1. große Jahrgangsprobe 2008 – 3. der Aldi-Doppeltest

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Nachdem ich es am Montag immer noch nicht so recht glauben wollte mit dem Aldi – Wein als Zwischensieger auch nach zwei Verkostedurchgängen, bin ich noch mal zum Aldi bei uns um´s Eck, wo ich sonst eigentlich fast nie hingehe. Die anderen Flaschen haben die selben Nummern – also prinzipiell könnte man auf ein gutes Lot hoffen.

Da ich von der Geburtstagsprobe am Sonnabend auch noch einiges an Resten hatte, wurde der dritte Prioratdurchgang auf den Dienstag verschoben. Damit konnte ich die Aldi-Konterflasche genauso behandeln wie die erste, also vorm Ins – Bett – Gehen öffnen, am Morgen ein Drittel der Flasche in die Minikaraffe und ab Mittags rangehen…

Dazu hatte ich mir zum Mittag aus beiden Aldi – Flaschen jeweils ein Gläschen zum direkten Vergleich gegönnt…

Mas d´ en Cosme; El Patio; Priorat – Gratallops; 2008 rot

Welch fataler Unterschied – während die erste Flasche noch immer recht üppig, wenngleich auch verhaltener als am Sonntag duftete, war die Konterflasche nur ein Schattenbild davon. Im Charakter schon vergleichbar miteinander, Aber mit dumpfem, maskierten Hall. Erinnert an Captain Beefheart, der einst im Nachbarzimmer sang und nicht dort, wo die Band spielte und die Mikros standen… Der Wein aus der Konterflasche war dennoch immerhin gut trinkbar, sowohl Priorat-, als auch jahrgangstypisch, aber er hatte von allem nur noch so wenig, dass echte Begeisterungsstürme nicht aufkommen wollten. Das jetzt war ein korrekter, sogar sehr guter Basispriorat, der charakterlich sein Anbaugebiet vertritt, aber ohne aus der Rolle zu fallen dabei. Immerhin stellte er sich in etwa auf eine Stufe mit dem Montecastillo 2007 vom letzten Jahr bei Aldi Süd und ist immer noch fair vom Preis her bemessen. Man darf ihn durchaus empfehlen, aber ohne Euphorie. Außer man hat eine derart außergewöhnliche wie auch vielleicht seltene Monsterflasche.

Der am Sonnabend verkostete Biowein von der Rhône vom Aldi-Nord, den ich bei 79/100 sah, war wirklich so viel deutlich schlechter, dass man bei Normalflaschen (wie sicher die Konterflasche eine ist) dennoch für eine Discounterempfehlung plädieren darf, ohne sich schämen zu müssen.

Auch das ist ja das spannende bei Blindverkostungen, man lasst jedes Vorurteil an der Garderobe.

Die Frage bleibt: Lohnt sich der Kauf aus jetziger Sicht?

Wer auf eine große Flasche spekuliert, der wird ähnlich rangehen müssen wie ans Lotto spielen. Immer wieder Einsatz und Geduld und am Ende hat man vielleicht einmal Glück, aber diese Flasche ist dann unterm Strich auch so teuer geworden wie ein Premiumwein. Nur dass diese den Vorteil haben, in aller Regel zuverlässiger zu sein.

Den Beweis, dass man eine große Flasche aus dem Discounter ziehen kann, hat die erste staunend machende Flasche gebracht – und wenn es auch „once in a lifetime“ passiert.

Wer dagegen auf der Suche nach einer Idee ist, wie sich ein Wein aus dem Priorat zeigt, wer noch nichts über Prioratweine weiß, dem kann die Normalflasche ein Wegweiser sein, der neugierig auf mehr macht… Der eine oder andere von ihnen landen dann vielleicht mal bei mir und beginnen, ihre Prioraterfahrungen zu vertiefen.

Wer einen preisgünstigen Discounterwein sucht, der in aller Regel nicht spaßbefreit ist und der sein Geld wirklich wert ist, der kann ihn sich gern als Basispriorat für jeden Tag leisten. Wobei auch hier die Crux der geringen Verfügbarkeit zuschlägt.

Würde man alle Aldi- Nord Märkte dahernehmen (keine Ahnung, wieviel es sind und 12 oder 18 Flaschen in jedem Markt platziert haben – das ist das, was so in Bernburg am Tag des Aktionsbeginns rumlag), dann kommt man schon auf eine für das Priorat immense Flaschenzahl. Und da sind Schwankungen vorprogrammiert, die gravierender sind als die bei einem der 3000 Flaschen Garagenweine, die ich zum Teil anbiete…

Was aber sind 12 oder 18 Flaschen für einen Discountermarkt… Wenn sich rumspricht, dass der Wein okay und sein Geld wert ist, dürfte er schnell weg sein. Und das ist wiederum auch gut so. Denn so bleibt die Qualität vielleicht im Rahmen dessen, dass man den Wein empfehlen kann – mit so manchem Erzeugnis aus Rioja, Bordeaux und wie sie alle heißen, kann man schließlich auch erleben, das manches selbst die geforderten 3 € nicht mehr wert ist…

Und so genießt auch der Aldi – Priorat einen Hauch vom Luxus exklusiver Produkte für den Kenner und Liebhaber.

Schaun wir mal weiter, wie sich die inzwischen 2 Flaschen dann in der Langzeitbeobachtung schlagen.

So, what do you think ?