Einmal ins Ungewisse 2010 – 29.09.2010 (Teil 35), über Saint Saulge an die Loire

BY IN kein Priorat - Montsant, Reisetagebuch eines genügsamen Genießers, Trangia deluxe 2 COMMENTS , , , ,

Vorsicht vor dem Hunde –
und…

… Vorsicht vor der Katze – diese beiden Schilder findet man links und rechts der Pforte in ein Haus in Saint Saulge. Dieses kleine Städtchen im Südwesten von Burgund muss so etwas wie das Schildau Frankreichs sein, auch hier erzählt man sich über die Bewohner des Ortes allerlei bizarre Geschichten, wie die, dass hier ein betrunkener Feuerwehrmann zwischen den Kühen schlief und ein erschrockenes Kind am Morgen seine Eltern benachrichtigte:“Unsere Kuh hat ein seltsames Kalb zur Welt gebracht – es sieht wie ein Feuerwehrmann aus…“

Oder dass man bei der Häuserzählung des Ortes mit dem jüngsten begann und bei einem Neubau von der Verwaltung so erneut gezählt werden muss und die Häuser neu nummeriert werden müssen…

Diese Geschichten erzählt mir eine ältere Frau, die mich beobachtet hat, wie ich die Kirche des Ortes besichtige und als ich mir die Frage stelle, was die Kuh da oben soll…

Natürlich erfahre ich auch, dass diese Kuh jedes Jahr unter großem Pompon und Feiern im Frühjahr hoch gehievt und im Herbst wieder herunter geholt wird.

Ein kleiner Junge soll sich einst diese Geschichte von der Kuh eines Bauern namens Etienne ausgedacht haben…

„Das Futter in diesem Jahr ist so rar geworden, dass man nichts umkommen lassen darf – deshalb wurde die Kuh von Etienne auf das Kirchendach gehievt – dort muss sie die Kräuter fressen, die da noch wachsen…“

Ein letzter Streich ist dann die fehlende Ausschilderung im Wald auf der engen Straße nach Jailly, wo ich ebenfalls noch eine alte Kirche besichtigen möchte. Dass ich mich aber auch auf meinen Orientierungssinn verlassen kann, zeigt mir, dass ich bei dieser wunderschönen Fahrt tatsächlich dort lande, wo ich hinwill…

Die „düstere“ Kirche ist ein kleines Meisterwerk der Romanik in Burgund.

Wahrscheinlich war die Kirche viel größer geplant, als sie realisiert wurde, der heutige Vorhof mit einem schönen romanischen Portal deutet zumindest darauf hin.

Bei Nevers überquere ich die Loire und schaue mir ganz in der Nähe die Allier-Mündung an, bevor ich dann ein Stück zurück zu einem hübschen Biwakplatz fahre. Hier werde ich zwar des Abends öfter von der Polizei beobachtet, aber nie angesprochen.

Es gibt Trangia deluxe:
Ein Coquelet (ein Junghähnchen, welches bequem in den großen Topf des Trangias passt) brate ich von allen Seiten her an, gieße dann etwas Rotwein auf (ich nehme hier den 2008er Beaujolais von Pierre Chanau) und gare das Hühnchen darin. Der Wein ist die Auchan-Eigenmarke (ATAC gehört zu Auchan) und wurde im Guide Hachette 2010 erwähnt – ich würde ihm durchaus gute 85/100 Th. zubilligen.

In den kleineren Topf kochen eine Möhre und drei kleine Kartoffeln gar (alles kleingeschnitten), dann gebe ich eine halbe große Büchse Linsen, einen Esslöffel Nussessig und eine Portion Zucker hinzu und serviere das Gemüse zum Hähnchen als Beilage.

Als Weine zum Trinken öffne ich zwei Jahrgänge des roten
Domaine Amblard; Côtes de Duras – 2002 und 2003
, beide sind sehr gut, aber der 2002er ist eindeutig besser zu trinken. 2003 = 88/100 Th.; 2002 = 91/100 Th. – ein sehr gutes PGV haben beide.

2 Comments

  1. Prima |

    Sehr geehrter Herr Hammer,

    ich habe ein Frage zur Reifung von roten Priorat Weinen. Ich weiß nicht wo ich diese stellen aknn, deswegen jetzt einfach hier.

    Ist es richtig, das diese Weine nach ca. 10 Jahren ihre Qualität stark verlieren? ich meine das hauptsächlich in Bezug auf die alten Rebsorten des Priorat, da diese angeblich nicht so gut Alterungseigenschaften haben.
    Ich habe dies im Buch: Spanien und seine Weine: Von Klassik bis Avantgarde gelesen.

    Vielen Dank für Ihre Antwort

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