Hammer trinkt Hammer

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Über eine Facebook-Weingruppe lernte ich Markus Hammer kennen, einen Winzer im österreichischen Burgenland. Und weil Hammer auch mal Hammer getrunken haben soll, gab es ein Paket mit 6 Weinen zum Kennenlernen einer für mich bislang recht unbekannten Baustelle.

 

Da Markus ebenso empfiehlt, seine Weine gerne über mehrere Tage zu trinken, bin ich dem nachgekommen, allerdings habe ich die Weine offen und nicht blind getrunken.

 

Stattdessen habe ich gesagt, ich verzichte in der Zeit des Verkostens auf jegliche Backgroundinformation zum Weingut und den Weinen bis hin zu den Preisen dieser Weine, um so unbefangen wie möglich an diese Weine heran zu gehen, mit denen der Priorat – Hammer fremd gegangen ist…

Was soll ich sagen, ich erlebte manch positive Überraschung…

Hier die Notizen zu den Weinen im Einzelnen:

Hammer in Weiß

 

 

 

Hammer Wein Rust; Ried Vogelsang Welschriesling; Burgenland; 2019 weiß;

13°

Tag 1 (offen): Blassgoldene Farbe mit leicht grünlichen Reflexen, funkelnd und klar. Zarte offene Nase, gelbfruchtig, Birne und weißer Pfirsich, klar und sauber, am Gaumen dann deutlich säurebetonter und frischer als zunächst der Nase nach erwartet, knackig und belebend. Stahlig und schnittig, trotz des Alkohols eher leicht wirkend, klar und sehr geradeaus. Durstlöschertyp, unkompliziert und ein schöner Begleiter für alles, was aus dem Wasser kommt. 90+/100 Th. Sehr Guter Wein.

Tag 2 (offen): Wird heute noch deutlicher von der Säure dominiert, sehr frisch, Zitrusfruchtcocktail , straff. An der Nase heute ein wenig verschlossener. 89+/100 Th. Sehr Guter Wein.

Tag 3 (offen): Wird heute wieder etwas harmonischer und runder, immer noch knackig frisch, aber wieder auf dem Niveau der ersten Runde. 90+/100 Th.

Tag 6 (offen): Legt jetzt doch deutlich zu, ist harmonischer am Gaumen und nicht mehr so sehr säurebetont. Harmonisch und jetzt gut zu trinken. 92+/100 Th. Sehr Guter Wein.

(02/2021)

90+: 89+; 90+; 92+ = 90,25++++/100 Th. = 90/100 Th. Sehr Guter Wein.

 

Hammer Wein Rust; Ried Ludmaisch Sauvignon Blanc; Burgenland; 2018 weiß;

14°

Tag 1 (offen): Klares Blassgold mit funkelnden Reflexen. Offene, recht klare blumige Nase, Holunderblüten und Linde, nasse Kieselsteine. Am Gaumen frisch und sehr aromatisch, auch hier dominieren florale Noten, dazu Birne, weiße Johannisbeeren und eine leicht seifige Note. Wirkt füllig und wuchtig, der Alkohol ist spürbar, zeigt Druck am Gaumen und wirkt noch etwas zu ruppig. Etwas mehr Tiefe würde dem Wein gut tun. Verlangt nach einem guten Ziegenkäse. 90+/100 Th. Sehr Guter Wein.

Tag 2 (offen): In der Nase unverändert, aber am Gaumen deutlich harmonischer und mir weniger spürbarem Alkohol. In der Aromatik komplexer und direkter. Legt deutlich zu. 92+/100 Th. Sehr Guter Wein.

Tag 3 (offen): Deutlich harmonischer und aromatischer. Sehr gut zu trinken, macht heute sehr viel Spaß. 94+/100 Th. Exzellenter Wein.

Tag 6 (offen): Schließt immer noch gut an Tag 3 an. Im Abgang heute eine leichte Bitternote, die nicht stört, aber damit bleibt der Wein heute leicht hinter dem Eindruck an Tag 3 zurück. 93+/100 Th. Exzellenter Wein.

(02/2021)

90+; 92+; 94+; 93+ = 92,25++++/100 Th. = 92/100 Th. Sehr Guter Wein.

 

 

Hammer Wein Rust; Alte Reben – Burgundercuvée; Burgenland; 2017 weiß;

14°

Tag 1 (offen): Klares Blassgold mit funkelnden Reflexen. Leicht offene, aber recht tiefe Nase, komplexer und animierender als bei den beiden Vergleichsweinen, Viel versprechend. Am Gaumen cremig und ebenso komplex, aber auch frisch. Stoffig im guten Sinne des Wortes, noch jung, aber bereits viel Spaß ankündigend. Sehr gute Balance und Harmonie, Druck und Kraft, aber dennoch mit viel Spaß zu trinken. Sollte sich gut entwickeln können. Guter langer Nachhall. 94+/100 Th. Exzellenter Wein.

