Einmal ins Ungewisse und zurück 2009, 05.09. (Kapitel 21, 3.Teil)

BY IN News aus dem Priorat, Prioratwein verkostet, Reisetagebuch eines genügsamen Genießers NO COMMENTS YET , ,

Wir fahren nach La Vilella Baixa hinüber und „wandern“ einmal durchs Dorf. Wir finden sogar den neuen Celler Bujorn, aber natürlich ist Sonnabend nachmittag niemand da. Dafür sehen wir ein Plakat, welches uns auffordert, so schnell es geht nach Poboleda zu fahren…

Dort werden wir dann auch bei Mas Doix empfangen und ich werde gleich wieder erkannt. In einigen Kellern von Poboleda ist heute Tag der offenen Tür – leider haben wir erst sehr spät davon Kenntnis erlangt.

Anfangs werden zwei spanische Weintouristinnen von uns zum Übersetzen „mißbraucht“, aber als sie weg sind, geht es auch so. Wir besuchen gemeinsam den wunderschönen, in den Fels gehauenen Keller und anschließend gibt es auch etwas zum Kosten.

Auch Mas Doix hat einen „Vin de Crise“ herausgebracht, normalerweise hätte man die Trauben verkauft, aber der Preis ist so arg im Keller, dass sie sich entschlossen, einen neuen eigenen Wein herzustellen und somit auch selber einen Prioratwein zum relativ kleinen Preis herauszugeben.

Leider sind die Verkostungsbedingungen nicht grade ideal – die Veranstaltung richte sich auch nicht an Profis wie uns, bekomme ich später entschuldigend zu hören. Es ist recht warm für den Les Crestes; 2007 rot – er besteht aus Grenache, Carignan, Syrah, Cabernet Sauvignon und Merlot – der Grenacheanteil ist deutlich höher als beim Salanques, der Wein wird etwa die Hälfte von diesem kosten.
Eine offene Nase empfängt mich – Pflaumenmus, Brombeerkonfitüre, etwas likörige und gekochte Noten, die aber von der zu hohen Temperatur herrühren könnten. Eine gute Säure und Mineralik und eine schöne Länge für einen Basispriorat.
Sehr gute 90+/100 Th. unter Vorbehalt – ich möchte den Wein noch mal gern unter korrekten Bedingungen kosten.

Der Salanques; 2006 rot ist ebenfalls zu warm, zeigt aber eine gute Frucht, etwas mehr Finesse und ist deutlich mineralischer. Ebenfalls unter Vorbehalt 93+/100 Th.

Später, als wir alleine sind, bekommen wir noch eine Fassprobe unter optimalen Bedingungen. Wir probieren noch einen neuen Wein, über den wir aber noch nichts weiter schreiben dürfen. Soviel sei verraten – es ist ein sehr viel versprechender, aber auch rarer Neuling. Im Moment sucht man hier noch nach einem passenden Namen für das Baby.

Zu kaufen gäbe es auch noch Doix 2006 zu 60 € und Doix 2003 zu 90 €, aber natürlich nicht zu kosten. Den Salanques bekommen wir zum Schluss zur Nachverkostung mit.

Auf Mas Doix wird bereits seit einer Woche gelesen – ein so zeitiger Lesebeginn in der Wechselwoche von August auf September ist auch für Poboleda ungewöhnlich.

Im Anschluss gehen wir noch zu Genium Celler. Hier dürfen wir zunächst zwei 2009er Merlot Moste kosten, einer, der seit etwa 2 Stunden gärt und der noch sehr hell wie ein Rosé ist und sehr süß und einen Zweiten, der seit zwei Tagen gärt. Dieser ist schon recht dunkel und noch immer enorm süß. Der erste stammt von Trauben aus biologischem Anbau und wird für den Ecologic verwendet.

Dann kosten wir noch ein Fassmuster eines neuen 2007er Dorfweins. Auch Genium Celler gibt dann erstmals einen Vi de Poble heraus. Wir bekommen noch Muster vom einfachen und vom ökologischen 2006er mit und den 2008er Weißwein.

Wir fahren dann bereits im Dunkeln auf den Biwakplatz nach La Morera de Montsant. Zu Essen brauchen wir beide nichts mehr, ich verkoste nun aber den 2006er Salanques noch mal unter besseren Bedingungen hinsichtlich der Temperatur. Er präsentiert sich deutlich nobler und frischer als zuvor, hat nichts gekochtes oder marmeladiges an sich, sondern eine schöne kirschig – brombeerige Frucht, gepaart mit einer herrlichen Mineralik. Ein exzellenter Salanques in Linie. Gute Poboleda Charakteristik und ein Jahrgang, der mir nicht schlechter gefällt als der 2004er.
Exzellente 94+/100 Th.

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