Besuch bei Terroir Al Limit im März 2009

BY IN Prioratwein verkostet, Winzer und Weine 6 COMMENTS , , , , , , , ,

Wir treffen uns mit dem Münchner Dominik Huber. Der Quereinsteiger hat in München, Madrid und London BWL und Marketing studiert und kam über den damaligen deutschen Importeur für Cims de Porrera ins Priorat. Wie bei vielen war es Liebe auf den ersten Blick und Dominik wollte gern bei der Weinlese im Priorat helfen, wo er dann 2000 den Südafrikaner Eben Sadie kennen lernte.

2001 machte dieser seinen ersten Dits del Terra, der noch im Cims Keller vinifiziert wurde. Beide gründen gemeinsam die Terroir al Limit S.L.

Seit 2003 wurde der Keller in Torroja übernommen und seither wird restauriert. Das war auch der erste offizielle Jahrgang für das deutsch-südafrikanische Projekt Terroir al Limit. 2004 ist der erste Jahrgang, den wir für den Prioratführer testen konnten. Seither hat sich enorm viel getan, vor allem werden die Konturen der in die Realität umgesetzten Philosophie der beiden immer stärker sichtbar, seit dem Jahrgang 2006 wird nach burgundischem Vorbild der Qualitätspyramide gearbeitet.

Der Torroja – Vi de Poble ist quasi der Dorfwein, die seit 2003 existenten Weine Arbossar und Dits del Terra sind quasi die Premier Cru Ebene und die in 2006 neu vorgestellten Weine Les Tosses und Les Manyes sind die Grand Cru Lagen. Sämtliche Lagen werden getrennt als Lagenwein herausgebracht, daher sind es jeweils nur wenige Kisten Wein, die pro Jahr und Lage produziert werden können. Man beschränkt sich auf die im Priorat klassischen Rebsorten Carignan bzw. Grenache, alle anderen inzwischen häufig anzutreffenden Rotweinsorten verwenden sie prinzipiell nicht. Der Arbossar und der Dits sind inzwischen zu 100% aus Carignan.

Dominik öffnet einen 2006er Vi de Poble und einen 2006er Arbossar, lässt die Weine atmen und wir fahren hinaus in die biodynamisch bewirtschafteten Weinberge. Die alten Steillagen werden wieder renaturiert, organisches Material wird in die in früheren Jahren tot gespritzten Böden eingebracht, die Böden sollen wieder leben, die Mineralik darf nicht die Frucht überdecken, sondern soll sie gekonnt untermalen. Während der Clos Ära der 90er Jahre wurde ein auf Kraft getrimmter Stil forciert, inzwischen wird Eleganz deutlich höher eingeschätzt. Terroir al Limit haben auch hier eine Vorreiterrolle übernommen, die Weine gelten sicher als die burgundischsten im Priorat. Auch bei der Arbeit im Keller, wo auf große burgundische Fudre – anstelle der allseits beliebten Barriques umgestellt wird, bei den Flaschen und Etiketten im Burgunderstil wird sichtbar, was die beiden wollen – kleine, perfekt herausgearbeitete Terroirs und Weine mit Tiefe und Eleganz sind der Traum des idealistischen Paares.

Wir fahren eine halbe Ewigkeit durch Weinberge und wilde, unberührte Natur, den uralten Weg durch die Wildnis hinter dem Trio Infernal Weinberg nutzen wir weitere ca. 40 Minuten Off-Road Fahrt – schließlich sehen wir den alten Costers Hang Les Tosses, eine der neuen Grand Cru Lagen. Mit der durch die Nebelschwaden hindurch brechenden Sonne gibt das phantastische Bilder.

Wir sind begeistert und nach der Beschreibung des noch mehr abgeschiedenen Les Manyes Weinberges sind wir umso neugieriger auf die Weine.

Zunächst ziehen wir im Fasskeller ein und verkosten diverse Lagen- auch weitere neue Parzellen, aus denen in 2006 noch kein Wein gemacht wurde. Eigentlich ist es fast schon ein Tanz, welches in einen Taumel führen muss, was wir hier vorgesetzt bekommen, definiert das Priorat gänzlich neu – aber nicht uninteressant.

