1. große 2008er Probe – Weinliste und erste Blindverkostung

BY IN kein Priorat - Montsant, Montsantwein verkostet NO COMMENTS YET , , , , , ,

Auf der Verkostungsliste sind die folgenden Weine:

Montsant:
Coca I Fito – Jaspi Negre
Coca I Fito – Jaspi Maragda
Vinyes d´ en Gabriel – L´ Heravi Jove

Bellmunt:
Familia Sedo – Barceló – Vi Jove 2008
Costers del Priorat – Pissares 2008
Costers del Priorat – Clos Cypres 2008

El Molar:
Mas Garrian – Clos Severí Jove Roure 2008
Celler dels Pins Vers – La Fuina 2008

Falset:
Ferrer I Bobet – Ferrer I Bobet 2008

Gratallops:
Alvaro Palacios – Camins del Priorat 2008
Mas d´ en Cosme; El Patio 2008
Vinyes de Manyetes; Solertia 2008

La Vilella Alta:
Bodegas Mas Alta – Artigas 2008

La Vilella Baixa:

Bujorn; Bujorn 2008

Porrera:
Celler Castellet – Empit 2008

Alle Weine wurden ca. 12 Stunden vor Probenbeginn geöffnet, sprich irgendwann vor Mitternacht am 15.01.zum 16.01.2011

Früh am Morgen, bevor Yvonne zur Arbeit ging, hat Yvonne die 15 Minikaraffen mit jeweils ca. 0,25 l gefüllt. Gegen 11.00 Uhr gingen wir dann an die Weine und verkosteten in Dreierflights – mit dem letzten Flight waren wir ca. 15.00 Uhr fertig.

Blind verkostet haben:
Frank Petrovsky – Berlin
Martin Obschonka – Jena
Torsten Hammer – Bernburg

Zwei weitere Interessenten an der Probe mußten leider kurzfristigst wegen Krankheit absagen. Kommentare gibt es nur von mir, die andern beiden haben aber mit Ihrer Punktwertung das Ranking des ersten Tages mitbestimmt.

Aufgedeckt wurde erst nach der zweiten Blindverkostungnach dem Ranking.

1. Flight

Wein 1

Verhalten fruchtige Nase, kühl und frisch, macht langsam im Glas auf und wirkt immer nobler. Sehr harmonisch am Gaumen, leicht wirkend. Zeigt Finesse und Trinkspaß. Sehr guter Wein 92+/100 Th.

90/100 Frank
87/100 Martin

Durchschnitt 89,67+ – Platz 11/15 nach der 1. Blindprobe

Wein 2

Leichte „Steinbeißernase“, sympathisch, am Gaumen fruchtbetont. Insgesamt einfacher gestrickt, aber gut trinkig. Im Abgang eine kleine Explosion liköriger Noten. Sehr guter Wein. 89/100 Th.

89/100 Frank
87/100 Martin

Durchschnitt 88,33 – Platz 13/15 nach der 1. Blindprobe

Wein 3

Leicht geöffnete, fruchtige und parfümierte Prioratnase. Am Gaumen einfach, fast etwas stumpf wirkend. Leichte Bitternoten im Abgang. Sehr guter Wein. 88/100 Th.

90/100 Frank
91/100 Martin

Durchschnitt 89,67 – Platz 12/15 nach der 1. Blindprobe

2. Flight

Der 1. Nasenflight!

Wein 4

Noch leise, aber sehr noble Nase, vielschichtig. Am Gaumen recht warme Frucht, warme Kirschsuppe und Kirschkerne. Wunderschöne, etwas einfordernde Mineralik. Noch mit Ecken und Kanten. Exzellenter Wein. 93+/100 Th.