Tag 3 (offen): In der Nase verschlossener, aber am Gaumen runder und tiefer, unterm Strich gleicht sich das aus. Qualitativ unverändert. 94+/100 Th. Exzellenter Wein.

Tag 4 (offen): Unverändert zur 2. Runde, noch immer in der Nase verschlossener als am Gaumen, wo der Wein sich schon sehr gut trinken lässt. 94+/100 Th. Exzellenter Wein.

Tag 6 (offen): Lässt sich noch immer sehr gut trinken, auch wenn er nicht mehr ganz den Druck und die Spannung der Runden zuvor hat, sehr harmonisch und ausgeglichen. 93+/100 Th. Exzellenter Wein.

(02/2021)

94+; 94+; 94+; 93+ = 93,75++++/100 Th. = 94/100 Th. Exzellenter Wein.

 

 

Hammer in Rot

 

 

Hammer Wein Rust; Blaufränkisch Rusterberg; Burgenland; 2016 rot;

13°; 100% Blaufränkisch

Tag 1 (offen): Dunkles Rubinrot mit schönem Funkeln. Offene fruchtbetonte Nase, ein Korb frischer roter Früchte, wird mit Luft immer besser, dazu Kirschkerne und eine staubige, rostige Mineralik. Klar und geradeaus. Am Gaumen frisch und Aromen säuerlicher rote Beeren, dazu auch Holunder und Schlehe, auch ein Hauch Aronia, noch tanninbetont und etwas herb, vom Körper her eher leicht. Ohne große Tiefe, aber gut zu trinken. Unkompliziert. 91+/100 Th. Sehr Guter Wein.

Tag 2 (offen): Heute etwas dunkler in der Aromatik und deutlich würziger, zugleich aber bleibt er frisch und von belebender Säure geprägt. Qualitativ unverändert. 91+/100 Th. Sehr Guter Wein.

Tag 4 (offen): Immer noch sehr würzige Noten, zugleich heute aber auch harmonischer und runder, legt heute noch ein wenig zu. 92+/100 Th. Sehr Guter Wein.

Tag 5 (offen): Bleibt auf der Höhe der 3. Runde. Ausgewogen und frisch, beachtlich auch hinsichtlich seiner für mich etwas ungewöhnlicheren Aromatik. 92+/100 Th. Sehr Guter Wein.

(02/2021)

91+; 91+; 92+; 92+ = 91,5++++/100 Th. = 92/100 Th. Sehr Guter Wein.

 

 

Hammer Wein Rust; Blaufränkisch Rusterberg Reserve; Burgenland; 2015 rot;

13,5°; 100% Blaufränkisch

Tag 1 (offen): Dunkles Rubinrot mit schönem Funkeln. Braucht etwas Luft, öffnet sich dann aber schön und zeigt eine dunklere Aromatik als der einfachere Blaufränkisch und nobles Holz. Holunder und schwarze Johannisbeeren, ebenfalls von schöner Frische, etwas Bleistift und kalter Rauch. Auch hier ein etwas leichterer Körper und durchaus etwas Eleganz. Harmonisch und ausgewogen, sehr gut zu trinken und mit Potential. Samtenes Tannin im Nachhall. 93+/100 Th. Exzellenter Wein.

Tag 2 (offen): Heute eine fast schon betörende Nase, deutlich offener als gestern, dafür drückt heute am Gaumen die Säure deutlicher durch und ist heute recht dominant. Heute mit mehr Druck, aber etwas unharmonischer. Insgesamt gleichen sich die Stärken und Schwächen gegenüber der ersten Runde aus. 93+/100 Th.

Tag 4 (offen): Ist heute wieder näher an Tag 1 als an Tag 2, qualitativ unverändert. 93+/100 Th. Exzellenter Wein.

Tag 5 (offen): Heute auch am Gaumen harmonischer und inzwischen sehr gut zu trinken. Die Nase zwar nicht mehr so expressiv wie an Tag 2, aber am Gaumen heute am Besten. Weglegen sollte sich lohnen. 94+/100 Th. Exzellenter Wein.

(02/2021)

93+; 93+; 93+; 94+ = 93,25++++/100 Th. = 93/100 Th. Exzellenter Wein.