Wir kosten Les Manyes 2008:
Seit 4 Monaten im Fass, schon das leere, nur avinierte Glas ist ein Riechtraum. Er fängt zärtlich am Gaumen an, drängt dann aber immer mehr, füllt den Gaumen aus, als müsse er eine Kathedrale füllen. Ganz großes Grenache Kino, Châteauneuf sollte sich verstecken…

Mas d´ en Cazador 2008:
Aus einer Parzelle dieses berühmten Weinbergs aus Porrera könnte mit dem Tros del Sec ein neuer Grand Cru Wein entstehen. Sehr elegant und leichtfüßig, aber mit einer typischen Porrera Nase, nur 13,8° Alkohol, was heute eher wenig ist für das Priorat. Am Gaumen sehr spannend, vibrierend und zärtlich. Die Tannine sind eher Gardine als Wand, aber welch ein Ausblick durch diese Gardine… Ein ganz anderer Wein, aber himmlisch gut.

Mas de Masos 2008:
Bei Capafons-Osso hat man die beste Parzelle der Lage mit 80jährigen Grenache erworben und stellt hier eine eher barocke Dame im Samtkleid vor, ein Wein mit exotischer Würze.

Dits del Terra 2008:
Sehr interessanter Charakter, und wie gehabt ebenfalls ein großer Wein, aber unter den vorigen. Rauchige Nase und dunkle Frucht, sehr frisch. Kommt eher aus der „Priorat-Schule“.

Les Tosses 2008:
Betonte dunkle und kirschige Frucht, eine noble, eher männlich wirkende Nase, viel Mineralik und recht hohe Säure, Torroja pur.

Arbossar 2007:
Verhaltener Duft nach einer Blumenwiese und im Abgang eine kirschige Attacke. Am Anfang und im Abgang sehr elegant wirkend. Eine Frau mit Selbstverteidigungskenntnissen, die kurz die Faust ausfährt, aber nicht zuschlägt.

Les Manyes 2007:
Ganz große Kunst, macht bereits jetzt vor lauter Gänsehaut sprachlos. Würden da einmal 100/100 stehen, würde ich mich keinesfalls wundern.

Dits del Terra 2007:
Ein sehr süßlich wirkender und typischer 2007er. Ein Mann mit eindeutigem Frauenparfüm.

Les Tosses 2007:
Sehr dicht, frisch und tief. Ein eleganter Tänzer, der sicher ein perfekter Tanzpartner zum Les Manyes ist. Carignan auf Augenhöhe zur Grenache.

und einen neuen Vi de Poble Blanc 2008 aus Grenache Blanc, Grenache Gris und Macabeu, noch sehr frisch und milchig, aber mit üppigstem Duft.

Sehr viel unterhalten wir uns über Biodynamik, die Einflüsse des Mondes, die Wirkung der genutzten Materialien. So erfahren wir, dass Edelstahl abgelehnt wird, weil es zu kalt und hart wirkt, aber auch wegen seiner magnetischen Eigenschaften. Die Biodynamiker hier setzten beim Gärprozess mehr auf weichere, wärmere Materialien, wie Kupfer und Holz, aber auch Plastik bzw. Glasfieber und Beton. Auch Dominik glaubt an den Einfluss des Mondes, nicht nur bei den verschiedenen Arbeitsgängen, nein auch beim Weingenuss. Er ist sich völlig sicher, dass wir heute eine Super-Mondphase bezüglich des Verkostens hatten und bei den beiden abschließenden 2006er Weinen will ich ihm das gerne abnehmen.

Der „kleine“ Vi de Poble 2006 will 95/100 Th. von mir haben (und er hat dies inzwischen mehrfach unter Beweis gestellt, dass diese Note verdient ist), der Arbossar 2006 setzt noch einen drauf…

Haben wir hier den künftigen Romanée Conti des Priorats??? Noch nicht, aber wer weiß schon so genau, wo die Reise noch hinführt. „Werde, wer du bist“, sagte Nietzsche und dies ist einer der Leitsprüche Dominik´s auf dem Wege zur Perfektion.

Die gemischte Jahrgangskiste – das ist dann erneut eine Idee, die man sich bei Romanée Conti abschaute – ich bekomme sie zum Test für den Prioratführer mit nach Deutschland.

Inzwischen hatten wir natürlich die Möglichkeit, uns intensiv mit den Weinen auseinander zu setzen, auf der Verkostung bei Chris in Meerbusch und wenige Tage später nochmals auf der Fira-Jahrgangsverkostung und zur Probe in Torroja.