92/100 Frank
88/100 Martin

Durchschnitt 91+ – Platz 6/15 nach der 1. Blindprobe

Wein 5

Sehr nobel, fast anspringende dunkle Nase, Bitterschokolade und schwarze Frucht, ich vermute einiges an alten Carignan in der Cuvée. Dieser auch von der Farbe her sehr dunkle Wein hat einen schönen Duft – ein richtiger Nasenwein. Erzeugt Gänsehaut beim Trinken, am Gaumen auffallend ist eine leichte Süße, aber alles ist sehr gut verpackt und in äußerster Harmonie. Leichtgewichtig für das Priorat, aber mit welcher Tiefe und Trinkigkeit. Großer Wein. 96+/100 Th.

92-93/100 Frank
93/100 Martin

Durchschnitt 93,83+ – Platz 2/15 nach der 1. Blindprobe

Wein 6

Animierende, sehr schöne Nase, etwas exotisch parfümiert, aber auch kühl. Am Gaumen sehr süßlich wirkende Frucht, vielleicht einen Tuck „over the top“, aber das wird Liebhaber finden. Wirkt im Antrunkfast wie ein Grenache-Süßwein aus Banyuls, aber dann schlägt die Mineralik im Abgang voll zurück und erinnert, dass wir auf Llicorella – Felsen stehen. Wird spalten wie die Musik von Pavlov´s Dog und das ist gut so. Exzellenter Wein. 94+/100 Th.

92-93/100 Frank
89/100 Martin

Durchschnitt 91,83+ – Platz 4/15 nach der 1. Blindprobe

3. Flight

Wein 7

Sehr klar und aüffälig heller als die anderen Weine, aber er zeigt sehr schöne Reflexe. Er krallt sich noch etwas am Glas fest und bleibt in der Nase zunächst verhalten, aber dennoch eher nobel als bäurisch. Wobei – am Gaumen wär ich mir da gar nicht mehr so sicher… Ebenfalls etwas einfacheres, aber als Zechwein vielleicht nicht das Schlechteste. Deutlich harmonischer als Wein 8. Sehr guter Wein 88/100 Th.

88/100 Frank
87/100 Martin

Durchschnitt 87,67 – Platz 14/15 nach der 1. Blindprobe

Wein 8

Diffuse, sehr einfache Fruchtnase, wirkt zunächst etwas billig und erinnert an Kirschen, die im Dreck zerlatscht worden sind. Am Gaumen etwas ungehobelt und noch unrund. Er hat ebenfalls einen süßlichen Touch. Leider finden hier die Komponenten allesamt noch nicht ganz zusammen. zu jung oder einfach zu simpel? Brennt auch etwas im Abgang. Guter Wein. 86/100 Th.

90/100 Frank
86/100 Martin

Durchschnitt 87,33 – Platz 15/15 nach der 1. Blindprobe

Wein 9

Leicht offene und noble Nase, etwas Gewürzbasar, am Gaumen recht leicht und trinkig, harmonisch und durchaus mit Finesse – er wirkt fast burgundisch, aber zeigt sich auch sehr priorattypisch mit schiefrigem Abgang und Noten von Vollmilchschokolade. Hat Spaßpotential, es mangelt aber momentan an Grip für eine bessere Bewertung.
Sehr guter Wein. 92+/100 Th.

89/100 Frank
90/100 Martin

Durchschnitt 90,33+ – Platz 8/15 nach der 1. Blindprobe

4. Flight

2. Nasenflight!

Wein 10

Üppige und offene Nase, aber auch mit einer etwas alkoholischen Note, leider bei genauerem Hineinriechen nicht so ganz sauber, so ein bisschen wie billige Fruchtbowle wirkend. Am Gaumen besser, straight, kühl, fruchtig und mineralisch. Noch nicht ganz rund.
Insgesamt dennoch ein sehr guter Wein. 89/100 Th.

