Einmal ins Ungewisse und zurück 2009, 19.08. (Kapitel 4)

BY IN kein Priorat - Montsant, Reisetagebuch eines genügsamen Genießers NO COMMENTS YET , ,

Am Morgen lassen zunächst einige Wolken auf einen kühleren Tag hoffen, aber bereits nach dem Frühstück übernimmt wieder die Sonne das Zepter für den Tag. Zu erwähnen ist das sehr saubere und moderne Toilettenhaus, welches zum Picknickplatz gehört. Bedenkt man, dass viele öffentliche Toiletten in Frankreich noch aus der Zeit vor Erfindung des Klobeckens stammen und man selbst in nicht ganz billigen Pariser Restaurants in guten Lagen noch solche Zumutungen findet, bei denen Einem das Bedürfnis vergeht, dann ist dies eine Erwähnung wert. Alles ist sauber und vom Feinsten, nur das eigene Papier wird abverlangt. Ich halte es in der Karte mit einem „T“ für besonders erwähnenswerte öffentliche Bedürfnisanstalt fest.

Wenige Kilometer sind es von Azay – le – Ferron bis zum „Réserve De La Haute – Touche“, einem der wohl größten Zoos und Reservate in Europa. 480 ha groß ist die Gesamtfläche, von denen etwa 120 ha den Besuchern zugänglich bzw. einsehbar sind. Der große Rest sind Reservate für Nachzuchten etc. Das Gebiet ist zugleich ein Nationalmuseum für Naturgeschichte.

Mitten im Wald gelegen ist diese wahrhaft gigantische Anlage – ein Park, der jedem dort gehaltenen Tier bestmögliche Lebensbedingungen bietet. Die Einzelgehege für die „größte Hirschsammlung“ Frankreichs, ja vielleicht sogar Europas sind zwischen 1 und 3 ha groß. Von der Kasse fährt man zunächst im Auto 4 km an Gehegen entlang bzw. im Schritttempo mitten hindurch und geht auf Tuchfühlung mit stattlichen Hirschen aus verschiedensten Teilen der Erde.

Dann sind etliche weitere Kilometer zu Fuss oder per Leihrad machbar, die empfohlene große Optimalroute misst etwa 4,5 km. Ein ausgeklügeltes Wegesystem führt dazu, dass man trotz der riesigen Gehege alle Tiere zu entdecken bekommt, außer denen, die sich vor der Hitze irgendwo in einem kühlen Bau verstecken.

Ich hatte den Zoo bereits 2006 entdeckt und schwärmte seitdem für dieses Zooparadies. Nach dem Vorzeigen von Yvonnes Karte als Mitglied im Verband der Zootierpfleger und unserer Frage nach einem kompetenten Ansprechpartner kommen wir sogar beide gratis hinein, aber selbst die normal verlangten 8 € pro Person sind gemessen an unserem belgischen Vergleichsobjekt ein wahres Schnäppchen. Alles macht einen sehr gepflegten Eindruck, eine ganze „Equipe“ kümmert sich um das Wohl der Tiere wie um das der Besucher – Gratis Vorführungen, Erläuterungen und Fütterungen diverser Tierarten inklusive.

Patrick beantwortet geduldig die vielen Detailfragen von Yvonne, wir bekommen eine komplette Liste der Arten und viele Detailauskünfte. Die Zeit vergeht wie im Fluge und wir sind über 6 Stunden hier unterwegs.

Besonders beeindrucken neben der Größe und dem Zustand der Gehege die vielen Jungtiere, u.a. ein Nandupärchen mit seinen etwa 15 Küken.

Ein riesiges schwarzes Straußenmännchen muss sich auf den ersten Blick in mich verliebt haben, er kam einige hundert Meter zielgerichtet auf mich zugerannt und vollführte dann eine Art Balztanz vor mir, in dem er in die Knie ging, seine Schwingen ausbreitete und mit dem Kopf und einem dicken Hals rhythmisch vor mir hin und her schwang und dabei leicht klatschende Geräusche machte. Nach einer Weile stand er auf, reckte den Kopf und schaute mich unvermittelt an:“und nu…?“

Er begleitete mich das ganze lange Stück am Zaun seines Geheges entlang, meinemTempo folgend und als ich erneut stehen blieb, fiel er erneut auf die Knie…

Auch die Fütterung der Rothunde, einer Art Wildhund verfolgten wir aufmerksam, jeder Hund bekam ein (schon gerupftes) Huhn, aber manche Ranghöheren waren zu faul, sich eines zu holen. Stattdessen nahmen sie es einem rangniederen Tier ab, der es auch bereitwillig herzugeben schien und der dann erneut nach einem weiteren Huhn suchen ging. Am Ende der Prozedur waren alle 14 Rothunde glücklich mit dem Verzehr ihres Huhnes beschäftigt.

Und unser Durst ist inzwischen so groß, dass wir uns um 16.00 Uhr die in praller Sonne stattfindende Fütterung der Pelikane schenken.

Wir fahren am Südzipfel der Touraine entlang, ich entdecke sogar einige Weinreben und bei La Roche Posay wechseln wir ins Poitou.

Das kleine alte Städtchen hat eine interessante alte Kirche, einen festungsartigen Donjon und alte Häuser, sowie Reste der Stadtbefestigung. Dazu kommen enge Straßen, die dazu geeignet sind, die grade fahrende Yvonne zu nerven. Und ein mit Garfield verwandter Kater lässt sich von mir laut schnurrend streicheln, bis ein alter großer Hund die Straße zur Kirche hoch schnauft. In diesem Moment schaut mich Katerchen an:“Muss dann mal weg…“ und flüchtet unter das nächststehende Auto.

Der Platz in La Roche Posay lädt nicht zum Übernachten ein, das Auto würde unbeobachtet weit weg und in der Sonne stehen.

Wir fahren weiter in den Nachbarort Viqc – sur – Gartempe, wo ich bereits 2006 mein Zelt aufschlug. Es gibt die zweite Portion Wachteln und dazu einen weiteren Rhône-Wein, der aber nicht ganz an den Wein vom Vortag heranreicht.
Domaine des Lauribert; La Carelette – Valréas; Côtes du Rhône Villages Valréas; 2004 rot – weniger Vergnügen als de Le Plaisir aber er verdient immerhin noch sehr gute 89/100 Th bei einem sehr guten und gerechtfertigten Preis. Man muss nicht danach suchen, aber es auch nicht bereuen, wenn man ihn gefunden hat.

Das Bad in der Gartempe ist ein echtes Vergnügen, ich finde Flußmuscheln (Schalen und lebende, volle) und schwimme gegen den Strom, weil ich wissen will, wie es hinter der Flußkurve aussieht…

(Fortsetzungen folgen)

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