Der Jahrgang 2008 im Prioratführer

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Bevor ich mit dem ersten richtigen Höhepunkt meiner diesjährigen Urlaubstour fortfahre, möchte ich meine kleine Serie zu den Prioratjahrgängen von 2000 bis 2008 abschließen und einige Worte zum aktuellen Jahrgang 2008 verlieren.

Bereits während der Lese gab es hier allerorten Skepsis und auch im Februar 2009 verkostete ich eher Fassmuster, die nicht viel Grund zum Jubeln zeigten, es waren eher leichte, mitunter fast dünne Moste in den Fässern. Entsprechend gingen wir in diesem Frühjahr auch recht erwartungslos in die Jahrgangsverkostungen und waren dann doch mehr als überrascht.

Inzwischen sind für den Prioratführer bereits 73 Weine aus 2008 verkostet, das Bild verdichtet sich also und wir haben bereits einen recht umfassenden Überblick zu den Weinen dieses nicht einfachen „atlantischen“ Jahrganges gewonnen.

Grob auf den Punkt gebracht, haben wir hier vielleicht einen Verschnitt aus 2002 und 2006 vor uns. Wobei wir qualitativ weitaus näher an 2006 als an 2002 liegen werden. Man hat eben auch viel hinzugelernt im Priorat. Drastische Ausfälle wie in 2002 gibt es eigentlich nicht, aber es gibt auch (noch?) nicht die überzeugenden Spitzen in punkto Tiefe, Kraft und Ausgewogenheit. Die Spitzenweine punkten eher auf der Seite burgundischer Finesse – und durch die Bank weg kann man vielen Weinen eine ähnliche Trinkigkeit attestieren, wie wir sie in 2006 hatten – manchmal sollte man fast schon von Süffigkeit sprechen.

Es fehlen bislang die großen Aha-Erlebnisse, wie wir sie in Serie in 2007, 2004 und 2005 hatten und wie sie in geringerem Maße auch in 2006 irgendwann kamen – aber wie gesagt, es ist noch längst nicht aller Tage Abend, die großen ausführlichen Jahrgangsverkostungen werden vielleicht ebenso einige Überraschungen parat halten, wie wir sie in 2006 zu verkosten bekamen.

Die Punkte bei vielen alten Bekannten liegen um 2 bis 4 niedriger als in den exzellenten Jahren – und das kann desöfteren einen Klassenunterschied bedeuten. Wenn die Preise dann nahe bei 2007, 2005 und 2004 liegen, dann kann es schwer werden, was den Verkauf der 2008er angeht, solange es noch genug von diesen großen Jahrgängen gibt – und auch von den oft unterfokussierten 2006ern…
Da wird es schwierig, die 2008er für analoge Preise an die Prioratliebhaber zu bringen – und der hochgelobte 2009er steht auch bald in den Startlöchern!

Erfreulich ist die qualitative Stabilität bei vielen kleineren Basisweinen, hier ist man in den unteren Preissegmenten oft sogar mehr auf der sicheren Seite als in 2005. Dazu kommt, dass manche neueren Güter durchaus an den 2006er und 2007er anschließen können – einige Newcomer werden daher in 2008 zu den Gewinnern gehören können, wenn sie in der Preisgestaltung vernünftig bleiben.

Schwierig könnte es eher für die Klassiker werden, wo die entscheidenen Punkte für einen großen oder gar Weltklassewein fehlen. Dennoch hatte man wohl mit weit Schlimmeren gerechnet, so lassen sich viele der lachenden Gesichter zur Fira auch interpretieren.

Wer nicht unbedingt am klassischen Prioratstil hängt, sondern nach Frische, Eleganz und „kühle Noblesse“ sucht bzw. sich dafür öffnen kann, der wird weniger mit dem Jahrgang hadern, als der Weinfreund, der nach den feurig-hitzigen Spaniern sucht.

Grade bei den Weißweinen könnte das u.U. sogar den deutschen Geschmacksvorlieben entgegen kommen…

Die Top-Weine des Prioratführers derzeit:

Platz 1 / 73
Clos Mogador; Clos Mogador; rot – 96,5++ = 97/100

Platz 2 / 73
Celler Fuentes; Cartus; rot – 96,25++ = 96/100

Platz 3 / 73
Bodegas Mas Alta; La Basseta; rot – 96,125++ = 96/100

Platz 4 / 73
Cims de Porrera; Cims Garnatxa; rot – 96++ = 96/100

Platz 5 / 73
Sangenis I Vaque; Clos Monlleo; rot – 96+ = 96/100

Platz 6 / 73
Terroir Al Limit; Les Manyes; rot – 95,875++ = 96/100

Platz 7 / 73
Alvaro Palacios; Finca Dofi; rot – 95,75++ = 96/100

Platz 8 / 73
Merum Priorati; Osmin; rot – 95,5++ = 96/100
Clos Mogador; Manyetes; rot – 95,5++ = 96/100
Combier, Fischer, Gerin; Trio Infernal 2/3; rot – 95,5++ = 96/100
Clos Figueres; Clos Figueras; rot – 95,5++ = 96/100

Da die meisten Weine noch nicht auf dem Markt sind, verzichte ich derzeit noch auf die Auflistung der Spitzen in den Kategorien Weine bis 15 und von 15 bis 30 €.

Die besten Weißen derzeit sind:

Viticultors del Priorat; Morlanda Blanc; weiß – 93+ = 93/100
Platz 42 / 73

Bodegas Mas Alta; Artigas Blanc; weiß – 91,75+ = 92/100
Platz 54 / 73

Mas Doix; Álbia; weiß – 91,5++ = 92/100
Platz 55 / 73

Combier, Fischer, Gerin; Trio Infernal 0/3; weiß – 91,5+ = 92/100
Platz 57 / 73

Celler Cal Pla; Mas d´ en Compte Blanc; weiß – 90,5+ = 91/100
Platz 63 / 73

Ein paar wenige, meist eher preiswerte Weine gibt es auch bereits in meiner Prioratführerselektion – das meiste allerdings ist noch nicht auf dem Markt zu finden.

Celler Cecilio; Negre; rot – 93,667+ = 94/100
Platz 29 / 73 – 13,00 € / 0,75l – Flasche incl 19% MwSt.

Blai Ferré I Just; Billo; rot – 92,167+ = 92/100
Platz 50 / 73 – 14,00 € / 0,75l – Flasche incl 19% MwSt.

desweiteren:

Celler d´ Encastell; Marge; rot = 92/100
17,00 € / 0,75l – Flasche incl 19% MwSt.

Mas Garrian; Clos Severí Jove Roure; rot = 90/100
11,00 € / 0,75l – Flasche incl 19% MwSt.

Sangenis I Vaque; Lo Coster Blanc; weiß = 90/100
24,00 € / 0,75l – Flasche incl 19% MwSt.

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