Priorat – Exotenprobe vom Januar 2015

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Es hatten sich bei mir einige Weine angesammelt, die mit ihrer Ungewöhnlichkeit das Priorat bereichern, die aber auch kaum bis gar nicht im kommerziellen Fokus stehen, obwohl sie auf teilweise alten Traditionen fußen. Die beiden Rosé-Weine vom Celler Pahí kann man dabei auch in meiner Prioratführerselektion erwerben, den weißen Süßwein von Cartoixa de Montsalvat und den Rancio vom Celler Sabaté werde ich in kleiner Stückzahl im Frühjahr bekommen, hier sollten durchaus bereits Reservierungswünsche geäußert werden, denn diese Raritäten werden nur in ganz kleiner Menge überhaupt angeboten.

 

Rosé

Rosé-Weine werden im Priorat nur selten hergestellt, wenn, dann sind es aber oft „Hobby- und Leidenschaftsweine“ der Winzer, haben also mit einer eventuellen Resteverwertung nichts zu tun. Sie sind oft aromatisch füllig wie beste Roséweine aus dem Languedoc / Roussillon, können aber meiner bisherigen Erfahrung nach (vielleicht bedingt durch die Llicorella – Mineralik?) durchaus reifen. Ich bin oft nach einigen Jahren von den Weinen begeisterter als bei sehr jung geöffneten.

 

Celler Pahí; Gaubanca Rosat; Priorat – Poboleda; 2010 rosé;

Tag 1: Wunderbare offene Nase nach Himbeere, Blüten und Rharbarber. Der Gaumen bestätigt die Nase und bringt noch Schieferstaub dazu, der Wein hat sich mit etwas Reife schön entwickelt und war noch nie so gut wie jetzt. Für einen Rosé ein schöner langer Nachhall. 93/100 Th. Exzellenter Wein.

Tag 2: Unverändert mit Abstand der beeindruckendste der Rosé – Weine dieser Exotenprobe. 93/100 Th. Exzellenter Wein..

Tag 3: Unverändert steht er wie eine Eins. Sehr schöner Rosé – als Essensbegleiter, aber auch solo. 93/100 Th. Exzellenter Wein.

(01/2015)

 

Celler Pahí; Gaubanca Carrusel Rosat; Priorat – Poboleda; 2013 rosé;

Tag 1: Dunklere Farbe als beim 2010er, etwas ins Pink gehend, mit schönem Funkeln.An der Nase noch deutlich verschlossener als der ältere Jahrgang, dafür in der Frucht intensiver und überhaupt die fruchtigen Komponenten betonender. Am Gaumen voller, aber noch nicht so im Gleichgewicht wie der ältere Wein. 91+/100 Th. Sehr Guter Wein.

Tag 2: Noch immer leicht verschlossen wirkend, vor allem in der Nase. Unverändert. 91+/100 Th. Sehr Guter Wein.

Tag 4: Heute offener und ansprechender, aber noch nicht an den 2010er heran reichend. Vielleicht wollen solche Rosé´s doch nicht zu jung getrunken werden, sondern durchaus 3 bis 5 Jahre reifen? 92+/100 Th. Sehr Guter Wein.

Tag 5: Wie in der 3. Runde. Angenehm und rund. 92+/100 Th. Sehr Guter Wein.

(01/2015)

 

Celler Sabaté; Pètals de Garnatxa; Priorat – La Vilella Baixa; 2013 rosé;

Tag 1: Blaßgraurosa, der hellste der drei Rosé-Weine im Vergleich. In der Nase nur leicht offen, am Gaumen offener mit Assoziationen an Himbeerblätter, verwelkte Blumen und metallische Noten. Insgesamt ausgewogen, aber nicht all zu tief. Gut zu trinkender, von der Aromatik interessanter Wein. 90+/100 Th. Sehr Guter Wein.

Tag 2: Die Himbeernote nimmt zu, jetzt nicht nur Blätter sondern auch Früchte. Im Abgang kommen Pink Grapefruit – Noten hinzu. Insgesamt qualitativ unverändert zum ersten Tag. 90+/100 Th. Sehr Guter Wein.

Tag 3: Heute etwas runder und fülliger am Gaumen, insgesamt noch etwas verbessert im Ausdruck. 91+/100 Th. Sehr Guter Wein.

