Einmal ins Priorat und zurück – März 2012 (1) 18.03.2012

BY IN Reisetagebuch eines genügsamen Genießers NO COMMENTS YET

Es ist verflixt. Warum rufen die Leute, die das ganze Jahr nicht anrufen, ausgerechnet an dem Tag an, wo ich justament beim Packen bin… Und auch neue Weinerstbesteller wollen wenigstens noch knapp informiert werden, dass ich eigentlich schon fast weg bin.

So wird es doch wieder später und es gestaltet sich zur Flucht – dass ich vergessen habe, festes Schuhwerk mitzunehmen, wird mir erst weitaus später auffallen, die Sandalen an den Füßen sind bequem.

Wenigstens habe ich während de Frühstücks noch mal auf die Wetterkarte geschaut – für die Orte, wo wir jeweils sein werden… gelegentlich Regen während des Pyrenäenübergangs und bei unserer Ankunft werden vorhergesagt, dazu Schauer für den Sonnabend, die Temperaturen so, dass ich schnell noch was Warmes mit eingepackt habe – fast kam ich ins Überlegen, kurze Hosen zu Hause zu lassen…

Dann ist alles verstaut, auch das Öl und die Oliven für Jens, auch der Wein für Norbert und einen neuen Kunden aus Oberhausen. Dieser, wie es der Zufall will, ruft ein, zwei Tage zuvor an und bestellt 12 bunt gemischte Flaschen, um das Priorat kennen zu lernen – er hat meinen Blog durch eine Recherche zu Montsant und Prioratweinen gefunden…

Oberhausen – im Ruhrgebiet, frage ich. Ja, so die Antwort. Da muss ich am Sonntag hin, sage ich, das spart die Versandkosten… Es stellt sich heraus, dass er nur wenige 100 m entfernt von Norbert und Wera wohnt. Klein ist die Welt.

Im letzten Moment kontaktiert mich Peter Fischer – Pep, der Önologe vor Ort sei auf der Alimentaria, aber Christian würde für uns da sein. Termine zum Aussuchen gibt es nicht mehr, der Kalender ist voll. Ich schlage den einzig machbaren vor und bitte darum, dass Christian ihn bei Norbert bestätigt – bei mir läuft es ins Leere – ich starte gen Oberhausen mit ziemlicher Verspätung, aber wenn alles klappt, bin ich noch im Hellen da…

Es klappt nicht alles. Zu viele geschwindigkeitseingeschränkte Autobahnabschnitte, tanken muss ich auch noch (beim Blick auf die Preistafel wird mir jedes mal übler), ich nähere mich dem Ruhrgebiet bei einer phantastisch großen untergehenden Sonne.

Was folgt sind fast zwei Stunden im Kreis – Oberhausen im Dunkeln, schlecht ausgeschildert, niemand zum Fragen auf der Straße, kein Platz zum Parken. Mehrfach muss ich fragen, irgendwann heißt es: zu Fuß keine 5 Minuten, per Auto zu kompliziert… Ich gehe zu Fuß. Norbert muss mich lotsen…

Die Stimmung bei Kreutzers ist schon auf Wein und Lobgesang. Norbert kredenzt einige Weine blind, meine Verkostungsnotizen zu diesen Weinen, wie auch zu den späteren, im Laufe der Reise getrunkenen kommen in gesonderten Postings.

Der 1999er Finca la Planeta schlug bei mir erst als Cabernet-betonter Wein durch, hätte auch nicht unbedingt Priorat sein müssen. Um den Burgunder war es schade – der hatte seine besten Tage wohl leider eher hinter sich.
Mein 2004er Prior Pons bleibt zu, wir haben eh zu viel Wein, wird festgestellt, aber wir laben uns einhellig an den von Jens mitgebrachten großen Weinen von Mas Martinet und Clos Figueras. Grade der 2001er Clos Figueras stellt seine Weltklassequalität einmal mehr heraus und macht richtig Lust auf die Tour.

Schlußendlich bleiben wir vernünftig, denn am nächsten Morgen wollen wir fit für die Reise sein. Ein richtig schöner geselliger Abend mit Weinfreunden war es dennoch, auch wenn ich mein Gegurke durch das nächtliche Oberhausen gern vermieden hätte. Aber es ist halt, wie es ist. Es gilt, immer das Beste draus zu machen. Ich weiß jetzt, dass Oberhausen recht groß ist…

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