Einmal ins Ungewisse und zurück 2009, 01.09. (Kapitel 17)

BY IN Montsantwein verkostet, Reisetagebuch eines genügsamen Genießers NO COMMENTS YET ,

Bereits früh am Morgen, noch im Dunkeln, jagen wir Jara hinterher, der recht forsch durch die Berge fährt, um pünktlich um 09.00 Uhr im etwa 100 km entfernten Sevilla zu sein. Hell wird es erst kurz vor 08.00 Uhr.

Wir sind dann auch die ersten am Plaza Magdalena, wo Jara sich mit Rafa und zwei weiteren Arbeitskollegen treffen will. Er konnte erfolgreich bei allen Polizeikontrollen herunterbremsen und alle Rush-hour-Staus im grade erwachenden Sevilla umgehen.

Jetzt trinken wir gemeinsam Kaffee und essen Tostado con tomate y ajo.

Rafas Freude, mich nach 7 Jahren wieder zu sehen ist groß. Wir verabreden uns auf ein Bier nach der Konferenzvorbereitung, zu der die vier jetzt aufbrechen und ich zeige Yvonne das alte Zentrum von Sevilla. In der Kathedrale können wir uns noch ohne teuren Eintritt umschauen. Dafür sind aber auch die Schatzkammer und der Giralda Turm noch geschlossen. Wir sind Zaungäste bei einem Gottesdienst und wir bewundern die reiche Ausstattung dieser riesigen Kirche. Anschließend bummeln wir durch die engen Gassen des mittelalterlichen arabischen Viertels und späteren Judenghettos. Wir schauen uns einige schöne Innenhöfe und das reich verzierte Rathaus an und finden uns dann in der Fußgängerzone der heutigen Innenstadt mit ihren zahlreichen Geschäften und Bars wieder – bis schließlich Yvonnes Telefon klingelt und uns zu einer Bar ruft, die wir auch problemlos finden.

Mit Jara wird es das Abschiedsbier für dieses Mal, mit Rafa das Begrüßungsbier.

Rafas Auto steht etwas weiter entfernt, da er aufgrund morgendlicher Staus nicht mehr ins Zentrum kam. So lässt man es dann außerhalb des Zentrums stehen und fährt mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder überall erhältlichen Leihrädern ans Ziel. Nun müssen wir diagonal durch Sevilla zu Rafas Auto, Jara und ich bezweifeln, dass wir Rafa noch in dem kleinen Opel voller Gepäck unterkriegen, aber ich muss mich zunächst auf dem Beifahrersitz von diversen Gepäckstücken „einpacken“ lassen, dann quetscht sich Yvonne hinten zwischen das Gepäck und Rafa fährt vom Parkhaus am Plaza Magdalena zu seinem Auto. Das geht besser als wenn er uns Anweisungen geben müsste, aber auch er muss sich erst orientieren, um durchs Zentrum von Sevílla zu finden. Er fährt ja sonst so gut wie nie durch die Innenstadt von Sevilla mit dem Auto. Die Leihräder kosten eine geringe Jahresgebühr für Vielfahrer und man findet sie an verschiedenen Stellen und kann sie auch an anderen wieder abstellen. So kommt man am schnellsten durch die Großstadt, eine sehr intelligente Lösung, die sich eigentlich auch für Berlin eignen sollte – dann gäbe es das dortige U- und S- Bahnchaos vielleicht weniger.

An Rafas Auto tauschen wir die Plätze und ich werde wieder ausgegraben, an einer nahegelegenen Tankstelle tanken wir noch (1,03 € /l. Super) und auf neu erbauten Autobahnen und Straßen fahen wir dann nach El Viso de Alcor bzw. in die danebengelegene eingezäunte Wohnsiedlung.

Hier erwartet uns Maleni bereits mit großer Freude. Mit Rafa und vier kleinen Jungs (die zwei Söhne von Rafa und Maleni und die zwei seines Bruders) geht es erst einmal in den großen Pool zur Abkühlung. Eigentlich ist das schon ein Schwimmbecken.

Dann gibt es einen großen Nudelauflauf und gefüllte Paprika zum Mittagessen. Am Nachmittag ist Siesta, Baden im Pool und spielen mit den Kindern im Wasser angesagt.

Später besuchen wir einen Onkel von Rafa, der nebenan wohnt. Er war ein berühmter Stierkämpfer, der einmal sogar von Picasso ein Bild bekam, welches allerdings im Trubel der Jahre verloren gegangen war. Auch nach Leipzig hatte es den Stierkämpfer-Onkel bereits verschlagen.

Am Abend tauschen wir alte Erinnerungen aus und lachen über alte und neue Gags, auch Rafas Mutter, sein Bruder und dessen Frau sind anwesend. Zum Essen gibt es selbergemachte Pizzas und Schnitzel, dazu Bier und den von mir offerierten Bag in Box – Crianza 2006 vom Celler El Masroig. Dieser hebt sich qualitativ inzwischen vom Joven ab, ich sehe den Crianza bei 90/100 Th.

Zum Abschluß des Tages trinken wir einen „penultimo“ – besser 2, 3,… – den Anis aus Almonaster La Real. Dieser hat laut Etikett 50,1°, im Geschmack ist er intensiv, aber auch etwas rustikaler als der Pata Negra aus Cortegana, der im Unterschied zu diesem hier doppelt destilliert wird. Mit den langsam auftauenden Eiswürfeln ist er ähnlich wie ein Pastis gut zu trinken.

Am nächsten Tag ist der Beginn der langen Rückreise angesagt und wir liegen schon im Bett, als Maleni und Rafa noch mal bei uns klopfen und fragen, ob wir nicht doch noch einen Tag länger bei ihnen bleiben könnten.

So, what do you think ?