(01/2015)

 

Vin Blanc

Was zunächst auf etwas Weißes hinweist, zeigt sich verwirrend farblich ähnlich den Rosé´s, ist aber deutlich restsüß und mit einem sehr geringen Alkohol versehen. Quasi eine Garnatxa – Antwort auf die Mosel… Offiziell habe ich solche Weine bislang noch in keinem Geschäft gesehen, meist trinken die Winzer sie wohl selbst. Nur wer zufällig Anfang November auf die „Vin Blanc“ – Probe in der Klosterruine Scala Dei kommt, sieht sich mit diesen sehr ungewöhnlichen Weinen konfrontiert, die dennoch bei einigen Winzern der Gegend von einer alten Tradition zeugen.

 

Lassen wir die vorab katalanischen Rücketiketten der beiden Weine sprechen:

Pasanau Rücktext:

Seguint l ´ Antigua tradicióaquest vin Blanc s´haobtingut de mostde garnatxa negraamb alt contingut en sucres, elaborat en recipientsde petita capacitati, de forma natural, aturada la sevafermentació en un punt d´equlilibrientre grau i dolcor.

Mas d´en Just Rücketikett:

Vin Blanc elaborat ambgarnatxa negra de coster ben madura idolca. Un cop el raim derrapati entrat al cup se separa el most. Fermentea en dipòsits de reduida capacitatper alentir el procés.

Aquest s´atura, canviant de recipient, en el moment òptimper conservar part de la seva dolcor.

El Vin Blanc no età estabilitzat del tot. Es pot produir anhidric carbònic que pot fer saltar el tap. Ès possible que faci precipitat. Procureu noremenarl´ampollai eviteu queagafi temperatura.

Leider hilft selbst der Bing-Übersetzer nicht vollständig – selbst beim Übersetzen vom Katalanischen ins Französische bleiben Fragen offen – also grob, so weit ich es verstanden habe:

Der im Priorat traditionelle Vin Blanc besteht aus Trauben der Grenache Noir, deren Most beim Einsetzen der Gärung abgestoppt wird, in dem Moment, wo eine Ausgewogenheit zwischen der Restsüße und dem Alkohol entstanden ist. Der Wein wird nicht vollständig stabilisiert und sollte daher sehr jung getrunken werden (vor Ort sind es die nach der Abfüllung kommenden Wintermonate), bevor eine Reaktivierung der Gärung in der Flasche beginnt – was durch eine eventuelle Kohlensäurebildung feststellbar wäre.

Technische Details zu erfragen sollte dem vorbehalten sein, der des Katalan besser mächtig ist als ich. Spannend waren diese Weine allemale, wie die Verkostungsnotizen zeigen:

 

Mas d´ en Just; Vin Blanc; Priorat – Poboleda; 2013 rosé – süß;

Tag 1: Offene und mineralische Nase, am Gaumen sehr süß. Himbeersirup, helle Kirschen und Hagebuttentee, dazu Wicken und Lupinen. Sehr interessant, aber aufgrund der enormen Süße nur in kleinen Dosierungen zu genießen. 92+/100 Th. Sehr Guter Wein.

Tag 2: Mehr Mineralik, auch jetzt am Gaumen zu spüren und eine heute bessere Süße-Säure – Balance. Dafür heute 93+/100 Th. Exzellenter Wein.

Tag 3: Immer noch sehr süß und fast schon klebrig, aber inzwischen auch tiefer und ausgewogener. Die Mineralik ist jetzt deutlicher am Gaumen. 93+/100 Th. Exzellenter Wein.

Tag 4: Etwas weniger Spannung als in den letzten zwei Runden. Wiederum sehr süß. Verliert jetzt dadurch etwas. 91/100 Th. Sehr Guter Wein.

(01/2015)

 

Pasanau Germans; Vin Blanc; Priorat – La Morera de Montsant; 2013 rosé – süß;

8,5°; 100% Grenache Noir

Tag 1: Anfangs eine leise Nase, die sich aber dann immer mehr öffnet. Blumige Noten treffen auf Erdbeer- und Himbeernoten, dazu Schieferstaub. Wird mit Luft immer besser. Recht süß, aber zugleich ohne Fett und nicht klebrig wirkend wie der Wein des Bruders aus Poboleda. Schöner langer Nachhall, bei dem die Mineralik noch einmal schön hervor tritt. Was für eine Überraschung, die sich dem Entdecker hier offenbart. Wunderbar als Aperitif geeignet, gerade wegen seiner Süße bei extrem geringem Alkohol.Ich bin durchaus begeistert von dieser schwer zu findenden Rarität. 94+/100 Th. Exzellenter Wein.

