18 Mal Porrera in rot aus 2006 – Fazit und Rankings

BY IN Prioratjahrgänge, Prioratwein verkostet NO COMMENTS YET ,

Bereits nach der Vorgängerprobe mit diversen 2006ern im Sommer habe ich geahnt, dass mit dieser Probe ein dickes Paket geschnürt wird – ein ganz dickes…

Nach den eher mittelmäßigen Ergebnissen der 2003er und sogar nach der hinter manchen Erwartungen zurückbleibenden großen 2001er Probe wurde jetzt bei den 2006ern erneut nicht gegeizt.

Die Probe beweist erneut, dass das Jahr 2006 zu den ganz großen der Dekade gehören darf, was wurde einst orakelt von „vielleicht nur mittelmäßig“ bis „braucht man nicht“ – ich bin jedenfalls mit allen 2006ern, die ich zu einer Probe in diesem Jahr wiedervorgelegt habe sehr zufrieden und auch damit, dass ich noch diverse 2006er anbieten kann – wenn auch einige Weine jetzt bald ausverkauft sind – siehe Ferral und Roquers de Porrera.

Die Beschränkung auf diesmal ausschließlich Weine aus Porrera machte den Stil des Dorfes sehr schön klar und die meisten Weine fügten sich auch gänzlich in dieses Bild ein, Bitterschokolade und Kaffeenoten ergänzen hier zumeist die kirschigen bis schwarzen Fruchtnoten, die Mineralik ist spürbar, aber weniger offensichtlich als bei anderen Terroirs. Es sind sehr komplette Genussweine, oft sehr verführerisch und sexy, aber auch reich an Aromenfülle und manchmal ersetzen sie das Dessert, allerdings kann auch nicht jeder mit den zum Teil etwas bitteren Noten (Kakao und Kaffee, Bitterschokolade, Mokka, Mandel, manchmal auch Tapenade) etwas anfangen – diese Weinliebhaber sollten Weine aus Torroja, Poboleda, Bellmunt etc. den Weinen aus Porrera (und auch La Vilella Alta) vorziehen.

Sehr gute Erzeuger gibt es in Porrera inzwischen zu Hauf, wenn ich hier aus 2006 18 Weine von 11 verschiedenen Erzeugern präsentiere, ist das schon ein ganz guter Überblick über die Szene im Dorf – Sangenis I Vaque hat bis auf den ganz kleinen noch keine 2006er offiziell auf dem Markt, die Weine von Depardieu und Magrez sind nicht leicht zu finden, vom raren Trosset der Brüder Germans Duran hatte ich nur eine längst getrunkene Musterflasche und Parmi Priorat ist zwar da, aber auch hier ist es nicht leicht, an die Weine zu kommen, zumal sich ein Treffen zum Celler-Besuch im Mai doch letztlich nicht ergeben hat.

Alle anderen damaligen Erzeuger haben wir mit wenigstens einem Wein dabei gehabt, von manchen auch das komplette Programm.
Und sie lohnen sich alle, auch wenn das Preisniveau der Ereuger unterschiedlich hoch ist und manches aus dem Rahmen fällt…

Aus dem Rahmen für mich fallen eigentlich nur zwei Erzeuger…

Vall Llach, einer der Klassiker des Dorfes. Dahinter steht mit Lluis Llach der unter Franco aufrührerische Sänger und quasi eine Symbolgestalt des Kampfes gegen die Unterdrückung der Katalanen unter Franco – und ja, seine Weine sind wie seine Lieder…
Es sind divenhafte Künstler, die sich zieren, vor dem großen Applaus auf die Bühne zu springen, die Geschichten erzählen können, emotional singen, mitunter blendend im Licht stehen, mitunter lichtscheu sind und zicken – immer ganz wie sie es wollen.

Sie haben Erfolg, damit sind sie auch kommerzieller geworden, aus etwa 5.000 Flaschen Vall Llach 1998 sind mehr als 14.000 in 2006 geworden. Sie sind immer noch groß, auch wenn der kommerzielle Erfolg Zugeständnisse fordert.
Wenn es sich lohnt, tagelang auf den Vall Llach zu warten, bis er denn so richtig singt (und dann den Wartenden mit Zugaben belohnt), so lohnt es sich, beim Embruix auch, aber er ist schneller da und schneller wieder weg – und er gibt keine Zugaben. Ein bisschen zaubern aber kann er (Embruix heißt Zauberei), das zeigte der 2001er und auch jetzt wieder der 2006er – nur die Beständigkeit fehlt ihm.
Schwierigkeiten hatte ich jedoch seit dem 2006er Jahrgang immer mit dem Idus aus der Fira, das zieht sich wie ein Faden durch und jetzt bei dem 5 Jahre alten Idus fand ich genau das wieder: er ist kauzig, etwas schräg, etwas künstlich – wäre es einmalig, könnte man einen Fehler vermuten, aber es zieht sich durch und so scheint es gewollt. Aber meins ist es so wohl nicht mehr…

