Das hier abgebildete Tier aus 2004 ist leider ausgestorben – ähhmm ausgetrunken… – aber die Tiere aus 2005, 2006 und 2007 machen sich auf zur Invasion nach Deutschland und das junge Tierchen aus 2008 wird in der nächsten Woche mit begutachtet, ob es denn folgen darf, wenn es groß genug ist…
Der Celler dels Pins Vers dürfte in Deutsch sprechenden Landen vorerst nur Insidern, wie z.B. den Lesern des Prioratführers etwas sagen. Auch auf den einschlägigen Wein-Foren gab es mal immer einen Hinweis auf diesen mysteriösen Wein mit dem possierlichen Tier auf dem Etikett. Aber richtig drüber gestolpert sind erst wenige, auch wenn wahre Freaks wie Christian Pesch oder Klaus-Peter Werner in ihren Kellern schon längst eine kleine Zucht dieser La Fuina´s betreiben. Bislang fehlte es aber an einer Farm, wo sie sich munter tummeln dürfen…
Auch ich war vom Start des Projektes bereits ein begeisterter Anhänger, schließlich habe ich es als Prioratführer ziemlich von Anbeginn an mit begleitet – der 2004er kam so ziemlich zeitgleich mit dem ersten Prioratführer heraus.
Der Celler dels Pins Vers ist ein kleines Garagenweingut in Stile des Celler del Pont, die seit Jahren in beständig guter Qualität den Lo Givot produzieren. Hier wie dort sind es 5 Freunde, die gemeinsamdas Projekt betreiben, hier wie dort wird nur ein einziger Wein in einer kleinen und überschaubaren Auflage aus eigenem Traubenmaterial produziert – vom La Fuina soll es im Vollertrag maximal 5.500 Flaschen jährlich geben, diese Zahlen werden derzeit noch nicht immer erreicht.
Hier wie da ist die angesehene Lehrerin Montse Nadal die verantwortliche Önologin. Für sie sind Lo Givot und La Fuina Hobbys, aber auch Praxiserprobung, denn es läßt sich die önologische Wissenschaft besser in der Theorie vermitteln, wenn man aus der praxis weiß, wovon man spricht. Und so ist es auch kein Wunder, wenn man Montse Nadal heute in einer Aufzählung mit den anderen erfolgreichen Önologinnen des Priorats nennt, neben Sara Pérez, Ester Nin Llort, Silvia Puig, Roser Amoros – um nur einige wichtige zu nennen.
Der La Fuina hat sich mit jedem Jahrgang weiter entwickelt, eigentlich wollte ich schon im letzten Jahr nach der Vorstellung des spektakülar guten 2006ers den Kontakt nicht nur als Kritiker, sondern auch als Importeur knüpfen, aber meine letztjährige Krankheit verhinderte das Treffen mit Montse Nadal, da ich zur Fira-Zeit arg eingeschränkt war und sie selber La Fuina im letzten Jahr nicht vorstellten.
Aber im Herbst nahmen die 5 Freunde von dels Pins Vers den Faden wieder auf, in dem sie mir eine Kiste mit Musterflaschen vom 2005er, 2007er und 2008er schickten. Und da ich auch grade den Isaral, den Prior Pons und den Coca I Fito aus 2007 bekommen hatte, packte ich die vier Flaschen flugs mit ein, als es im Oktober zum Bayern-Talk Languedoc-Roussillon ging, um in aller Ruhe in Anschluß mit Klaus-Peter die vier Weine zu verkosten. Und dann war klar, drei der vier Weine muss ich unbedingt haben… Und am Unbedingtesten den la Fuina.
Nachdem mir auch noch Kontingente vom 2005er und 2006er La Fuina angeboten wurden, entschloß ich mich, mit allen drei noch verfügbaren Jahrgängen einzusteigen.
Und ich denke, wer sich erstmal mit dem La Fuina auseinander setzt, der hat schnell ein neues Haustier, welches es sich in den Kellern der Prioratweinfreunde gemütlich machen will…
Der Vorab-Reservierungspreis für alle drei Jahrgänge ist 26,00 € pro 0,75 l Flasche incl. 19% MwSt. Man darf gern ab sofort bei mir bestellen.
Hier noch ein Auszug zur Kellerei aus meinem Prioratführer:
Winzer / Önologe:
Jaume Anguera, Josefina Escoda, Carmen Altès, Montse Nadal und Josep Anguera
Das aus fünf Freunden bestehende Projekt wurde 2002 gegründet. In der Nähe des Dorfes wurden 10 ha. Land gekauft, 5 davon auf dem Gebiet der DOQ Priorat an der Grenze zur DO Montsant. Im Einzelnen handelt es sich um 0,8 ha. Carignan (1950 gepflanzt); 1,1 ha. Grenache (bepflanzt zwischen 1993 und 1999); 2,4 ha. Cabernet Sauvignon (1ha. von 1984, der Rest 1994 bis 1997) und 0,8 ha. Syrah (1994 bis 1997 bepflanzt).
Der Boden variiert sehr stark, es ist eine Mischung aus Kalk, Konglomerat, Llicorella, rotem Lehm und Buntsandstein. Mit Chemikalien im Weinberg wird sparsam umgegangen, nur bei Notwendigkeit wird gegen Motten gespritzt. Die Trauben werden spät, aber ohne Überreife gelesen.
Eine kleine, schlichte, sich gut in das natürliche Umfeld einpassende, aber dennoch moderne Kellerei wurde in unmittelbarer Nachbarschaft zum Weinberg errichtet.
Der Most wird zweimal pro Tag umgepumpt, die Mazeration dauert zwischen 20 und 30 Tage, nach dem Abschluss der Malo und einer Stabilisierungsphase kommt der Wein in französisches und ungarisches Holz. Die Fässer werden pro Jahr zur Hälfte erneuert.