Ich bekomme Gänsehaut, wenn ich nur dran denke…

Auf der Prioratführer CD ist all das ausführlicher nachzulesen und von noch zahlreicheren Fotos untermalt. Die Fotos dort wie auch hier im Blogartikel stammen erneut vom Berliner Fotografen Frank Korte, mit dem ich im Februar – März 2009 im Priorat unterwegs war.

6 Comments

  1. ChezMatze |

    Hallo Torsten,

    von dem Weingut habe ich auch schon gehört, dass sie großartige Weine auf entsprechende Art machen und dass sogar Weine dabei wären, die mir gefallen würden 😉
    Weißt Du ungefähr, wie viel so ein Manyes oder ein Tros del Sec kosten? Den Les Tosses habe ich schon mal für 180 € gesehen, das ist leider nicht mein Preissegment…

    Viele Grüße, Matze

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  2. thapricus |

    Hallo Matze,

    da muss ich dich leider enttäuschen, der Les Manyes liegt preislich auf einer Stufe mit dem Les Tosses und auch der Tros del Sec sollte nicht nennenswert günstiger sein als diese beiden. Es gibt davon auch nur stets um die 1000 bis 1500 Flaschen, aber das macht es auch nicht leichter. Für den Vi de Vila kannst du um 30 bis 35 € einplanen als preiswertesten Basiswein von Terroir Al Limit, für Dits del Terra und Arbossar 45 bis 50 €. In Deutschland je nachdem wer sie führt, dann eher noch mehr. Für unter 120 – 150 € wirst du die Grand Cru orientierten Weine wohl kaum finden können.

    Aber ich weiß dann wenigstens, welchen Prioratstil ihr dir dann mal bei Gelegenheit vorsetzen kann… Ich denke schon, dass es im Priorat inzwischen einiges gäbe, was dir dann gefallen könnte. Auch zu weniger als 120 € pro Flasche…

    Beste Grüße

    Torsten

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  3. ChezMatze |

    Puh, ich hatte es befürchtet. Normalerweise ist es bei wirklich guten Winzern bei mir so, dass ich deren Spitzenprodukte gar nicht als das Nonplusultra für mich empfinde. Ich mag vielmehr diesen etwas raffinierteren, leichtfüßigeren Stil, verbunden mit der großen Meisterschaft des Winzers und dem Ausdruck des Terroirs. Da werde ich meistens im mittelpreisigen Segment (also zwischen 15 und 30 €) fündig.

    Andererseits sind das nur meine „Lieblings-Präferenzen“, denn da ich im selben Maße ein Freund der Abwechslung bin, darf es alle drei Monate auch mal ein fetter Brummer sein 😉

    Viele Grüße aus Istanbul, Matze

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  4. thapricus |

    Hallo Matze,

    dummerweise ist das bei Terroir Al Limit dann sicher genau andersherum. Diese Spitzenprodukte sind schon zum Nonplusultra gehörend. Und Dominik Huber und Eben Sadie wissen das halt auch. Die großen Weine haben genau diesen raffinierten (in 2008 jahrgangsbedingt dazu auch noch vermeintlich leichtfüßigen) Stil, verbunden mit… (siehe deine Worte). Beim Vi de Vila (anfangs Vi de Poble) würdest du noch nicht derart fündig, dennoch überschreitet er schon dein genanntes Preissegment, wenn du Pech hast.

    Aber wenn dir die Weine mal „über den Weg laufen“, dann probier sie ruhig mal… Dominik Huber steht auch schon mal gern bei dem einen oder anderen Event und erläutert auch gern seine Sicht auf große Weine. Ein interessanter und sehr sympathischer Gesprächspartner ist er allemale und die Weine sind schon auf ihre Art grandios, wenn gleich die beiden auch wissen, was sie wert sein können.

    Ansonsten bleibt dir natürlich die Suche nach preisgünstigeren Alternativen unbenommen. Auf eine gemeinsame Prioratsause freu ich mich schon, wenn du mal wieder in der Heimat bist.

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    • thapricus |

      Danke Roman,

      ich werd mir Mühe geben, dass das auch noch öfter so passieren wird, dass dir Artikel hier gefallen… beste Grüße über den Bodensee!

      Torsten

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