2012 – ein Angstjahr geht zu Ende…

BY IN (M)eine Prioratgeschichte, Allgemeines, Hinterfragt... 2 COMMENTS ,

Nicht mehr lange, dann ist dieses Jahr geschafft, welches in einem symbolgewaltigen und apokalyptischen Film künstlerisch verewigt wurde. Und hat es geholfen?

Wie stark ist in uns allen die ANGST vor einem Weltuntergang – bewusst oder unbewusst…?

Meist werkeln wir ja so lang hin, der Alltag erlaubt uns nicht, stetig zu grübeln, wir haben unsere kleinen Alltagssorgen näher vor Augen als das Große, vom Einzelnen Unbeeinflussbare. Da ist die Mutter todsterbenskrank, dort hat das Kind Fieber, hier ist der Nachbar von Hartz IV bedroht, dort hat ein obdachloser Säufer geholfen, den Weinkeller eines Freundes schneller zu leeren, als der Freund dies wollte…

Auf das Unglück folgt meist das noch größere Unglück – das Pflegeheimkartell saugt die todkranke Mutter aus, indem alles notdürftig angesparte Geld mittels Erhöhung der Investitionszulage abgepumpt wird, das fiebernde Kind wird nicht behandelt, weil Ärzte auch nur Menschen sind und besser leben wollen und streiken müssen, um von ihrem mühsam erarbeiteten Wohlstand nichts zu verlieren. Wollen doch nicht den Bugatti durch ´nen Porsche ersetzen müssen…
Der Hartz IV „Anwärter“ bekommt weder Geld noch neue Arbeit, denn er hat ein kleines Häuschen, dummerweise 10 Quadratmeter zu groß und unverkäuflich bei der miesen Lage in einem Ort voller Armut, okay, einen Minijob kann er bekommen, damit er etwas weniger über seine Misere nachdenken kann. Der beklaute Nachbar bekommt trotz aller Zeugenaussagen und aller Eindeutigkeit der Sachlage das Verfahren eingestellt und die Versicherungen zahlen natürlich nicht – er hätte seine kostbaren Weine längst getrunken haben müssen – niemand ist gezwungen, Wein im Keller jahrelang zu lagern und wenn er es doch tut, kann er schließlich auch mit den Obdachlosen des Ortes teilen – ihm wird geraten, künftig die Tafel zu beliefern, das spart Reparaturkosten für die Kellertür.

Umverteilung ist das Stichwort… Dagegen muss die Politik endlich etwas tun – zu viele wollen nach oben, aber oben ist es wie auf dem Matterhorn, wenig Platz für viele, aber wer oben ist, hat eine großartige Aussicht und kann ausgeruhter denjenigen runter schubsen, der da grade noch hoch will – und das muss doch erlaubt sein – und die Politik soll endlich richtig dabei helfen… Was sie denn auch seit Jahren erfolgreich und immer erfolgreicher tut – früher hatten wir die armen Arbeitslosen, heute ist die Statistik geschönter, die Leute arbeiten, aber heute haben wir die Armut trotz Arbeit. Gestiegenen Energiepreisen, Lebensmittelpreisen, Steuern, Umlagen, Bußgeldern sei Dank… Es darf nur so viel zum Leben übrig bleiben, dass der Mensch zwar grantelt, aber nicht um sich haut und er muss so viel Zeit mit schlecht entlohnter Arbeit verbringen, dass er keine Zeit findet, unruhig zu werden.

Reicht, dass die im Osten damals den Honecker weggejagt haben – die hatten damals zu viel Zeit und zu viel Geld, um sich den Luxus zu leisten, jede Woche mindestens einmal auf die Straße zu gehen. (und nebenher waren die fast alle auch noch arbeiten und konnten sogar durchaus vom Geld für ihre Arbeit leben und sogar in die Kneipe gehen…, wozu hatten sie überhaupt diese Dreistigkeit, gegen die armen Machthaber von damals zu demonstrieren?) Und die Deutsche Volkspolizei hat sich am Ende, als es zu viel und unkontrollierbar wurde, auch besser in den Löchern versteckt, als den lieben Honni zu schützen. Am Ende hat diese dämliche Volkspolizei sogar noch das Volk beschützt. Geht gar nicht, darf sich nie wiederholen… Muss umverteilt werden, das hatten die Politiker von heute schon richtig erkannt – Danke Herr Hartz, wie hieß der doch gleich mit Vornamen? Heute, zehn Jahre später können sich jedenfalls schon viele, sehr viele, weit weniger leisten und dafür haben die oben mehr Platz unter sich. Ein Anfang ist gemacht…