Vom Erstlingsjahrgang 2004 gibt es ca. 4000 Flaschen, 2005 wurden es dann 5500 Flaschen des La Fuina, was soviel wie Marder bedeutet. Das possierliche freche Tier bleibt aber auch in den Folgejahren selten zu finden, denn mit 5500 Flaschen ist man auch in etwa an der Kapazitätsgrenze. Ca. 10% des Weines bleibt in Spanien, 90% wird ohnehin exportiert.
Den 2006er Fassproben nach zu urteilen ist der La Fuina ein ebenso gelungenes Projekt wie der Lo Givot aus Vilella Baixa, an dem die Lehrerin an der Önologenschule in Tarragona, Montse Nadal, gleichfalls beteiligt ist.
Verkostungsnotizen:
La Fuina; 2004 rot;
Fast schwarz. Kühle, mineralische fruchtige Nase, dominierend Waldfrüchte. Diese kehren auch am Gaumen zusammen mit Kirschen wieder, noch sehr primärer Fruchteindruck bei viel Frische. Kraft, Finesse, alles sehr harmonisch und mit sehr guter Balance. 94+/100 Th.
Das Tier spielt auch am 2.Tag mit! In sich stimmiger Wein mit guter Attacke. Ich bleibe bei 94+/100 Th.
Schwarzer Wein mit betörender Nase, sehr ausgewogen, vielschichtig und interessant. Schöne Länge. Auch wenn er hinter den unmittelbar davor gekosteten Weinen etwas zurückhängt, so gebe ich dennoch 92 VP
Der Eindruck bestätigt sich am 2. Tag. Solo getrunken wohl höher bewertet, aber der Konkurrenzdruck ist groß. 92 VP (01/2008)
La Fuina; 2005 rot;
Schwarzrot mit schönem Leuchten; feine, noch zurückhaltende Nase nach Brombeersaft und Kirschlikör. Kräftige Attacke am Gaumen, sehr reife Frucht bei guter Mineralik und einer Spitzentanninstruktur. Der Wein ist klar und frisch, noch enorm jung und verspricht eine glänzende Zukunft. 94+/100 Th.
Geile Nase am 2. Tag und ebenso ein in sich stimmiges Kraftpaket, sehr balanciert. Hat noch deutlich zugelegt. 95,5+/100 Th.
Dichtes schwarzes Kirschrot, in der Nase Kirschen mit vielen Kräuternoten, ein dichter aber auch eleganter Wein mit präsentem Tannin, etwas kühler als die anderen Weine im selben Flight (Corelium 2005 und Montsalvat 2004) 93 VP
Bessere Nase als der 2004er, intensiver und nicht ganz so „süß“, dafür mehr Mineralik. 93+ VP (01/2008)
La Fuina; 2006 rot;
Auf der Fira – Jahrgangspräsentation zeigt er sich offen und zugänglich, ausgewogen mit einer noblen Ledernote und großen Mengen samtenen Tannins. 93+/100 Th.
Sehr feine und elegante mineralische Nase. Am Gaumen schöne Fruchtsüße, vielschichtig, verändert sich ständig, großartig. 95+ VP (05/2008)
Tiefes Schwarzrot, man bekommt nur beim Riechen bereits eine Gänsehaut. Sehr vielschichtig und schwer in Einzelteile zu zerlegen. Ich will das auch gar nicht…
Am Gaumen pure Eleganz und Sinnlichkeit. Wenn die Zeit dafür gekommen ist, haben wir großes erotisches Kino. Auch das könnte Porrera sein… Noch einmal im selben blinden Flight: Weltklasse – 97+/100 Th.
Nobel, spannend, offenbart sich schon, aber gibt einem das Gefühl, das noch nicht alle Trümpfe gezogen werden. Nach einiger Zeit geradezu genial anspringender Duft.
Am Gaumen rote und schwarze Früchte mit einem Hauch Zartbitterschokolade. Dicht, mineralisch, dann adstringierend. Potential. 96+ VP
Offene, betörende Nase, ganz wenig Ledernoten, sehr nobel und sehr elegant, fast zärtlich. Tolle Tanninstruktur und sehr üppig am Gaumen. Ein Weltklassewein. 97/100 Th.
Sehr interessante, betörende Nase. Am Gaumen kandierte Früchte, dicht, vielschichtig mit samtenen Tannin. 96+ VP
In der Nachverkostung am 09.12.2008 gegen La Creu Alta, Negre de Negres und Roquers de Porrera bestätigte er seine Gleichwertigkeit mit dem Negre de Negres. Der Creu Alta konnte sich allerdings noch knapp vor den Fuina schieben. Am 09.12. erneut mit 97+/100 Th. bewertet. Ganz großes Kino und ein ganz großer Marderweitwurf… Super Entdeckung!
(12/2008)
La Fuina; 2007 rot;
Ich bin begeistert von der Entwicklung auf diesem kleinen „Garagenweingut“, dieser 2007er nimmt mit seiner sexy Frucht sofort gefangen. Hier ist alles groß – ein betörender Duft, ein Trinkspaß schon in dieser Jugend, er besitzt Rasse, Eleganz, Feinheit, Komplexität, ja Vielschichtigkeit. Es ist kein Marder, es ist eine schnurrende Katze… 97+/100 Th.
Ein Wein der mich förmlich anspringt und elektrisiert. Pure Eleganz, die sich geradezu sagenhaft im Gaumen festsaugt. Ich freue mich jetzt schon darauf eine ganze Flasche davon zu genießen. Steht auf der Weinwunschliste für 2007 ganz weit oben. 97+ VP (05/2009)