Tag 2: Offener und üppiger in der Nase, macht immer mehr Spaß. Rund und immer komplexer, süß, aber nicht zu süß. Die Süße – Säure Balance ist heute noch besser als zu Beginn. 94+/100 Th. Exzellenter Wein.

Tag 3: Bleibt unverändert. So gut, das man sich ab und an mal dran gewöhnen könnte. Leider sehr rar. 94+/100 Th. Exzellenter Wein.

Tag 4: Heute leider etwas flacher und mit weniger Mineralik. Dadurch wesentlich weniger Spannung. Wird aber auch im wahren Leben nicht so alt, wenn man die 0,5l – Flasche geöffnet hat… 92/100 Th. Sehr Guter Wein.

(01/2015)

 

Vin Doux

Süßweine erleben im Priorat in den letzten Jahren eine kleine Minirenaissance, auch hier gehören diese Sachen zur alten Tradition, sind aber nicht im kommerziellen Fokus, sondern eher Randerscheinungen und Raritäten in kleinen Stückzahlen. Man merkt dabei eine gewisse Verwandtschaft zu den Vin Doux Naturels aus dem Roussillon – ähnliche Stile wie dort werden auch im Priorat gepflegt. Daneben gibt es aber auch natursüße Weine im Stile von Beerenauslesen, ja sogar mit Trockenbeerenauslesen oder Vin de Paille – Adaptionen wird gegenwärtig experimentiert. Auf jeden Fall ein sehr spannendes Feld, welches sich dort neuerdings mehr und mehr weitet…

 

Pasanau Germans; Ten Nezasu; Priorat – La Morera de Montsant; 2011 rot – süß;

Tag 1: Sehr dunkles Schwarzrot. Leicht offene Nase nach Schwarzkirschen und Kräutern, öffnet sich immer mehr. Am Gaumen eine deutliche Süße, kandierte Kräuter. Noch reichlich Tannin und dazu eine gewisse schwere Likörigkeit. Das Ganze muss sich noch harmonisieren. Sollte eher noch lagern. 91+/100 Th. Sehr Guter Wein.

Tag 2: Etwas weniger schwer und likörig wirkend. Heute steht das Tannin im Vordergrund. Alles noch nicht 100%ig ineinander verwoben. Will mehr Zeit.90+/100 Th. Sehr Guter Wein.

Tag 4: Hat sich inzwischen harmonisiert, bleibt aber noch für einen Süßwein dieser Machart relativ einfach gestrickt. 91+/100 Th. Sehr Guter Wein.

(01/2015)

 

Cartoixa de Montsalvat; Mostra Vin Doux Negre; Priorat – La Vilella Alta; Name und JG unbekannt;

Tag 1: Braunrot. Extrem ölige Konsistenz, erinnert in der Nase an einen lange ausgebauten oxydativen Banyuls. Ein kompaktes Aromenuniversum, baut sich im Glas immer mehr auf. Erschlagende Süße, auch am Gaumen, ölig wie ein Likör, eher zum Kauen als zum Trinken geeignet. Im Abgang faszinieren dann plötzlich die sich auffächernden komplexen Aromen, was für ein Wahnsinn – Kirschpralinen, Karamell, Turron, Zigarrenkiste und Nußlikör fallen mir unter anderem auf. Langer und intensiver Nachhall.Zwar aufgrund der Öligkeit und extremen Süße nur schlückchenweise zu trinken, aber dennoch mit Hochgenuss… 95+/100 Th. Großer Wein.

Tag 2: Extrem süß, extrem ölig, extrem viel Schlamm in der kleinen Musterflasche… Sehr langer Nachhall mit faszinierenden komplexen Aromen. Aber eigentlich auch zu viel des Guten. Wer soll so etwas am Ende trinken? Mit Hochachtung vor der Aromatik, aber ohne Trinkvergnügen bewertet. 93/100 Th Exzellenter Wein.

