Hommage á Charles Pirenne

BY IN (M)eine Prioratgeschichte, Prioratwein verkostet, Weingenuss teilen - Mein Weinangebot, Winzer und Weine NO COMMENTS YET , , , , ,

Seltsam, ich weiß, er weilt nicht mehr unter uns, aber dennoch ist er mehr als alles andere präsent in mir… Ich hatte mich so sehr auf ein Wiedersehen jetzt anläßlich der Fira Tage gefreut, am Ende auch war ich über die sich bietende Zuflucht in seinem Hause dankbar, wenn mein Fuss mir erneut Schwierigkeiten macht und ich die Reise nicht wie gewünscht durchziehen kann… Wie sehr freute ich mich auf diese kleine zweite Heimat inmitten der Garrigue und den Weinbergen um El Molar. Vif, der wahrhaft sehr lebendige Hund von Charles hatte mein Auto immer schon von weitem erkannt und wartete dann schon erfreut am Tor. Seine Augen und die von Charles strahlten immer um die Wette, wenn ich nach langer Reise im kleinen La Perla Paradies ankam…

Dann aßen wir stets gemeinsam zu Abend, oft kochten wir sogar gemeinsam, ich hatte deutsches Bier dabei und Weine vom Harzer Weingut Kirmann und aus verschiedenen Ecken Frankreichs und natürlich auch ein wenig Wurst von meinem Bernburger Lieblingsfleischer Dr. Köbel – dessen Zwiebelwurst mochte er immer besonders gern. Hier erfuhr ich stets die Neuigkeiten aus erster Hand, aber auch sonst ging der Redestoff nie aus – ein immer währender Mix aus Französisch, Englisch, Deutsch, Spanisch und wenigen Brocken katalan… Wir wechselten mitten im Satz die Sprache, wenn dem einen ein Wort nicht in der Sprache sofort einfiel oder der andere ein Wort grad nicht verstand…

Bei Charles hatte ich meine ersten Erfahrungen bei der Weinlese machen dürfen, hier gab es erste mutmachende Worte bezüglich meiner Projekte Prioratführer und auch später dem Projekt Prioratführerselektion. Aber genauso machten wir uns Gedanken über die Beteiligung von La Perla an der Ruta del Vi und über das touristische Potential des Anwesens.

Zuletzt saßen wir letzten August wie gebannt draußen und beobachteten ein gigantisches Wetterleuchten… Wir kosteten einige Projektweine von ihm und einige Zeit später war er hocherfreut, zu sehen, dass sein Noster 2004 eine kleine Fangemeinde unter den Kunden meiner Prioratführerselektion bekam. Für den 2006er versprach er mir ein eigenes deutschsprachiges Backlabel… – leider konnte er dies nicht mehr verwirklichen, genau so wie er nun nicht mehr erfahren wird, wie gut seine Weine inzwischen bei meinen Kunden ankommen…

Und er hat sich durchaus ein Denkmal gesetzt mit einigen seiner Weine. Darin und in meinen Erinnerungen lebt er fort… Auch wenn unsere Gespäche künftig anderer Art sind…

Der Noster 2006 durfte letzte Woche blind zeigen, was er kann und er tat dies mit Bravour…

1.Tag (blind): Leuchtendes Rubinrot und eine offene, rotfruchtige Nase – üppig und fast laut. Enorme Frucht am Gaumen, explosiv, sehr voll und kräftig, gewisse Vielschichtigkeit, tolle Mineralik und eine schöne Frische. Pur und sehr reintönig mit Hang zur Größe. 94+/100 Th.

2. Tag (blind): Tolle komplexe Nase, dunkle Frucht und starke schiefrige Mineralik, fast beißend. Sehr ausgewogen elegant, vielschichtig und tief. Aber auch die Länge ist beachtlich. Beeindruckender, großer Wein, der deutlich zum ersten Tag zugelegt hat. 96+/100 Th.

3. Tag (blind): Dunkle Frucht, üppige Nase und leichte Schokoanklänge, die eigentlich auch an Porrera denken lassen würden. Ein Meisterstück! Groß. 96+/100 Th.

4. Tag (offen): Auch nach vier Tagen immer noch ein großer Wein. Überraschend gut gelungen – ein Denkmal…
95+/100 Th.

94+; 96+; 96+; 95+ – Durchschnitt: 95,25++++ = 95/100 Th.