91/100 Frank
93/100 Martin

Durchschnitt 91 – Platz 7/15 nach der 1. Blindprobe

Wein 11

Sehr dunkle und sehr noble Nase, das könnte auch mit viel altem Carignan und Porrera verbunden sein, aber manchmal habe ich solche Aromatik auch von einigen anderen richtig guten Winzern gehabt. Für Porrera fehlt mir etwas die Schokonote. Der Wein spielt mit mir und macht großen Nasenspaß. Auch am Gaumen rund, harmonisch, würzig und elegant, jahrgangstypisch mit weniger Power, aber dieser Wein braucht das auch nicht. Exzellenter Wein. 94+/100 Th.

91/100 Frank
92/100 Martin

Durchschnitt 92,33+ – Platz 3/15 nach der 1. Blindprobe

Wein 12

Was für ein Schmusetier, welche Nase?! Betörender Duft schon aus der Karaffe. Er erzählt einen Nasenroman und begeistert. Auch am Gaumen setzt sich das große Kino fort. Ohne viele Worte: Gänsehaut, Smiley ziehen und haben wollen. Das riecht und schmeckt nach einem der besten Weine bislang aus diesem Jahrgang, daher ziehe ich gern 97+/100 Th.

93/100 Frank
95/100 Martin

Durchschnitt 95+ – Platz 1/15 nach der 1. Blindprobe

5. Flight

Wein 13

Noble Nase, anfangs verhalten, öffnet sich dann ein wenig. Ausgewogen mit noch deutlichem Tanningrip am Gaumen, ein sehr ehrlicher Wein, aber es fehlt noch an der letzten Begeisterung. Er will noch Zeit für sich haben. Sehr guter Wein. 92+/100 Th.

90/100 Frank
92/100 Martin

Durchschnitt 91,33+ – Platz 5/15 nach der 1. Blindprobe

Wein 14

Noch etwas verschlossen in der Nase. Am Gaumen ein süßlicher Kern, zeigt Potential auf einen gut trinkigen und ausgewogenen Wein unter dem Eindruck süßer, reifer Frucht und schiefriger Mineralik. Recht leicht und im Kontext des Jahrgangs. Exzellenter Wein. 93+/100 Th.

89/100 Frank
88/100 Martin

Durchschnitt 90+ – Platz 10/15 nach der 1. Blindprobe

Wein 15

Fast völlig verschlossen in der Nase, nur ahnbare Noblesse, aber dann am Gaumen bereits sehr gut zu trinken. Sehr frisch und mit Tiefe. Die Leichtigkeit des 2008er Seins… Exzellenter Wein. 93+/100 Th.

90/100 Frank
87+/100 Martin

Durchschnitt 90++ – Platz 9/15 nach der 1. Blindprobe

Hier das Ranking nach der ersten Blindprobe:

Platz 15 – Wein 8 – Durchschnitt der drei Verkoster = 87,33
Platz 14 – Wein 7 – Durchschnitt der drei Verkoster = 87,67
Platz 13 – Wein 2 – Durchschnitt der drei Verkoster = 88,33

Platz 12 – Wein 3 – Durchschnitt der drei Verkoster = 89,67
Platz 11 – Wein 1 – Durchschnitt der drei Verkoster = 89,67+
Platz 10 – Wein 14 – Durchschnitt der drei Verkoster = 90+

Platz 9 – Wein 15 – Durchschnitt der drei Verkoster = 90++
Platz 8 – Wein 9 – Durchschnitt der drei Verkoster = 90,33+
Platz 7 – Wein 10 – Durchschnitt der drei Verkoster = 91

Platz 6 – Wein 4 – Durchschnitt der drei Verkoster = 91+
Platz 5 – Wein 13 – Durchschnitt der drei Verkoster = 91,33+
Platz 4 – Wein 6 – Durchschnitt der drei Verkoster = 91,83+

Platz 3 – Wein 11 – Durchschnitt der drei Verkoster = 92,33+
Platz 2 – Wein 5 – Durchschnitt der drei Verkoster = 93,83+
Platz 1 – Wein 12 – Durchschnitt der drei Verkoster = 95+

Zwischenfazit nach der 1. Blindprobe:

Ein 76 Punkte Wein war definitiv nicht mit dabei, unter 86 Punkte (einmal Martin und ich für denselben Wein) hatte niemand gepunktet, d.h. überwiegend gab es mindestens sehr gute Noten für die Weine. Dabei hatten wir insgesamt 4 bis 5 Weine in der Preisklasse unter 10 € und 1 oder 2 weitere, nur knapp drüber liegend.

