Unlängst im Glas: Mas de Masos 2002 von Capafons – Osso

BY IN Prioratwein verkostet NO COMMENTS YET , ,

Das mir der sympathische Klassiker Capafons – Osso einen 2002er in die Probekiste gepackt hat, macht doppelt Sinn…

Die Mas de Masos Weine brauchen immer eine gewisse Reifezeit, neben dem Gran Clos vom Celler Fuentes und dem Les Eres von Joan Simó ist das immer der Wein aus dem Priorat, der sich jung sehr schwer beurteilen lässt, da er durchaus abweisend sein kann.

Zum anderen ist das – sicher auch aus genau diesem Grund – der aktuell im Verkauf befindliche Jahrgang dieses Prioratklassikers.

Ich habe im April diesen Jahres u.a. auch den Mas de Masos Weinberg besucht und den Blick von dort auf Falset und sein Umland genau so genossen wie den Blick in den Weinberg selbst – Capafons – Osso gehört zu den Pionieren des Bioweinbaus überhaupt im Priorat. Man scherte sich weder um ein Biosiegel noch um eine Ausschlachtung der Bio – Mode, es war für Mr. Capafons einfach klar, dass es besser ist, hier weder Chemie im gesunden Weinberg einzusetzen, noch drastische Massnahmen zu ergreifen, um den Weinberg von allem, was nicht Rebe heißt, zu befreien.

Der Kräuterstrauß, den mir Mr. Capafons in seinem Weinberg pflückte, hat mich die ganze Tour über duftend im Auto begleitet. Er könnte aus all den Pflanzen auch einen Kräuterschnaps a la Chartreuse herstellen, so vielfältig sind die Heilpflanzen und mediterranen Küchenkräuter in seinem Weinberg – und als einer der ersten neben René Barbier begriff er hier im Priorat, dass all diese Pflanzen in der Lage sind, dem Wein weitere Aromastoffe zu schenken.

Mir war in diesem Frühjahr im Weinberg von Capafons – Osso aufgefallen, dass es die Menschheit bei all ihrem Erfindergeist bislang noch nicht geschafft hat, einen „Duftrekorder“ zu erfinden – und genau diese noch nicht gemachte Erfindung vermisste ich bei der Tour durch die Weinberge von Mr. Capafons am meisten.

Mangels Masse an Priorat – Weinen aus 2002 durfte dieser Mas de Masos sich nicht in einer Probe neben anderen „Jahrgangsgenossen“ beweisen, lediglich eine Flasche vom 2002er Clos Severí von Mas Garrian fand sich im Trinkregal, da diese aber so sehr von allen bislang davon getrunkenen Flaschen abstach, gehe ich hier von einer schwachen bzw. gar fehlerhaften Flasche aus, was ja beim Naturprodukt Wein leider nie unvermeidlich ist…

Also muss er hier als Solist ran:

Capafons – Osso; Mas de Masos; Priorat – Falset; 2002 rot

1. Tag: Ein für den schwächsten Jahrgang des Jahrzehnts eher ungewöhnliches Kraftpaket. Sehr dunkel fließt er ins Glas, die Nase ist erst leicht offen und verschließt sich im Laufe des Abends eher noch.

Dunkle, gar schwarze und röstige Aromen auf dunkler und sehr kräuterwürziger Frucht (schwarze Frucht mit diesen kandierten Kräutern der Garrigue, wie es sie einst zur Garnacha Nacht zu essen gab!). Der Wein wirkt warm, recht schwer und hat sogar etwas Verruchtes an sich.

Am Gaumen ebenso für den Jahrgang voll und sehr stoffig, noch etwas kantig und mit weiteren Tanninreserven für eine weitere jahrelange Lagerung. Gute mineralische Noten vom Llicorella – Schiefer hinter einem Paket aus dunkler, auch saurer Kirschfrucht und Röstaromen.

Für den Jahrgang sehr kompakt und „fleischig“, aber deutlich weniger Finesse als selbst der suboptimale Clos Severí zeigt.

Ein Wein für körperlich schwer arbeitende Männer und etwas beleibtere Hexen…

91+/100 Th. sehr guter Wein.

2. Tag: Baut deutlich aus, wird harmonischer und komplexer, zeigt heute einen guten Block Bitterschokolade in Verbindung mit dunkler Frucht und erinnert somit ein wenig an gute Weine aus Porrera – gut zur anderen Seite des Bergkammes haben wir es nicht weit bis zu den Spitzenlagen Porreras…

Im Abgang heute auch etwas Marzipan und Brombeerjoghurt, aber nicht vordergründig und keinesfalls störend.

93+/100 Th. Exzellenter Wein.

3. Tag: Noch einen Tuck harmonischer als am zweiten Tag, da inzwischen das Tannin nicht mehr so den Gaumen beschlägt, sondern sich alles gut eingearbeitet hat. Die Entwicklung verweist auf jeden Fall auf eine positive Entwicklung für die nächsten Jahre. Wenn wir man hier nicht den langlebigsten Prioratwein dieses eher kleineren Jahrgangs vor uns haben…

94+/100 Th. Exzellenter Wein.

91+; 93+; 94+ = 92,67+++/100 Th. = 93/100 Th. = Exzellenter Wein.

Sicher handelt es sich hier nicht um das beste Preis- / Genuss Verhältnis im Priorat, auch nicht hinsichtlich des Portfolios von Capafons – Osso, aber der relativ hohe Preis vor einen Mas de Masos honoriert die Arbeit in diesem steilen Weinberg und den erhalt dieses gesunden Ökosystems, einem Paradies für Pflanze, Tier und Mensch.

Der Einzellagenwein im Stile eines Vi de Finca hat 14° Alkohol, die aber wie bei vielen Prioratweinen nicht so durchschlagen.

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