Einmal in die Alpen 2016, ein Reisetagebuch (2)

BY IN Reisetagebuch eines genügsamen Genießers NO COMMENTS YET , ,

Mittwoch morgen in den nördlichen Vogesen, ich habe auf Urlaubsmodus um geschalten und so stört es mich auch nicht, dass ich bereits in Raon l´ Etape auf einen Umweg wegen einer Straßensperrung geschickt werde, die Landschaft ist schön, die Strecke für mich neu und es gibt was gucken, obwohl das eben kein Urlaubsgebiet für mich ist, sondern nur eine schöne Durchfahrroute.

Bei Epinal erreiche ich die N57, die hier über weite Strecken in Richtung Besancon vierspurig und Autobahn ähnlich ausgebaut ist bzw. an der weiterhin fleißig gebaut wird, um das zu vervollkommnen.

Mir ist indes nach einem Kultur Stopp und so fahre ich kurz von der Schnellstraße ab und gönne mir die Besichtigung des kleinen hübschen Badeortes Plombières-Les-Bains. Ich finde ein hübsches Städtchen mit schönen Plätzen und Gärten, mondänen alten Häusern und Trinkbrunnen, im Office de Tourisme wird das Bier einer lokalen kleinen Brauerei verkauft, ich möchte gern eine Flasche davon für den Abend kaufen und mitnehmen, sie wird mir sorgfältig mit Papier umwickelt und ich  werde darauf hingewiesen, sie im Kurpark oder ähnlichen Anlagen nur mit dem Papier drumherum zu genießen. Aber die Flasche darf ohnehin noch eine Weile überleben.

Das nette Städtchen hat auf jeden Fall einen Stopp gelohnt.

Vor Vesoul finde ich einen Parkplatz fürs Mittagspicknick und ich habe irgendwie Angst um die von zu Hause mitgenommenen restlichen rohen Eier. Blöderweise weht ein recht kräftiger und nervender Wind, der mir zeigt, dass es keine gute Idee war, mir hier eben mal fix im Trangia ein paar Spiegeleier zu braten.

Noch nerviger aber ist ein LKW-Fahrer, der meint, hier auch seine Pause machen zu müssen. Er kommt kurz nach mir, bleibt in seinem Truck sitzen und lässt die ganze Zeit den Motor weiter laufen – und nein, es war kein Kühlfahrzeug…

Aufgrund der gut ausgebauten Straße geht es recht gut vorwärts, selbst an den Baustellen gibt es keinen Stress durch Stau oder langsam Fahrende.

So bin ich dann schon wenig später im Jura und ich halte in der Nähe von Grange-le Vaivre an der Nationalstraße N83 bei der Bio-Käserei, um mich mit Käse und Wurst aus dem Jura für die nächsten Tage einzudecken.

Natürlich gibt es in dem Laden auch ein gutes Weinangebot, aber plötzlich ist mir danach, heute nicht mehr all zu weit zu fahren, sondern den Nachmittag zu nutzen, um alte Bekannte zu besuchen, schließlich liebe ich die Jura-Weine seit den 90er Jahren bereits, wo sie noch ein Exotendasein fristeten und bis heute ist das Jura das einzige Gebiet Frankreichs geblieben, wo ich meinen Weinbestand im Keller relativ konstant halte.

Einen ersten Stopp mache ich bei Lucien Aviet in Montigny-les-Arsures, einem Winzer, bei dem ich in den 90ern bereits mit dem Fahrrad mehrfach Halt machte. Eigentlich halte ich hier hauptsächlich wegen seines Trousseau´s, der berühmten Cuvée der Geologen.

Zunächst aber bekomme ich die Cuvée der Doktoren, ein guter Sommerwein aus Poulsard, der sich gut zu den Wurstwaren der Gegend macht. Dann erfahre ich, dass es inzwischen nicht mehr eine Cuvée der Geologen gibt, sondern derer drei, alle leider fast ausverkauft. Der Marnes Bleu ist zugänglicher und voll in der Aromatik, so wie ich diesen Wein von früher her kenne, der Roseraie hat mehr Säure und mehr Biss und ist sicher eher etwas zum Weglegen. Obwohl fast ausverkauft, darf ich einzelne Flaschen mit einpacken lassen.

Ganz okay der Melon, ein Chardonnay – Klon, überzeugend gut aber für mich der Savagnin.

Spitzenmäßig ist dann der 2009er Vin Jaune, ein großes und gefeiertes Jahr für diese grandiose Spezialität im Jura. Eindrucksvoll, voll aromatisch und schon jetzt in seiner Jugend sehr komplex. Selbst Händler erhalten hier nur maximal 18 Flaschen von und auch bei mir wandert der Wein in eine erste gemischte Kiste , die die Fahrt nun in die Alpen mit mir antritt.

He, bin ich zum Klettersteige gehen hergekommen oder zum Weinkauf? Egal. Beim Jura – Wein wird das Herz schwach…

Und so plane ich den nächsten Abstecher – nach St.-Lothain zu Didier Grappe.

 

 

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