Ein lumpiger Angestellter und Lafite Rothschild trinken?
Wieso das denn, All die Saint E milljion Krank Krüh zu 8,99 € muss als Illusion reichen – ein, zwei Mal im Jahr, wenn es denn was zu feiern gibt… Für die anderen Tage gibt es den Bio – No Name „Kotz du Rhône“ (spricht man das wirklich so aus?) – der muss reichen und zudem beruhigt er das grüne Gewissen der Leute. Steht schließlich Bio drauf und wenn es nicht reicht, haben wir ein paar geschickte Werbefuzzis, die den Leuten das schon einbläuen, dass der Bio-Anonymus besser ist als der Lafite… Bleibt mehr für uns paar Konsorten hier oben und egal, wenn der Preis dafür steigt und steigt, mit unserer Rendite hält er Schritt – und überhaupt, für uns das sind doch Peanuts.

Außerdem sollen die Leute ruhig Angst haben – vorm Weltuntergang 2012 – das hält sie immerhin ab, zu begreifen, dass wir längst schon wieder im Krieg sind. Klar ist der erst mal da unten im Irak, in Afghanistan, im Balkan war´s uns schon zu nah vor der Haustür… – aber ist doch toll live mit zu erleben dank Flachbildschirm und Internet und wer dann gesehen hat, wie der Freund von der Nachbarstochter beerdigt worden ist, der ist auch bereit, noch mehr Geld in die Kriegskasse zu zahlen. Muss schließlich Rache geübt werden, wir leben schließlich von der Gerächtigkeit auf Erden…

Lass das mal die Heinis an den Zapfsäulen Europas zahlen, die wollen schließlich auch das Öl aus den Gebieten, wo der Ami um seine ureigensten Interessen kämpft und wir mit ihm. Schließlich ist es für uns alle gut, wenn wir für Amerikas Interessen kämpfen. Hat der Ami das doch im 20. Jahrhundert auch immer schon erfolgreich so gemacht und er hat uns nach Hitlers Ende sogar einen Aufschwung in Deutschland West beschert, statt die Schienen und Fabriken abzubauen, die übrig waren, wie es die Russen im Osten taten. Und vielleicht macht er es ja noch mal – wenn erst jeder Taliban die amerikanische Nationalhymne auswendig pfeifen kann. Aber stimmt, warum eigentlich sollte er? Ist doch gut, wenn die in Europa nicht mehr so viel nach oben wollen können. Müssen sie ja nicht. Europäischer Größenwahn war schon immer ungesund – fast so ungesund wie Rinderwahn… Und der ist schließlich auch nicht ohne gewesen – und er hat den Leuten Angst gemacht. Wie auch Schweinegrippe und Vogelpest – oder doch umgekehrt? Egal, Angst bleibt Angst…

Nur was machen wir, wenn es mit dem Weltuntergang nichts wird? Eigentlich sollten wir jetzt Angst davor bekommen… ?

Nicht, dass dann noch welche kommen, die das Jahr 2013 zum Jahr der Hoffnung ausrufen – so wie dieser lächerliche Weinhändler da mit seinen Priorat-weinen. Wieso verkauft der eigentlich immer noch Wein? Wieso hat der immer noch nicht aufgegeben? Priorat-weine – und überhaupt – Weine von solchen spinnerten Katalanen, die da in den steilen Bergen mühsam von Hand ernten, weil sie nicht das Geld haben, das Land so platt zu machen, dass sie mit dem Vollernter rüber können. Die arbeiten doch nur mit dem Esel, weil sie sich den modernen Traktor nicht leisten können. Die glauben an die Mondphasen und an Sonnenkollektoren, weil der elektrische Strom nicht in die abgelegenen Masias geleitet werden kann – und überhaupt, wie die alle aussehen, allen voran der René Barbier Senior – sieht aus wie ein Alt 68er und der spanische Ur-Grüne… Solche Weine kann man doch nicht trinken und dann erst das ganze Zeugs von den jungen Wilden, die den Alten Flöhe in die Ohren setzen – wollen jetzt alle die weltbesten Weine aus Opas gammeligen hundertjährigen Reben selber machen und Opa ist auch noch stolz drauf… Das Zeug lässt sich doch sowieso nicht verkaufen – handgemachte Weine, wer will die denn noch. Und wer will die bezahlen? Vor allem, wer kann die noch zahlen? Wir wollen die nicht bezahlen, schließlich haben wir ja den Lafite und das sind ja schon Peanuts für uns…

