Die Stunde des unfreiwilligen Masochisten – Offene Nachverkostung Rotweine 2000 und 2007 – Platz 27 von 30

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Dieser Platz 27 wird vier Mal vergeben – genau so häufig schlug in dieser Probe der Korkteufel erbarmungslos zu. Wie präsentieren sich nun dreieinhalb bzw. drei Tage später diese lustraubenden TCA-Spaßbremsen?

Mas Martinet; Martinet Bru; Priorat – Falset; 2000 rot

Leider meine letzte Flasche… Sehr üppig im Duft, sehr beerig und fruchtbetont, für einen kleineren Wein schon sehr komplex wirkend. Wenn nicht dieser dumpfe Unterton wäre… Gut gekühlt noch schwach ausgeprägt, aber in der Normaltrinktemperatur kommt er immer stärker durch und vergibt uns die Chance auf einen mindestens exzellenten Wein.

Kein ganz fieser Vollkork, man ahnt noch immer etwas von dem kraftbetonten Wein dahinter. Aber wirklich Spaß macht es halt nicht.

Solà Classic; Vinyes Josep Crianca; Priorat – Bellmunt; 2007 rot

Kirschfrucht auf durchgeweichter Pappe. Ein nasser Hund will auch noch gestreichelt werden. Am Gaumen kämpft die schöne frische Kirschfrucht mit dem nassen Hund, der nicht locker lassen will. Schade, dass der sich nicht verziehen kann, da wäre sonst ein mindestens exzellenter Wein mit mittlerem Körper drin gewesen, der sich allem Anschein nach gut trinken lassen würde…

Bevor ich den Wein in meine Selektion aufnehme, wären da noch ein paar offene Fragen zu klären und noch einmal nachzuverkosten.

Cartoixa de Montsalvat; Montsalvat; Priorat – La Vilella Alta; 2000 rot

Leicht gekühlt ist der dumpfe TCA- Ton zunächst kaum zu merken. Eine üppige süße und sehr reife dunkle Frucht versucht zunächst, die Oberhand zu gewinnen. Auch die tiefe Mineralik deutet auf einen sehr großen, komplexen und tiefgründigen Wein hin. Der Wein steht, wenn überhaupt, sicher nur knapp hinter dem 2001er. Aber sowie er seiner normalen Trinktemperatur nahe kommt, wirkt er am Gaumen schimmlig – muffig und erinnert daran, wie es ist, ungewollt leicht gammliges Obst im Mund zu haben.

Hier sind wir mit dieser Einzelflasche aus meinem Keller, die vom ersten Besuch bei Francesc Bas stammt, um einen mindestens großen Wein mit vollem Körper betrogen worden, der unter normalen Umständen anstandslos in die Top 10 der Probe gekommen wäre.

Clos Mogador; Clos Mogador; Priorat – Gratallops; 2000 rot

Sicher der absolute Horrormoment für einen jeden Prioratweinfreund. Eine schon damals teuer eingekaufte Einzelflasche Clos Mogador, liebevoll im Klimaschrank behütet, und dann ein fieser Kork!

Auch hier anfangs leicht gekühlt ohne die ganz schlimmen TCA-Töne, aber dennoch, dieser schimmlige Eindruck nach feuchter Pappe und Keller nach zurückgegangenem Elbe-Hochwasser gehört mit Sicherheit nicht wirklich in das Repertoire eines Mogador-Erlebnisses.

Wenn man dieses wegdenken würde, wäre da ein zärtlicher Wein von mittlerer Statur in einer fast vollendeten Harmonie. Nicht das Kraftmonster, aber ein ausgeglichener wundervoller und großer Wein, der wunderbar viel Spaß hätte machen können und der sicher auf die Podiumsplätze gekommen wäre.

Hätte er nur das Risiko gescheut, uns mit seinem Korkton den Verkostetag zu „versauen“…

Aber auch der fehlerhafte Mogador beweist noch Subtilität. Solang man den Wein im Mund hat, ist er noch erträglich, aber wehe, man schluckt oder spuckt. Im Nachhall wird der Gaumen mit feuchter Pappe förmlich tapeziert.

Ich brauch jetzt erst einmal einen fehlerfreien Roten aus dem Priorat – und wenn´s der Aldi – Wein wäre…

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