Inzwischen machte sich ein kleiner Hunger bemerkbar und da ich inzwischen alle Stände im Garten besucht hatte, machte ich eine „kurze“ Verschnaufpause.
Irgendwann stellte ich mir jedoch die Frage, ob ich zum Sattessen oder zum Carignanverkosten hier bin. Und dann machte ich mich wieder an die Arbeit…
Bei Herencia del Padri (Domaines Magrez Esp.) gab es den 2007er Sine Nominé zu verkosten. Der Gerard Depardieu – Wein besteht aus 60% Carignan und 40% Grenache. Wie auch bei unserer ersten Begegnung mit dem 2004er seinerzeit redete er nicht wirklich viel – und meine sehr guten 92+/100 Th. sind eine Momentaufnahme, wohlwissend, dass der Wein in der Lage ist, noch richtig Fahrt aufzunehmen. Das ist wieder jener Film, der erst nach einiger Zeit die rechte Spannung aufbaut. Ich würde mich über eine intensive Nachverkostung dieses Weines Ende des Jahres auf jeden Fall sehr freuen.
Kommen wir zum Höhepunkt für mich bei der Verkostung – was die bereits fertigen Weine angeht…
Clos Dominic (Francisco Castillo Serrano) setzt hier zum Doppelschlag an…
Zunächst kommt der Clos Dominic Vinyes Altes Seleccion Miriam 2006 ins Glas. Der Wein besteht zu 100% aus ca. 80 jährigen Carignan der Lage Tena. Bereits im letzten Jahr zur Fira war er mir positiv aufgefallen und er bestätigt seinen Vorjahreseindruck. Ein feiner, sexy Duft, intensiv verführend stimmt den Gaumen ein. Hier kommt ein Wein mit schöner Frische und Mineralik an, der mir große 96+/100 Th. wert ist.
Als ob das noch nicht reicht, gibt es noch „Einen drauf“…
Beim 2007er ist wieder Sohn Andreu mit einer speziellen Selektion dabei, er ist der erste, der zum zweiten Mal (nach 2004) mit diesem Wein in Miniauflage (ca. 500 Flaschen) geehrt wird.
Clos Dominic Vinyes Altes Seleccion Andreu 2007
Sehr noble Nase, enorm frisch und mineralisch, ein kühler und doch sehr sensitiver Adliger. Ein Wein, der gefühlsstark, ausgewogen und stolz daherkommt – und da auch Männer Gefühle zeigen dürfen, treibt es mir fast die Tränen der Freude in die Augen. Ich bin gerührt und gespannt auf die großen 2007er, die ja zu der Zeit noch nicht im Glase waren.
Mit 98+/100 Th. setze ich jedoch an dem Abend schon mal eine Latte, an der sich die Besten wohl messen müssen…
Ganz in der Ecke verstecken sich die Sangenis Familien…
Maria Sangenis schenkt mir einen Wein von starker Struktur ein, der etwa zur Hälfte in den Clos Monlleo 2005 eingeht. Sangenis I Vaque spielt natürlich wieder in der vorderen Liga mit, sei es mit diesem Teilstück oder mit dem kompletten Monlleo.
Auch die Weine vom Celler Cal Pla gehören zur verzweigten Familie Sangenis.
Vier Carignan-Muster bilden einen schönen Reigen, den Auftakt machen 15 Jahre alte Carignan aus 2006 für den Mas d´en Compte mit recht heller Farbe, aber starker Struktur.
80 Jahre alte Carignan aus dem Jahrgang 2007 für den Mas d´ en Compte zeigen sich sehr elegant, reif und süß und mit exotischer Würze.
Der 110 Jahre alte Carignan aus dem Mas d´en Cazador für den Planots 2007 wirkt fast zart, so enorm elegant tänzelt er auf meiner Zunge. Er macht neugierig auf den kompletten 2007er Planots…
Danach kommt derselbe Carignan aus 1996 ins Glas und macht sprachlos. Wie überraschend frisch er noch wirkt!
Auch bei Cims de Porrera führt man uns ältere Muster von Carignans vor. Ich beginne mit einem 1999er, der zwar eine schöne Reife am Gaumen zeigt, aber noch immer jung und frisch wirkt. Ein sehr viel versprechender Auftakt, der von einem ganz großen 2001er und einem supereleganten 2004er Muster dennoch getoppt wird.
In der hintersten Ecke des Restaurants finde ich zum Abschluß noch den Celler Castellet . Ich erinnere mich noch gern an den Besuch im Weinberg und im Keller im letzten Jahr und auch daran, dass man erst einige Jahre quasi für sich zum Lernen den Empit gekeltert hat, bevor er dann offiziell verkauft wurde.
Zu trinken gab es einen Jahrgang, der nicht in den Verkauf gelangt…
Empit 2002
Ein großer Schnüffelstoff mit einer phantastischen Nase, reif, frisch, zart und elegant am Gaumen. Er ist nicht all zu kräftig, aber macht sehr viel Trinkspass. Mit sehr guten 92+/100 ist er für mich nicht der Schlechteste Wein aus 2002 – im Gegenteil!
Dann ist Aufbruchstimmung, ich stehe inmitten der jungen Wilden aus Porrera und einer Welle gleich strömt alles langsam vom Lo Teatret weg und hin zum…
„Was, du kennst Donato´s nicht? Eine Institution in Porrera, Donato ist einer der wichtigsten Männer Porreras…“ – ich lasse mich von dieser Welle tragen und lande in Donatos Pub (sprich Paff) – hier geht nun die Post ab, Party a la Porrera… Erstaunlich, wie viel Jugend sich hier sammelt, welche tolle Stimmung hier herrscht und wie ein Fremder wie ich großzügig aufgenommen wird in dieser illustren Runde. Maria Sangenis schenkt hier des Nächtens Bier aus und auch das geht jetzt völlig in Ordnung für mich. Das Gewummer der Techno-Musik versucht sich zwar gegen die Stimmen der feiernden Jugend durchzusetzen, aber eigentlich hat die Musik nur selten eine Chance.
Irgendwann schwanke ich zwischen Müdigkeit (die Nacht zuvor waren wir ja noch on the road…), Hunger und verantwortungsvoller Neugier auf die Verkostung der 2007er Priorat-Weine, die schon in wenigen Stunden in Falset losgeht – und dem Auskosten der Party. Ich entscheide mich nach 02.00 Uhr gegen die Party… Am nächsten Morgen sehe ich an einigen Gesichtern in Falset, dass es noch lange weiter ging bei Donato´s…
Es war ein wahnsinnig toller Abend in Porrera, den gastgebenen Winzern sei an dieser Stelle noch einmal Dank gesagt für diese originelle und eindrucksvolle Verkostung. Es war ein sehr gelungener Mix zwischen fröhlicher Stimmung und ernstem Event – der Show großartiger Weine mit Lerneffekt. Porrera´s Winzer zeigen, dass man beides gut miteinander verknüpfen kann. Es war mir eine Freude und eine Ehre, dabei gewesen sein zu dürfen.
DANKE Porrera!