Der andere Erzeuger ist der Celler Joan Simó – hier haben wir den netten Nachbarsjungen von nebenan, der immer freundlich grüßt, aber der nicht mit der Menge spielt. Stattdessen sitzt er – eigenbrötlerisch wirkend – am Experimentiertisch und schaut, was passiert. Auch wenn es der Gegenentwurf zum Kommerziellen ist. Seine 2006er präsentierte er mir jetzt als Muster, denn auch jetzt erst sollen sie in den Verkauf und dass sein Kleinster, der Sentius insgesamt am Besten abgeschnitten hat, ist kein Zufall. Er ist jetzt schon bei den Spaßweinen dabei, während man auf die Les Eres – Weine immer noch warten muss. Auf der Fira sind die jungen Weine regelmäßig die Verschlossensten des ganzen Priorats und auch mit fünf Jahren schreien sie noch nicht „Kauf mich“, sondern „Glaub an mich“ – einen älteren als einen 5 Jahre alten Les Eres kenne ich bislang nicht, aber nur mit solchen noch reiferen Weinen könnte ich verifizieren ob hier Glauben aus Vertrauen oder Hoffnung kommt. Bis dahin empfehle ich den Sentius im Reigen der anderen kleineren Weine aus Porrera.

Schwierig in dieser Probe waren der Marge (hier wurde eine schwache Flasche vermutet, Ricard zog eine Kontrollflasche zu Hause auf und auch die Flasche von Klaus-Peter liest sich besser). Auch ich hatte bereits deutlich bessere Marge aus 2006 getrunken, aber eben auch solche, wie diese… Und wenn man ehrlich ist, ganz schlecht war der auch nicht, schon gar nicht unter dem Gesichtspunkt einer Blindverkostung. Und Fragezeichen warf der Osmin auf, zweifelsohne kein billiger Wein und von mir bislang immer deutlich besser getrunken. Aber ähnlich wie das Erlebnis mit einem total verschlossenen 2005er Clos Mogador kann auch der Osmin völlig auf Tauchstation gegangen sein. Die Anlagen für einen großen Wein sind zweifelsohne da, nur konnte diese Flasche sie momentan nicht ausspielen.

Unterm Strich aber bleibt eine Probe mit extrem hohen Bewertungen – nicht nur aus meiner Feder und selbst die erst am dritten Tag hinzugekommenen Verkoster waren sehr zufrieden mit dem, was sich ihnen aus drei Tage offenen Flaschen darbot.

Hier die Rankings:

Ranking nach den beiden Blindproben (Durchschnitt der Durchschnitte der beiden Einzelwertungen von Arne und mir jeweils plus der Noten von Ricard und Raimon)

Platz 18
Wein 2 – Celler de l´ Encastell; Marge; 91,125++ = 91

Platz 17
Wein 6 – Celler Castellet; Ferral; 92,375++ = 92

Platz 16
Wein 15 – Celler Joan Simó; Les Eres Especial dels Carners; 92,75+++ = 93

Platz 15
Wein 3 – Merum Priorati; Osmin; 93++++ = 93

Platz 14
Wein 4 – Cims de Porrera; Cims Classic Caranyana; 93,625++ = 94

Platz 13
Wein 8 – Cims de Porrera; Solanes; 94,125+++ = 94

Platz 12
Wein16 – Celler Vall Llach; Embruix de Vall Llach; 94,25++ = 94

Platz 11
Wein 12 – Marco Abella; Clos Abella; 95+ = 95

Platz 10
Wein 10 – Celler Joan Simó; Les Eres; 95+++ = 95

Platz 9
Wein 14 – Celler Vall Llach; Idus de Vall Llach; 95,125+++++ = 95

Platz 7
Wein 1 – Celler Joan Simó; Sentius; 95,375+++ = 95
Wein 18 – Celler Vall Llach; Vall Llach; 95,375+++ = 95

Platz 6
Wein 11 – Celler Cal Pla; Mas d´en Compte; 95,5++ = 96

Platz 5
Wein 5 – Celler Ardèvol I Associats; Coma d´ en Romeu; 95,875+++ = 96

Platz 4
Wein 13 – Clos Dominic; Clos Dominic Vinyes Altes; 96+++ = 96

Platz 3
Wein 9 – Celler Cal Pla; Planots; 96,375++ = 96

Platz 2
Wein 7 – Celler de l´ Encastell; Roquers de Porrera; 96,625++ = 97

Platz 1
Wein 17 – Ester Nin Llort; Nit de Nin; 97+++ = 97

Gesamtranking aller Teilnehmer (Durchschnitt der Durchschnitte der Einzelwertungen von Arne und mir jeweils plus der Noten von Ricard, Raimon, Martin und David)

