Einmal ins Ungewisse 2010 – 24.09.2010 (Teil 18), auf in Richtung Weinberge des Jura…

BY IN Reisetagebuch eines genügsamen Genießers, Trangia deluxe NO COMMENTS YET , , , , , , , , , ,

Ich beschließe, das Hochjura zu verlassen, zwar bringt mir das den gesamten Zeitplan durcheinander, aber ich will auch nicht vier Tage Regenwetter hier oben durchstehen müssen – schließlich ist Ortswechsel (auch per Flucht) ein entscheidender Vorteil desjenigen, der sich nicht irgendwo duch ein gebuchtes Quartier bindet…

Schon an der Gorges de Malvaux regnet es nicht mehr so stark, so dass ich wenigstens einen Blick vom Aussichtspunkt an der Straße auf die Schlucht mitnehmen konnte.

Am See von Ilay und einem See zuvor kann ich sogar jeweils ein paar Schritte gehen, ohne dass ich weiterhin von oben nass werde. Eine richtige Tour macht aber bei dem matschig-rutschigen Boden und den Riesenpfützen auch keinen Spaß. Aber sogar vom Auto aus ist die Seenlandschaft rings um Le Frasnois sehr schön. Bei schönem Wetter auf jeden Fall einen längeren Halt wert.

Einen weiteren kurzen Stopp mache ich am obersten Wasserfall der Herisson Kaskaden, wo es einen Aussichtspunkt von der Straße hinab auf den Wasserfall gibt. Vor Jahren bereits hatte ich diese herrliche Wanderung einmal komplett gemacht, die zu den schönsten Naturerlebnissen im Jura zählt.

Im kleinen hübschen Städtchen Clairvaux les Lacs zeigt sich sogar kurz die Sonne hinter den Wolken und lädt zu einem kleinen Stadtbummel ein. Wenn ich Glück habe, kann ich doch wieder zelten…

Das Sehenswerteste im Ort ist die schöne alte Stadtkirche, die ich natürlich besuche.

Beim ATAC Supermarkt des Ortes entdeckte ich erstmals den neuen Guide Hachette 2011. Beim fixen Durchblättern des Medoc – Kapitels sehe ich, dass die Bordeaux – Wertungen zum Jahrgang 2007 erwartungsgemäß verhalten mau ausfallen. Nur einige der Premiers haben mit *** und dem Coup de Coeur die höchste Ehre, sie stehen aber auch in der in diesem Jahr erstmals neu eingeführten Kategorie Preis +100 € pro Flasche (bisher war +76 € die teuerste Kategorie, jetzt gibt es 76 – 100 € und +100 €).

Lediglich ein 2007er Cru Bourgeois aus Saint Estephe konnte sich hier drunter schummeln. Château Petit Bocq soll bei Preisen zwischen 15 und 23 € ein sehr gutes PGV haben… Und es gibt diesen Wein sogar auf der Foire des Vins in der beschriebenen Preiskategorie und sogar zu knapp unter 20 €.

Die bei Preisen von ebenfalls +100 € gelisteten Zweitweine der Premiers haben maximal einen Stern erhalten. Bordeaux in seiner Gesamtheit wird anscheinend wirklich immer absurder, aber schön, dass es dennoch immer mal noch eine Rosine zu picken gibt.

Da wäre es sicher interessant, wie der Petit Bocq in einigen Jahren im direkten Vergleich zu diesen wäre… Nur wären mir Carruades, Forts de Latour oder Pavillon Rouge nicht diese wahnsinnige Geldvernichtung wert. Das sollen mal schön die Reichen und Schönen trinken, ich kann den Petit Bocq, wenn er denn so gut sein sollte wie hier empfohlen, auch so würdigen. Zumindest komme ich an diesem Angebot nicht vorbei, auch wenn ich eigentlich nicht vor hatte, Bordeaux 2007 zu kaufen.

Und auch der 2004er Clos de Coulaine bettelt um einen Platz im Kofferraum – dieser weiße Chenin Blanc aus Savennières hatte mich unlängst erst als 2003er begeistert. Die Foire des Vins ist eben doch immer wieder eine Verführung.

Ich starte in Clairvaux les Lacs bei schönem Wetter, fahre aber wieder direkt auf eine Regenwand zu. Der Regen ist diesmal enorm heftig, aber nur von kurzer Dauer.

Kurz vor 19.00 Uhr erreiche ich Granges de Baume und siehe da, meine Lieblingskäserei im Jura ist noch geöffnet. Da schlage ich doch gleich zu – Comté fruité, Morbier und Tomme du Jura – ein knappes Kilo Käse findet seinen Platz und ich zahle nicht mal 10 € – im Laden hätte es ein Drittel bis die Hälfte mehr gekostet. Dazu kommt, dass diese Käse von der kleinsten Kooperative im Jura ungemein lecker sind und fast in jedem Jahr prämiert werden. Der Morbier ist sogar zum besten Morbier überhaupt erwählt worden…

Wenn man gleich frühmorgens da ist, kann man sogar den Betrieb besichtigen – dafür bin ich in einem Urlaub vor Ort sogar einmal zur „Unzeit“ aufgestanden. Und es hat sich gelohnt.

Auf dem Biwakplatz nahe des Cirque de Ladoye kann ich das Zelt im Trockenen aufbauen und sogar ganz in Ruhe kochen und essen.

Trangia de Luxe: Ich brate einen Hähnchenschenkel an, gebe Porree und Karotten kleingeschnitten dazu.
Dann gieße ich Wasser auf und gebe beim Kochen des Wassers kurze Makkaroni hinein. Das Fleisch löse ich vom Hähnchenschenkel und gebe es wieder in den Topf, den ich nicht verschließe, damit einige Flüssigkeit verdampfen kann. Dann noch ein Ei hineinschlagen und Stückchen vom bereits etwas älter gewordenen Brot dazu,welches die restliche Brühe aufsaugt. Fertig ist ein dicker Hühnernudeltopf.

Dazu trinke ich an dem Abend einen Anjou 2005 von der Domaine Duloquet. Dieser etwas rustikale Cabernet Sauvignon von der Loire hat bei einem Preis von etwa 5 € ein durchaus akzeptables PGV. Ich sehe ihn bei sehr guten 88+/100 Th.

Ich schlafe sehr gut und träume schon mal von den Juraweinen des nächsten Tages…

So, what do you think ?