Einmal ins Ungewisse und zurück 2009, 31.08. (Kapitel 16)

BY IN kein Priorat - Montsant, Reisetagebuch eines genügsamen Genießers NO COMMENTS YET , ,

Wir fahren nach dem Frühstück nach Cortegana. Hier habe ich in den 90er Jahren einige deutsch-spanische Jugendaustausche geleitet. Ich wandle auf den Pfaden der Erinnerung, will manches wach werden lassen und doch nagen die Spuren der Zeit.

Manches ist vertraut, anderes ist verbaut, die Straßen in ihrem Einbahnstraßenchaos werden zum Labyrinth – unverrückbar stehen die alten Gebäude da und halten fest, was war.

Ich freue mich bereits auf das Wiedersehen mit den Leitern der Cortegana – Austausche Rafa und Maleni am Dienstag. Zur Burg möchte Yvonne aufgrund der Sonne nicht, was ich irgendwie innerlich bedaure. Aber wir besuchen die berühmte Likörfabrik „El Milano“, in der ein herrlicher doppelt gebrannter trockener Anis „Pata Negra“ und einige „Obst“liköre bester Qualität hergestellt werden. Im dazugehörigen Laden kosten wir den Nuss- und den Kaffeelikör und ich kaufe eine Flasche vom Eichellikör „Bellota“, der mir als eines der eigenständigsten Produkte in Erinnerung geblieben war. Den Kastanienlikör aus der Esskastanie hatten sie leider momentan nicht, dafür aber fand ich bei den Weinen noch eine letzte Flasche „Jaloco Reserva“ 1996 und zum Kosten musste auch noch eine aus 2001 mit. Diesen Wein mit dem Korkimitat als Etikett aus der Extremadura mochte ich bereits zu Zeiten der Jugendaustausche – damals tranken wir 1988, 1989, 1991… Bis heute ist dieser Wein eher ein Geheimtipp geblieben. In Andorra hatte ich ihn manchmal schon kaufen können.

Dann düsen wir auf der schnellen Nationalstraße nach Aracena. Jara hatte uns eine richtig gute Tapasbar dort empfohlen und vielleicht können wir uns da gar treffen.
Er hatte uns zwar nicht angerufen, aber wir wollten seiner Empfehlung dennoch folgen – bis sich vor der Tür der Bar herausstellt, dass diese momentan wegen Urlaubs geschlossen ist.

Wir finden aber schnell Ersatz, auch hier sind die Tapas richtig gut und die Preise in Ordnung. Wir lassen zu zweit keine 25 € und haben Hunger und Durst ordentlich gestillt. Ein Tapa kostet zwischen 1,80 und 2,50 € und mit vier verschiedenen Tapas ist man gut satt. Aber auch die Bier- und Kaffeepreise sind ähnlich günstig.

Ein kleiner Stadtrundgang durch die schöne alte Stadt schließt sich an, bevor wir zur Siesta wieder nach Santa Ana fahren. Die touristische Höhle in Aracena schenken wir uns, obwohl sie sehr schön sein soll – aber wenn man auch mit Helm und Stirnlampe in nicht erschlossene Höhlen einfährt, dann wird man der ausgeleuchteten und glatt betonierten Touri-Höhlen schnell überdrüssig.

Jara und Vicky waren doch ebenfalls in Aracena und haben verzweifelt nach uns gesucht. In der Bar, in der wir gegessen hatten, müssen wir uns nur um Minuten verpasst haben und wie es sich später herausstellte, hatte die Telefonnummer, die Jara gewählt hatte eine Ziffer zu viel.

Dafür gibt es dann an unserem letzten gemeinsamen Abend noch mal richtig gut etwas zwischen die Kiemen. Jara macht wunderbaren frischen Fisch, dazu gibt es Crevetten und Salat. Wir trinken zunächst einen frischen, sehr ehrlichen Rosado Cava (89/100 Th), dessen Namen ich mir leider nicht notiert habe. Ein unkomplizierter, sehr schöner Essensbegleiter.

Dann folgt ein herrlicher weißer Campo de Borja:
Bodegas Aragonesas; Vina Tito – Blanco Semiseco; Campo de Borja; 2008 weiß – aus 100% Macabeu, nicht im Fass ausgebaut. Schöne Nase nach Blüten (Akazie) und weißen Früchten, speziell weißfleischigem Pfirsich und Honigmelone, der frische und leichte Eindruck am Gaumen bestätigt die Nase. Ein leicht zu trinkender unkomplizierter und schmeichelnder Weißer, den ich für sein Preis-Genuss-Verhältnis loben muss und der sehr gute 91+/100 Th. verdient.

Zum Vergnügen werfe ich anschließend noch einen sehr speziellen Roten ein, der eigentlich immer wieder verblüfft und Spaß macht:
Domaine Rougeyron; Cuvée Bousset d´ Or; Côtes d´ Auvergne Châteaugay; 2004 rot – komplexe, offene Nase, mineralischer Eindruck (Vulkangestein und Torferde), Tapenade und frischer Tabak. Am Gaumen warm und voll, ausgewogen und harmonisch mit schöner Länge. Ein charakterstarker Wein mit sehr guten 92+/100 Th.

Es ist ein traumhaft schöner Abend – der vorerst letzte mit Jara, Vicky und Claudia sowie den drei Katern – zumindest für diesen Urlaub, besser spricht man wohl in Andalusien vom penultimo…

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