Platz 18
Wein 2 – Celler de l´ Encastell; Marge; 89,22++ = 89

Platz 17
Wein 6 – Celler Castellet; Ferral; 90,86++ = 91

Platz 16
Wein 15 – Celler Joan Simó; Les Eres Especial dels Carners; 91,81++++ = 92

Platz 15
Wein16 – Celler Vall Llach; Embruix de Vall Llach; 92,86+++ = 93

Platz 14
Wein 3 – Merum Priorati; Osmin; 92,86+++++ = 93

Platz 13
Wein 4 – Cims de Porrera; Cims Classic Caranyana; 92,96+++++ = 93

Platz 12
Wein 1 – Celler Joan Simó; Sentius; 93,08+++ = 93

Platz 11
Wein 8 – Cims de Porrera; Solanes; 93,55+++ = 94

Platz 10
Wein 10 – Celler Joan Simó; Les Eres; 93,83++++ = 94

Platz 9
Wein 14 – Celler Vall Llach; Idus de Vall Llach; 94,21+++++ = 94

Platz 8
Wein 12 – Marco Abella; Clos Abella; 94,5+ = 95

Platz 7
Wein 11 – Celler Cal Pla; Mas d´en Compte; 94,625+++ = 95

Platz 6
Wein 18 – Celler Vall Llach; Vall Llach; 94,92++++ = 95

Platz 5
Wein 5 – Celler Ardèvol I Associats; Coma d´ en Romeu; 95+++ = 95

Platz 4
Wein 9 – Celler Cal Pla; Planots; 95,17+++ = 95

Platz 3
Wein 13 – Clos Dominic; Clos Dominic Vinyes Altes; 95,42++++ = 95

Platz 2
Wein 7 – Celler de l´ Encastell; Roquers de Porrera; 95,92++ = 96

Platz 1
Wein 17 – Ester Nin Llort; Nit de Nin; 96,11+++ = 96

Das Prioratführer-Ranking aus dem Durchschnitt meiner Bewertungen

Sehr gute Weine:

Platz 18
Wein 2 – Celler de l´ Encastell; Marge; 90,33+ = 90/100 Th.

Platz 17
Wein 14 – Celler Vall Llach; Idus de Vall Llach; 92,25++ = 92/100 Th.

Exzellente Weine:

Platz 16
Wein 3 – Merum Priorati; Osmin; 92,67+++ = 93/100 Th.

Platz 15
Wein16 – Celler Vall Llach; Embruix de Vall Llach; 93,67+ = 94/100 Th.

Platz 14
Wein 10 – Celler Joan Simó; Les Eres; 94+++ = 94/100 Th.

Platz 13
Wein 8 – Cims de Porrera; Solanes; 94,25+ = 94/100 Th.

Platz 12
Wein 15 – Celler Joan Simó; Les Eres Especial dels Carners; 94,33+++ = 94/100 Th.

Große Weine:

Platz 11
Wein 6 – Celler Castellet; Ferral; 94,67++ = 95/100 Th.

Platz 10
Wein 4 – Cims de Porrera; Cims Classic Caranyana; 94,75+++ = 95/100 Th.

Platz 9
Wein 18 – Celler Vall Llach; Vall Llach; 95++ = 95/100 Th.

Platz 7
Wein 12 – Marco Abella; Clos Abella; 95,5+ = 96/100 Th.
Wein 1 – Celler Joan Simó; Sentius; 95,5+ = 96/100 Th.
Platz 6
Wein 11 – Celler Cal Pla; Mas d´en Compte; 95,75++ = 96/100 Th.

Platz 5
Wein 5 – Celler Ardèvol I Associats; Coma d´ en Romeu; 96++ = 96/100 Th.

Platz 4
Wein 13 – Clos Dominic; Clos Dominic Vinyes Altes; 96+++ = 96/100 Th.

Weltklasseweine:

Platz 3
Wein 17 – Ester Nin Llort; Nit de Nin; 96,67+ = 97/100 Th.

Platz 2
Wein 7 – Celler de l´ Encastell; Roquers de Porrera; 97+ = 97/100 Th.

Platz 1
Wein 9 – Celler Cal Pla; Planots; 97+++ = 97/100 Th.

Witzigerweise habe ich, so wie ich den Idus am ersten Tag schon richtig vermutet hatte, am ersten Tag den Nit de Nin für den Planots gehalten und genau umgekehrt. Ganz vorn waren sie letztlich beide.

So, what do you think ?