Das steht für das seit mehreren Jahren auch relativ hohe Niveau der Weine im Einsteigersegment. Inzwischen erhält man bis hin zu manchen Discounterweinen durchaus auch sehr gute Weine für kleines Geld.

Das diesmal nicht so viele Weine um das Prädikat „groß“ buhlen, liegt an den bislang eingestellten Weinen, aber auch am Jahrgang.

Dennoch kann man den Jahrgang 2008 im Priorat nicht schlecht schreiben.

Die ersten Eindrücke zu 2008 bestätigten sich auch bei dieser Probe. Das Niveau des Jahrganges sollte deutlich über 2002 und auch etwas über dem von 2003 liegen, ob es den 2006er erreicht oder gar übertrifft, müssen weitere Proben zeigen. Auch 2006 hatten dereinst einige versucht kleiner zu reden, als es dem Jahrgang heute gerecht wird. Inzwischen haben wir einige wirklich große Weine aus 2006 in den Kellern und das werden wir aus 2008 auch hinbekommen. Dass die allgemeine Größe von 2001, 2004, 2005 und 2007 nicht erreicht werden wird, ist allerdings auch abzusehen.

Was charakterisiert 2008 im Priorat?

Zwei, drei Attribute werden häufig genannt: – Eleganz, Trinkigkeit, gefühlte Leichtigkeit.
Auch „süße, reife Frucht“, eines der Hauptcharakteristika des 2007er Jahrgangs fällt desöfteren erneut.

Mängelanzeige dagegen sind: „schiere Kraft“, „Wucht“, „enorme Tiefe und Vielschichtigkeit“, „äußerste Komplexität“. Manche Weine zeigen sich hinsichtlich der Säure noch etwas unnahbar und wenig ausgewogen, aber grade bei den „recht süßlich“ daherkommenden ist das Säurerückgrat eine Wohltat. Die Weine wirken oft „burgundisch leicht“, aber nicht „verwässert“ oder dünn.

Der Jahrgang sollte auch bei weniger Weltklasseweinen wie in 2007 seine Liebhaber finden, oft wird er gerade Prioratnovizen und allgemein weniger freakigen Weintrinkern viel Freude machen können, aber auch den eingefleischten Freaks hat er den einen oder anderen schönen Wein zu bieten. Ich könnte mir auch vorstellen, dass der Jahrgang auch grade von weiblichen Weintrinkerinnen und Fans sehr gemocht werden könnte.

Zumindest bin ich nach der ersten blinden Runde schon ganz gespannt auf die 2. Runde gewesen…

Da wir zum Zeitpunkt des Befüllens der Karaffen und auch zum Probenbeginn noch nicht wußten, ob Knut doch in der Lage sein wird, zu kommen, hatten wir in den Karaffen noch jeweils ein gutes Probenglas voll nach der Blindprobe. Was lag also näher, als gleich in der kommenden Nacht nochmals die ebenfalls blinde Rückverkostung nach dem Ranking zu machen?

Hier habe ich dann jeweils nach dem Flight auflösen lassen, die zwei Flights mit den besten Weinen konnten allerdings erst später aufgelöst werden, da Yvonne sich dann bereits verabschiedet hatte.

Die Flights der 2. Blindprobe mit dem anschließenden Aufdecken folgen. Das eine oder andere Ergebnis in beide Richtungen wird hier sicher für Gesprächsstoff sorgen…

So, what do you think ?