Sollen wieder in die Städte ziehen und sich arbeitslos melden, diese ganze Horde junger Wilder aus dem Priorat. Endlich aufhören, solche Weine zu machen, die den Leuten ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Und die vielleicht noch für viele Leute bezahlbar sind. Das grenzt an Volksverhetzung. Wo kämen wir hin, wenn da tausende Weintrinker mit einem Lächeln auf dem Gesicht herum laufen? Und wenn davon noch 10 beim Priorat – Hammer kaufen, damit der zu Weihnachten vielleicht auch noch lächelt… Der sollte ja eigentlich nicht viel zu lachen haben… Reicht schon, wenn der nicht von selbst aufgibt. Der mit seinem blöden Gefasel, dass er sich als Botschafter dieser Revoluzzerregion versteht, der stolz darauf ist, dass sich diese suspekten katalanischen Ur-Grünen mit ihm unterhalten und die ganzen jungen Wilden auch…
Ganz schlimm, wenn er dann auch noch lächelt und 2013 als das Jahr der Hoffnung preist. Hat er das nicht schon 2012 versucht? Und 1989…? (Hat er da nicht sogar mitgemacht, beim Weltuntergang für Honecker und Co? Und das sogar noch den Leuten als Hoffnung verkauft?)

Naja, noch kann ja die heutige Welt pünktlich untergehen. Und wenn nicht, dann lassen wir die Leute mal bissel durchatmen und lassen sie wenigstens Weihnachten feiern. Und dann überlegen wir uns, womit wir Ihnen 2013 neue Angst machen können…

Wie wäre es mit – trinkt nicht so viel Wein aus dem Priorat, diese Schiefermineralik macht euch noch krank und blöde. Das Lächeln aus dem Gesicht geht nicht mehr weg… Stellt euch das mal vor.

Macht euch das gar keine Angst?

Vielleicht schaffe ich das dann wenigstens mit ein paar meiner Fotos aus dem Prioratführer, den ich zur Zeit grade überarbeite – enthalten junge und alte Wilde, inkl. Reben…

Solltet Ihr immer noch nicht Angst genug haben, dann gibt es noch hunderte weitere Fotos aus dem Priorat in den Artikeln zu noch über 100 kommenden Erzeugerseiten – die ersten zu Bellmunt, Cornudella und zum Teil El Lloar sind schon veröffentlicht.

Und sollte euch das Lesen über´s Priorat zu trocken sein, innerhalb dieser Kategorie meines Blogs sind die Weine meiner Selektion zu finden. Ich schick euch gern etwas davon – und jede Bestellung sorgt auch zugleich ein Stück weit dafür, dass ich auch vor 2013 keine Angst haben muss…

An dieser Stelle noch ein herzlicher Dank an Susa und das komplette 180° Team – inklusive des schon schlafenden Praktikanten – für die Einladung, ein Adventskalendertürchen für den Blog 180° zu verfassen.

Wer jetzt mehr über ünd von diese(n)m sehr lesenswerten Genussblog lesen möchte – ich habe den Blog unter „befreundete deutsche Weinblogs“ mit verlinkt. Unbedingt reinschauen!

2 Comments

  1. Christel aus Berlin |

    Wie gut, dass dieses „Schreckensjahr“ doch noch mit etwas so Versöhnlichem und einem ein Lächeln ins Gesicht zaubernden wie dem Friedennobelpreis für die die Europäische Union zu Ende geht. Und das zum Glück noch rechtzeitig vor dem Weltuntergang! Wenn das kein Grund für ein gutes Glas Wein ist!

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  2. Holger Hintz |

    Ja, die 2012! Da hast Du schon alles geschrieben, was man ansprechen kann!
    Da bleibt ja für den Gourmetkater und seinem Blog nichts mehr übrig ! 🙂
    Guter Beitrag! Weiter so!

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