Einmal ins Priorat und zurück 2023 – 02.05.2023 (2) – Teil 91

BY IN (M)eine Prioratgeschichte, News aus dem Priorat, Priorat - Tourismus, Prioratführer, Prioratwein verkostet, Reisetagebuch eines genügsamen Genießers, Winzer und Weine NO COMMENTS YET , ,

Mein nächster Termin ist in Torroja, ich nehme also von Poboleda Kurs auf Scala Dei, um dann die schmale abenteuerliche Straße nach Torroja zu fahren, eine der immer wieder eindrucksvollsten Strecken durch das Priorat, bei denen man aber auch immer hofft, es möge Einem niemand entgegen kommen – auch hat es auf dieser Strecke einige katastrophale Schlaglöcher, auf die man vorbereitet sein sollte.

Mitten im Nichts haben wir die alte Ruine des Mas d´ en Bruno, die Weinberge ringsum kennen Eingeweihte als zu Costers del Siurana zugehörig, der Miserere stammt von hier, auch das Etikett dieses Weines zeigt das Mas d´ en Bruno, welches aus dem 13. Jahrhundert stammt.

In diesem Jahr haben wir hier Bewegung drin, vielleicht an die 100 Autos parken an den Rändern der schmalen Straße und es wird gebaut, was das Zeug hält… Es kommt mir vor, als müsse ich durch einen Ameisenhaufen, so wuselig ist es hier gerade. Einige Tage später wird hier ein neues 5-Sterne – Luxushotel eröffnet werden, mit Preisen zwischen 400 und 500 € die Nacht für das Doppelzimmer…

Alle Achtung!!! Es wird Gas gegeben im Priorat… Nach dem nahe gelegenen Nobelhotel Terra Dominicata im ehemaligen Masia Duch nun ein konkurrierender Platz, noch teurer, noch nobler… wohin soll das Höher, Weiter, Besser führen? Ich bin gespannt, wie sich das entwickelt…

Auch im beschaulichen Torroja tut sich was, das lange Jahre geschlossene Hotel heißt nun ORA-Hotel und kostet etwa 200 € pro Nacht im Doppelzimmer – fast schon ein Schnäppchen, möchte man denken…

Ansonsten ist es im Dorf ruhig wie eh und je, ich parke direkt am Wohnhaus von Jordi und Sussi und gehe die wenigen Meter zum Keller von Aixalà Alcait zu Fuß. Sussi kommt wenige Minuten später und freut sich, mich gesund wieder zu sehen. Wir sollen schon mal anfangen mit der Verkostung, Jordi ist noch auf der Beerdigung eines Freundes…

Auch hier gibt es jede Menge neuer Weine, ich probiere, was grade ohnehin offen ist, nachdem Jordi auch zu uns gekommen ist, unterhalten wir uns mehr und der Fokus liegt nicht mehr auf den Weinen. Aber ich bekomme einiges an neuen aktuellen Musterflaschen eingepackt und wir sprechen darüber, wie wir miteinander weiter zusammen arbeiten wollen, denn immerhin habe ich Jordis Weine in Deutschland überhaupt erst bekannt gemacht… wir haben also einiges zu bereden… aber auch zu verkosten…

Aixalà Alcait; Pardelasses Blanc; Priorat – Torroja del Priorat; 2021 weiß;

100% Grenache Blanc. Leicht offene Nase, Blüten und wilde Kräuter, an der Nase etwas wild, am Gaumen „gezähmter“ und sehr typisch für Grenache Blanc. Cremig und frisch. 92-93+/100 Th. Sehr Guter bis Exzellenter Wein.

 

Aixalà Alcait; Cal.Ligrama; Priorat – Torroja del Priorat; 2021 rosé;

Schöne Rosé – Farbe, aromatisch, gut zu trinken, kann aber sicher auch etwas altern. Kraft, Frucht und Frische. 93+/100 Th. Exzellenter Wein.

 

Aixalà Alcait; Coster de l´ Alzina; Priorat – Torroja del Priorat; 2015 rot;

Sehr elegant und tief, reife Carignan – Frucht. Wirkt am Gaumen leicht und zeigt ein wenig Bitterschokolade und Schiefer. 96+/100 Th. Großer Wein.

 

Aixalà Alcait; Les Clivelles de l´ Alzina; Priorat – Torroja del Priorat; 2020 rot;

50% Carignan, 50% Garnacha Peluda. Der Wein wurde von der erst 15 Jahre alten Alzina gemacht! Wenig Duft in der Nase, aber am Gaumen sehr schön. Die Wildheit der Garnacha Peluda trifft die Verführungskunst der Carignan und viel Schiefer. 95-96+/100 Th. Großer Wein.

 

Jordi hat so eine liebenswerte Art an sich, wenn er sich aufregt und echauffiert… Ihn wurmt es schon sehr, dass der Wein der 15jährigen Alzina, die eigentlich noch gar keinen Wein trinken darf, von Spaniens Ober-Guru Penin besser bewertet worden ist als alle Weine, die er verantwortet hat…

Dann höre ich die Sorgen von Eltern einer 15jährigen Teenagerin, die meint, es sei relativ nutzlos, noch Önologie zu studieren, denn was bitte schön, wolle man ihr denn noch beibringen… und so zieht es sie wohl erst mal in die Pyrenäen, um eine Ausbildung in Richtung alpinen Bergsport zu machen. Okay, sympathisch ist mir als Bergsportler und Weinliebhaber die junge Frau aus beiden Gründen und ich importiere Jordis Weine schon länger, als Alzina auf der Welt ist. Herzenssache, also auch ihren ersten Wein zu importieren!

Als wir uns verabschieden, ahne ich es schon, ich werde wieder in den Sonnenuntergang fahren. Und natürlich ist in Gratallops der Weinladen wieder geschlossen.

Ab durch die Furt ins Ferienhaus – Hunger!!! Und müde eigentlich auch…

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