Am letzten Freitag führte mich mein Weg wie von Geisterhand gelenkt in den hiesigen Rossmann – Markt.

Und was durfte ich dort entdecken:

La Perla del Priorat; Inicial; Priorat; 2005 rot;

ich hatte bereits seit längerem diesen Wein auf La Perla nachverfolgen können und wir hatten uns bereits im letzten Jahr darüber unterhalten, dass Charles versucht, eine Discounter – Cuvée aus 2005 auf den Markt zu bringen und dass er dafür im Gespräch mit Rossmann sei…

Natürlich musste ich eine Probeflasche mitnehmen und sie sofort öffnen – ich hatte ja auch noch von seinem Noster 2006 etwas in der Flasche… Schade nur, dass es nicht mehr möglich ist, mit dem viel zu früh im Alter von nur 28 Jahren verstorbenen Charles Pirenne über diese Erfolge zu reden…

Ein sehr ansprechend gestaltetes Etikett verrät, dass dieser Wein zu 6,90 € aus 65% Grenache, 30 % Carignan und 5 % Cabernet Sauvignon gemacht wurde und dass er 14 Monate in französischen Barriques ausgebaut wurde. (NB: Hierbei handelt es sich um gebrauchte Fässer)

Charles darf sich zu diesem Wein bekennen – äußerst sympathisch, dass Rossmann im Gegensatz zu Aldi und Lidl den Erzeuger hier klar erkennbar läßt und nicht irgendein anonymes „Gebräu“ vertreibt wie diese. Schon das stellt den Drogeriediscounter hinsichtlich der Weinkompetenz deutlich über die beiden anderen Billig-Prioratanbieter in Deutschland.

Dieser Wein war schon immer ein kleines Sorgenkind bei La Perla – eine üppige Frucht und sehr „fleischig“, auch von guter Präsenz hinsichtlich des Llicorella – Schiefers, aber ein Priorat gänzlich alter Machart, bei dem die Kritiker verständlich sagen, er sei zu schwer, um ein Geschäftsessen zu begleiten… Da kommen Erinnerungen an Embruix 2003 oder ähnlich fette Geschosse auf, deren Wucht des Alkohols schon mit dem ersten Glase durchschlägt. Das macht satt, erlaubt es aber auch, den Wein über mehrere Tage in kleiner Dosierung zu trinken. Das ist wie Portwein ohne Süße… oder südliche Rhône der einfacheren Art. Also dass, was französische oder katalanische Rentner als Schoppen nach dem Frühstück in der Bar mögen… Aber eben auch eine Initialzündung hinsichtlich der Frage: Was ist eigentlich Priorat bzw. was war das früher, als man damit die Bordelaiser Hochgewächse streckte?

Diese nicht unsympathische Wuchtbrumme ist sicher das Maximale an Priorat, was man für dieses kleine Geld herausholen kann. Wer den Ratschlag beherzigt,den Wein dosiert zu trinken, wird ihm wie ich aufgrund der barocken Fülle und der Typizität durchaus ein sehr gut attestieren. Ich gebe ihm auch heute nach der dritten Verkostung (Luft tut auch diesem Wein sehr gut und er hält das 3-Tage Marathon problemlos durch…) sehr gute 88/100 Th.

Sicher mußte Charles diesen Wein machen, um aus dem Noster jene Basis“bombe“ zu machen, die sich in 2005 andeutete und die er in 2006 zur Perfektion trieb. Welch genialer Noster – in meiner Blindprobe von 8 Weinen aus 2006 über drei Tage wurde er nur knapp vom 3 mal so teuren Solertia (dem neuen grenachedominierten Wein aus dem Manyetes – Weinberg) geschlagen!

Und der Inicial wird auch seine Freunde finden. Auch wenn man in ihm Eleganz und Finesse vergeblich sucht. Die findet man dafür aber bei Noster und den anderen höherwertigen Weinen von La Perla del Priorat.

Wer zum Vergleich mit dem Inicial andere Weine von La Perla sucht, der wird hier in meiner Selektion fündig.

Dem Inicial aber kann man durchaus bescheinigen, dass man hier einen fairen Priorat-Gegenwert für kleines Geld bei Rossmann erhält.

Mein La Perla del Priorat – Angebot:

La Perla del Priorat; Noster; Priorat; 2006 rot

Preis pro Flasche (incl. 19% MwSt.) 15,00 €
Netto 12,61 € 20,00 €/l.

