Das Jahr 2002 gehört zu den eher sehr schwierigen Jahrgängen des Priorats. Unterdurchschnittliche Sommer-Temperaturen und weniger Sonnenstunden als normal, zugleich überdurchschnittlich viel Regen, die gleiche komplizierte Lage wie in Teilen Südfrankreichs – obwohl es das Châteauneuf – du – Pape sicher noch deutlich härter getroffen hat.
Aber man kann nicht pauschal den Jahrgang 2002 schlecht sprechen. Die Gemarkungen Bellmunt und El Molar, auch Teile von Gratallops waren noch relativ begünstigt, während Torroja, Porrera und die anderen hochgelegenen Teile des Priorats meist so benachteiligt waren, dass einige Winzer auf die Herausgabe des großen Weines komplett verzichteten.
Einige neue Betriebe mussten ausgerechnet mit diesem Jahrgang starten, wobei sich dort Escoda Rivero richtig gut zu schlagen wusste. Zugegeben war der Prior Pons auch ein Wein mit echter Miniauflage, aber man konnte einen kleinen Paukenschlag im Konzert der Schellen platzieren.
Insgesamt gab es zwar erneut leicht mehr Erzeuger, aber nicht unbedingt so viel mehr neue Weine. Auch im Prioratführer sind nur 29 Weine dieses Jahrgangs gelistet und es ist schwer, noch neue Weine aufzuspüren, die der eine oder andere sich dennoch hingelegt hat. Auch in meinem privaten Keller wartet nichts mehr, was nicht schon verkostet worden wäre, denn ich habe in diesem Jahr sehr selektiv und nur nach vorheriger Verkostung gekauft – und das wäre auch mein Rat an all jene, die noch nach 2002 suchen – auf den Prioratführer verlassen (mehr bezüglich der Beschreibungen als nur nach den Punkten) oder vorher selber kosten.
Im besten Falle darf man Weine erwarten, die das Priorat stilistisch bis dato wohl noch nicht so gesehen hat, Die besten Weine des Jahrgangs sind nicht kraftstrotzend, sondern relativ finessenreiche Gaumenschmeichler, Verführer gar. Der burgundisch orientierte Stil wird aus einer Wetterlaune heraus geboren…
Andere, auch nicht gerade billige Weine sind völlige Zicken, unharmonisch, mit Säureüberhang, unzugänglich und wohl nur für hart gesottene Freaks. Dennoch macht man hier in der Regel nicht die Philosophie der Preissprünge wie im Bordelais. Die Finger dürfen sich dann höchstens Händler verbrühen, die diese Weine mit schlechtem PGV dann mit Verlust verkaufen.
Die Winzer geben entweder den großen Namen gar nicht heraus (z.B. Cims de Porrera oder sie erfinden einen „Notnamen“ für die Weine, um den Ruf der guten Weine nicht zu gefährden. Auch Sangnis I Vaque verzichtete auf die herkömmlichen Linien und gab stattdessen einen „Dara“ heraus, denn selbst Namen wie Vall Por oder Porrera Vi Negre wollte man nicht antasten.
Interessanterweise haben viele Winzer begonnen, die positiven Attribute der besten 2002er in späteren Jahren bewusst herauszuarbeiten. Das Umdenken im Stil der Prioratweine – weg von den kraftstrotzenden Fruchtbomben – hin zum „Burgund Spaniens“, es nahm in 2002 seinen Anfang
Den 29 Weinen der 2010er Ausgabe des Prioratführers konnte aktuell nichts Neues hinzugefügt werden.
Die besten Weine des Jahrgangs aus der Sicht des Prioratführers:
Platz 1
Celler Fuentes; Gran Clos; rot – 97/100 (96,75)
Platz 2
Mas Garrian; Mas de l´ Camperol; rot – 96/100 (96,25+)
Platz 3
Clos Mogador; Clos Mogador; rot – 96/100 (95,5+)
Platz 4
Costers del Siurana; Clos de l´ Obac; rot – 95/100 (95)
Platz 5
Celler Bartolomé Vernet; Primitiu del Bellmunt; rot – 95/100 (94,5+)
Platz 6
Mas Garrian; Clos Severí; rot – 94/100 (94,386+)
Noch 4 Flaschen zu je 22,00 € in der Prioratführerselektion vorhanden!
Platz 7
Escoda Rivero; Prior Pons; rot – 94/100 (94,0416)
Bester Weißwein:
Celler Fuentes; Vinya Llisarda; weiß – 90/100 (89,625+) – Platz 22 / 29
Bester Wein bis 20 €:
Masdeu I Campos; Pedralets; rot – 92/100 (91,75) – Platz 17 / 29
Große Rotweine und Mittelklasserotweine – trinken (die besten auch über mehrere Tage) oder lagern (die besten unter ihnen)
Basisrotweine – trinken oder austrinken
Weißweine – trinken oder austrinken