 

 

Hammer Wein Rust; Merlot; Burgenland; 2015 rot;

14°; 100% Merlot

Tag 1 (offen): Dunkles Rubinrot mit schönem Funkeln. Ansprechende offene Nase nach saftigem Pflaumen- und Kirschkuchen mit Hefeteig, dazu ein frischer Windhauch, der sich dann auch am Gaumen wiederfindet, dort dann auch viele frische Kräuternoten, sehr kühl und frisch, die Frucht etwas überdeckend. Mineralisch und mit dem Schlürfen auch etwas Druck aufbauend bei auch hier eher leichtem Körper. Mehr Tiefe als bei den Blaufränkisch – Weinen, etwas Mysteriöses und eine gute Spannung. 94+/100 Th. Exzellenter Wein.

Tag 2 (offen): Voller und offener in der Nase und auch am Gaumen, bleibt sich im Grunde genommen treu, wird nur expressiver und damit besser, Harmonisch und ausgewogen, zeigt Druck am Gaumen und auch Tiefe, das macht heute schon sehr viel Spaß. Legt zu und zeigt sich groß. 95+/100 Th. Großer Wein.

Tag 4 (offen): Unverändert zu Tag 2. Sehr gut zu trinken, hat aber noch viele Reserven. 95+/100 Th. Großer Wein.

Tag 6 (offen): Verliert heute etwas an Komplexität und Vielseitigkeit, heute dominiert Frische und Sauerkirsche. Heute für mich am Schwächsten bei den 4 Runden, allerdings schon auf hohem Niveau gemeckert. 93+/100 Th. Exzellenter Wein.

(02/2021)

94+; 95+; 95+; 93+ = 94,25++++/100 Th. = 94/100 Th. Exzellenter Wein.

 

Und jetzt, wo die Weine verkostet sind, kann ich mich auch mit der Homepage des Weingutes beschäftigen…

Hammer Wein Rust – Aktuelles

Sehr informativ und lustmachend auf mehr, vor allem doch irgendwann mal wieder einen Trip gen Ost – Südost…

Zu DDR-Zeiten waren wir ja viel in Richtung Tschechoslowakei und Ungarn mit den Rädern unterwegs, Touren, die immer schön waren, aber nach der Wende habe ich mich dann doch immer mehr gen Westen und Südwesten orientiert.

Dennoch reizt auch die „Alte Destination“ und nun könnte ich ja auch unbekümmert nach und durch Österreich fahren. Rust am Neusiedlersee käme natürlich ganz weit oben mit auf die Agenda.

Und über österreichischen Wein weiß ich definitiv wirklich zu wenig. Zu DDR-Zeiten wurden im Rahmen des Glykolskandals viele österreichische Weine für teures Geld in den sogenannten Delikat-Läden verkauft, das schlechte Image hallte bei mir lange nach und erste Begegnungen nach der Wende überzeugten mich nichtsonderlich, gerade die hohen Alkoholwerte beim Grünen Veltliner störten mich.

Aber ähnlich wie auch bei den Weißen des Priorats, die ähnlich hoch im Alkohol sind wie die Weißweine, die ich jetzt verkostet habe, kann es doch gelingen, die Weine dennoch trinkig statt schwerfällig und plump zu machen. Gerade in dem Bereich haben mich die Weißen Hammer-Weine überzeugt, die auch zudem ein gutes Preis- Genuss-Verhältnis haben.

Die Roten sind im Vergleich zu roten Prioratweinen durchaus preislich ambitioniert, aber wahrscheinlich muss man dies auch eher im österreichischen Kontext sehen, statt hier gen Priorat zu schielen. Zieht man Frankreichs teure Regionen zum Vergleich heran, relativieren sich die Preise natürlich. Und sie haben vor allem eines – einen eigenständigen Charakter.

Das Weingut mit seinen gerade mal 4,5 ha. passt gut in das, was mir auch im Priorat sympathisch ist, kleine Familienweinguter, bei denen die Philosophie stimmt. Und das tut sie hier definitiv. Zwar ist in Rust die Winzerkonkurrenz größer als im nördlichen Harzvorland, aber auch hier verbindet beide Winzer der umtriebige Hang zur bestmöglichen machbaren Qualität. Insofern passt für mich alles.

 

Ich habe zwar vom österreichischen Wein keine Ahnung, aber so schlecht kann ich es mit meiner Meinung nicht getroffen haben, gleiche ich das mal mit Falstaff und Co ab…

Den Fremdgang jedenfalls reue ich nicht – der Dank für neue und neugierig machende Erfahrungen geht am Markus Hammer vom gleichnamigen Weingut! Es hat sich gelohnt.

 

 

 

 

 

 

 

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