La Perla del Priorat; Clos Les Fites; Priorat; 2004 rot

Dunkel funkelndes Rot; etwas reservierter Duft nach dunklen Beeren, vor allem Johannisbeere, kühl. Am Gaumen Frucht und Likör mit deutlicher Säure. Ein noch bissiges Tier, welches erst die Zähne zeigt, sich dann aber doch streicheln lässt. Nachdem er sich beruhigt hat, ist er im Abgang fast zart. Hier dominieren Vanille, Harmonie und Feinheit. Sehr gute 92+/100 Th.

Am 2. Tag eine tolle, offenere Nase, frisch gerösteter Kaffee mit Schwarzwälder Kirschtorte (mit Verwendung von Bitterschokolade), baut Druck am Gaumen auf und ist durch seine Süße fast eine komplette Mahlzeit. Sehr gutes PGV. Überraschend gute Entwicklung auf außergewöhnlich gute 94/100 Th.

Dunkle kirschrote Farbe, ein animalischer, anspringender Duft nach Kirsche und (zu viel) Holz, am Gaumen schon schön ausgewogener Geschmack nach Kirsche, Schiefer und Mandeln. Ein ordentlicher Roter, der noch zu jung ist. 91++ VP

Am zweiten Tag ist das Holz besser eingebunden, schwarze Johannisbeere dominiert. Der Wein ist auf einem guten Weg, seine Harmonie, die ihm noch etwas fehlt, zu finden. Ein stoffiger Tropfen mit viel Potential. 91++ VP
(01/2008)

Preis pro Flasche (incl. 19% MwSt.) 20,00 €
Netto 16,81 € 26,67 €/l.

La Perla del Priorat; Clos Les Fites Blanc; Priorat; 2005 weiß

Blasses Gelb, etwas verschlossen, aber viel Frische in der Nase und von allem etwas mehr als der weiße Closa Batllet. Dürfte sich gut entwickeln. 93+/100 Th.

Frischer Sommerwind, offene Nase, frisch auch am Gaumen, sehr auf Finesse und Eleganz setzend, entfaltet sich und verspricht Gutes. Frische, gepaart mit exotischen Aromen, reife, süßliche Frucht. Viel Potential, macht aber jetzt bereits Spaß. Lang. 95/100 Th. am Folgetag.

Leicht perlend, sehr frisch, finessebetont, aber auch etwas scharf im Abgang heute. Schöne Länge. 93/100 Th. Exzellenter Wein am dritten Tag.
(10/2008)

Momentan nur noch 7 Flaschen vorhanden!
Preis pro Flasche (incl. 19% MwSt.) 20,00 €
Netto 16,81 € 26,67 €/l.

Für Bestellungen bis zum Erscheinen des neuen Kataloges Mitte Mai gilt noch der alte Preis von 18,00 € incl 19% MwSt!

La Perla del Priorat; Comte Pirenne; Priorat; 2001 rot

Offene, üppige und sehr komplexe Nase, sexy, frisch und mit ersten Reifearomen. Auch am Gaumen sehr komplex und immer wieder neue Nuancen zeigend. Schöne exotische Würze. Kraft und Finesse begegnen sich in diesem Wein in bester Harmonie. Dieser Wein klopft an die Pforte des Paradieses der Weltklasseweine. Zwei mal je 97/100 Th. – Weltklasse.
(11/2009)

Üppige, reiche Nase. Sehr komplex in der Nase, wie auch am Gaumen. Dort explodieren die Aromen förmlich, der Gaumen wird komplett ausgekleidet, dabei verbleibt der Gesamteindruck stets sinnlich und verführerisch. Ganz nah der Perfektion. Ein Gaumenorgasmus. 98+/100 Th.

Auch am 2. Tag unverändert großer Weltklassewein. Präsentiert sich noch einen Tuck besser als die bereits überragend gute Flasche Ende November auf der Burg Rabenstein. Für diese Qualität ein sehr guter Preis. 98/100 Th. (12/2009)

Preis pro Flasche (incl. 19% MwSt.) 50,00 €
Netto 42,02 € 66,67 €/l.

Für Bestellungen bis zum Erscheinen des neuen Kataloges Mitte Mai gilt noch der alte Preis von 45,00 € incl 19% MwSt!

So, what do you think ?