(01/2015)

 

Cartoixa de Montsalvat; Montsalvat Blanc Especial – Doux; Priorat – La Vilella Alta; 2006 weiß – süß;

Tag 1: Dunkles Ockergelb, sehr komplexe Aromatik, die mit Luft immer besser wird, jede Menge Trockenfrüchte, Marzipan. Dazu reife Birnen, Sultaninen, auch Zigarrenkiste und Orangenlikör. Eine ölige Konsistenz, aber durchaus noch trinkbar. Üppige Aromatik mit langem Nachhall, durchaus ein sehr süßes Konzentrat, aber mit Hochgenuss als Trinkdessert zu verwenden. Sehr ausgewogener, komplexer und tiefer Süßwein von außergewöhnlicher Qualität. Klar und rein am Gaumen. 96+/100 Th. Großer Wein.

Tag 2: Er bestätigt sich auf ganzer Linie. 96+/100 Th. Großer Wein.

Tag 3: Noch besser, noch runder, noch mehr Tiefe. Wow. 97+/100 Th. Weltklassewein.

(01/2015)

 

Rancio

Diese mysthischen kleinen Fässer mit dem undefinierbar braunem Elexier findet man in manchen Schatzkammerkellern im alten Priorat. Verkauft wird das ganze nur selten, man nutzte diese Weine früher traditionell als Problemlöser..: Brauchte man einen guten Arzt oder Anwalt, gab es Behördenprobleme oder ähnliches, so war der gut beraten, der ein gut gepflegtes Ranciofass im Keller hatte, um bei Bedarf dort etwas abzuziehen…

Auch im Priorat nennt man diese Fässer Soleras, allerdings ist das Ganze nicht wie im Sherry-Gebiet aufeinander gestellt und sich automatisch versorgend… Wein, der für einen Rancio vorgesehen ist, reift in alter katalanischer Tradition zunächst auch in Glasballons auf den Dächern, in der Erde oder einfach irgendwo draußen, mitunter auch schon mal vier Jahre und länger der Witterung komplett ausgesetzt. Kann der Winzer dann ein Ranciofass auffüllen, entnimmt er vorher genau die Menge diesem Fass und ersetzt sie durch den „frischen oxydierten“ Wein. Der entnommene Wein wird entweder zum Konsum in Flaschen abgefüllt oder wird umgefüllt in das nächstältere Solerafass. Wird dann ein Rancio abgefüllt, so sind das meist nur wenige Liter, mal 60 oder 80, keine Menge, die großartig kommerziell interessant ist. Mitunter aber gibt es auch einen Winzer, der einen gelungenen Rancio wie diesen hier zum Verkauf anbietet – von diesem sehr speziellen Wein werde ich im Frühjahr exklusiv einige wenige Flaschen für meine Prioratführerselektion erhalten (wer davon etwas haben möchte, sollte ruhig schon mal unverbindlich sein Interesse äußern). Aber Vorsicht, geschmacklich ist das Trinken eines Rancios sehr speziell und unvergleichbar, durchaus seltsam anmutend aber gleichwohl fesselnd und durchaus süchtig machend. Geschmacklich intensiv, fast überfordernd und oft mit einr Länge, die seinesgleichen sucht. Nach einem Gläschen eines guten Rancios will man mitunter stundenlang nichts anderes im Mund haben, um den Nachhall nicht zu zerstören.

 

Jaume Sabaté Mestre; Mas Plantadeta – Vi Ranci Solera 35 Anys; Priorat – La Vilella Baixa; o.J. braun;

17°

Braune Farbe, betörend offene Nase. Trocken am Gaumen mit einem Universum an Aromen, die sich nur schwer zergliedern und in Worte fassen lassen. Man muss so etwas Einzigartiges einfach erleben, wenn sich eine Chance darauf bietet. Ein ewig nachhallender komplexer Geschmack, so etwas von der Art, was man „mit nach Hause nimmt“, wenn man ein Glas davon getrunken hat. Ganz nahe der Perfektion. 99+/100 Th. Weltklassewein.

Tag 2: Verändert sich stetig, man muss ihn so lange am Gaumen schlürfen, wie man nur kann, dann offenbaren sich dabei immer neue aromatische Eindrücke. Ein Universum der Aromen, was für eine Wahnsinnslänge… 99+/100 Th. Weltklassewin.

Tag 4: Er hat sich ein wenig eingeschliffen, aber noch immer eine Begegnung der speziellen und auch ganz besonderen Art. Genau so ungewöhnlich wie faszinierend. 98+/100 Th. Weltklassewein.

(01/2015)

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