliche der bedeutenden Bodegas im Vorbeifahren. Bei Protos, Alejandro Fernandez, Arzuaga, Villemajor und natürlich auch bei dem Hinweis auf Vega Sicilia hätte ich schon gern geschaut, ob man sich das Eine oder andere hätte anschauen können und vielleicht gar verkosten oder kaufen können… Aber wir haben andere Ziele und wollen auch nicht zuviel Zeit verlieren.
Yvonne will nur noch „aus der Sonne raus“, dabei fahren wir immer mehr der Sonne entgegen.

Seit Tudela del Duero sind wir nun auf einer gebührenfreien „Autovia“, sprich Autobahn. Die 120 km/h Begrenzung nehmen wir deutlich ernster als die meisten Spanier. Bei der Präsenz von Polizei und Blitzern nehmen wir jedoch an, auch allen Grund dazu zu haben.

Zwischen Tordesillos und Salamanca kommt ein einziger Rast- und Picknickplatz, der allerdings so „vollgeschissen“ ist, dass es uns vergeht, dort das Zelt aufzuschlagen. Die eigentlichen Toiletten sind verschlossen und so geht jeder seinen Bedürfnissen nach, wo er es für möglich hält. Nicht mal vor dem Spielplatz wurde Halt gemacht.

Später kommt noch einmal ein Platz, aber der ist total staubig und ohne Wiese oder das, was man dafür halten könnte. Weitere Rastplätze – Fehlanzeige…

Es ist dunkel geworden und wir irren durch Spanien auf der Suche nach einem Schlafplatz. Gegen 22.30 Uhr werden wir weich und sind bereit, 30 oder gar 40 € für ein Zimmer und ein Bett zu „opfern“ – je nach Qualität des Zimmers, gern auch etwas mehr für eine anständige Halbpension.

An den ersten beiden Hotels, wo wir fragen (sie lägen preislich sogar in unserem Rahmen) bekommen wir zur Antwort „completo“, dann irren wir durch´s nächtliche Merida, fahren zwei mal im Kreis und das einzige Hotel, an dem wir vorbei kommen, hat bereits draußen ein Schild „completo“. Ein weiteres folgendes Hotel macht bereits von außen den Eindruck, dass es außerhalb des Budgets liegt, was uns ein Bett wert ist.

Kurz hinter Merida versuchen wir es erneut, nachdem wir auch bereits einige Male – nach dem Schild an der Autobahn mit einem Bett darauf – mitten in der zappendustren Pampa landen… Diesmal ist das Gebäude beleuchtet, es stehen auch keine drohenden *** draußen dran, aber der Blick auf die Preistafel verrät uns, dass die Nachfrage nicht lohnt. Für eine halbe Nacht mehr als 80 € lassen und noch nicht mal mehr was zu Essen bekommen (das Restaurant war bereits geschlossen), das ist echt nicht das, was wir uns vorstellen.

Es ist schon deutlich nach 01.00 Uhr, als wir, inzwischen von der Autobahn weg, in Zafra kurz vor dem Ortsausgang einen kleinen Park finden, wo wir uns für ein paar Stunden lang machen können, ohne das Zelt aufzubauen. Viel Hunger haben wir inzwischen auch nicht mehr, eigentlich sind wir nur noch müde.

Yvonne hat inzwischen eine komplette Negativmeinung von Restspanien außerhalb Kataloniens und der Pyrenäen und ich bereue meine fixe Idee auch ein wenig. Zwar sind wir schon fast im Zielgebiet, aber was tun, wenn wir niemand meiner alten Freunde mehr antreffen?

(Fortsetzungen folgen)

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