Einmal ins Priorat und zurück 2023 – 01.05.2023 (2) – Teil 89

BY IN (M)eine Prioratgeschichte, News aus dem Priorat, Priorat - Tourismus, Prioratführer, Prioratwein verkostet, Reisetagebuch eines genügsamen Genießers, Winzer und Weine NO COMMENTS YET , ,

Ich bekomme auch in Cornudella einen schönen schattigen Parkplatz und gehe zu meiner Lieblingsbäckerei im Priorat. Hier ist jedoch alles zu, ich vermute, wegen des heutigen Feiertages, bemerke dann aber im Schaufenster einen Zettel, der mich ratlos zurück lässt. Mit meinen nur unzureichenden Katalan-Kenntnissen schließe ich darauf, dass vielleicht auch für länger (oder gar für immer?) geschlossen sein wird. Hier hatte man eigentlich immer ganz entspannt gesessen, viele Imbissgäste, vor allem Kletterer nutzten auch gern das kostenfreie WLAN – um hier an die große weite Welt angeschlossen zu sein, während man Kaffee trank und es sich schmecken ließ. Letztes Jahr allerdings war das Angebot hier merklich ausgedünnt, angeblich, weil es nicht genug Eier gab… und jetzt ist ganz zu. Schade.

Also gehe ich weiter zum Hauptplatz, die nette Tapas-Bar hat geöffnet und ich bekomme auch was Gutes zum Essen und eine nette Unterhaltung mit dem Inhaber inklusive. Ich bekomme hier sogar ein richtig gutes spanisches Schwarzbier, welches mir in den Läden und Supermärkten bislang noch nie begegnet ist. Der Inhaber meinte, es sei wohl in Flaschen auch eher in der Gastronomie zu haben, es gäbe aber Märkte, die dieses Bier in Dosen führen. Nun, bislang hab ich nie so sehr nach Bierdosen geguckt…

Am Ende stelle ich fest, dass ich gar nicht mehr all zu viel Zeit habe, um noch irgendwelche Zusatztouren zu machen, will ich nicht zu spät in Gratallops ankommen, ich muss ja noch einmal quer durchs Priorat. Ich könnte sowohl über La Morera als auch über Poboleda fahren, kurvenreich sind letztlich beide Strecken und landschaftlich schön auch, aber es braucht halt seine Zeit. Die Straße über Poboleda aber ist breiter und besser ausgebaut als der Abschnitt von La Morera de Montsant nach Scala Dei. Also entscheide ich mich für diese Strecke, eine Fahrt, die ich natürlich wie immer sehr genieße.

Und tatsächlich, als ich in Gratallops ankomme, stehen Klaus-Peter und Hans schon vor dem Keller von Marc Ripoll und kaum bin ich aus dem Auto ausgestiegen und habe die beiden begrüßt, öffnet sich auch schon die Kellertür und Marc empfängt uns freudig.

Hans ist zum ersten Mal bei Ripoll Sans zu Besuch und so bekommen wir erst mal eine Tour durch den schönen alten Gewölbekeller, ehe es an das Verkosten der aktuellen Kollektion geht.

Marc erzählt uns, dass er auf neue variabel große spezielle Kunststoffbehälter schwört, die im Gegensatz zum Ausbau in Fässern keinerlei unerwünschten Nebengeschmack an den Wein abgeben, dieser also den puren Fruchtgeschmack besser widerspiegeln und er durch die Variabilität auch in der Lage ist, kleine und kleinste Mengen extra auszubauen.

 

 

 

Natürlich hat er die aktuelle Kollektion vom raren Weißwein über die beiden grandiosen Einsteigerweine bis hoch zum ultrararen Torroja Roncavall für uns zum Verkosten vorbereitet und wie immer macht das Verkosten seiner Weine große Freude. Ich werde im Herbst auch die neue Kollektion mit anbieten. Eventuell bekomme ich sogar eine kleine Zuteilung seines Weißweins aus der alten sehr seltenen Sorte Escanya-Vella. Er ist nach wie vor der Einzige, der in der Lage ist, hiervon einen sortenreinen Wein anzubieten. Der „Schock für die alte Lady“ ist dabei gar kein so großer Schock – ganz im Gegenteil. Wir sind einmal mehr von dem Wein begeistert…

Hier die Notizen zu der Verkostung bei Ripoll Sans:

 

Celler Ripoll Sans; Escanya-Vella; Priorat – Vi de Vila de Gratallops; 2021 weiß;

Sehr schöne Frische, Zitrusfrüchte, Augustäpfel und florale Noten, intensiv in der Aromatik, mineralischer und frischer Nachhall. Großes Zukunftspotential. 94+-95+/100 Th. Exzellenter bis Großer Wein.

 

Celler Ripoll Sans; Llum d´ Alena; Priorat – Vi de Vila de Gratallops; 2018 rot;

Frisch, fruchtbetont, kühl und elegant, verbirgt die 15,5° bestens. Sehr frischer intensiver Nachhall. Eine Schieferfaust. 95+/100 Th. Großer Wein.

 

Celler Ripoll Sans; D´ Iatra; Priorat – Vi de Vila de Gratallops; 2017 rot;

Dunkel, tief, recht nobel und mit süßer Frucht, insgesamt in sehr guter Balance. Klassisch, mit Kraft, aber nicht ohne Eleganz, gutes PGV wie gehabt. 95+/100 Th. Großer Wein.

 

Celler Ripoll Sans; Gratallops 5 Partides; Priorat – Vi de Vila de Gratallops; 2016 rot;

In der Nase noch nicht völlig offen, aber am Gaumen sehr überzeugend. Eleganz, Tiefe, Noblesse. Ein schwarzer Panther auf Schmusekurs. Enorme Tiefe der Aromen – ein Wein für Tiefseetaucher. 98+/100 Th. Weltklassewein.

 

Celler Ripoll Sans; Torroja Roncavall; Priorat – Vi de Vila de Torroja del Priorat; 2016 rot;

Ebenso mit einer enormen Tiefe, aber offener und noch komplexer. Schwarz in nahezu perfekter Art. Elegant, sehr lang, wild und leidenschaftlich. 99+ – 100/100 Th. Weltklasse bis perfekter Wein.

 

 

Auch hier bekomme ich noch Muster zum Verkosten in aller Ruhe mit, und auch bei Klaus-Peter und Hans kommen diverse Flaschen ins Auto. Dann gucken wir noch beim Weinladen in Gratallops vorbei, der aber auch schon wieder geschlossen ist. Hier habe ich in diesem Jahr besonders viel Pech, immer, wenn ich vorbei komme, ist niemand da… Also verabschieden wir uns voneinander, morgen haben wir unterschiedliche Termine, aber am Mittwoch klinke ich mich beim Besuch vom Celler Comunica gerne noch mit ein. Über Falset zu fahren, lohnt nicht, ehe wir auf dem Fira-Gelände wären, ist die Veranstaltung dort beendet. Und am letzten Tag ist man immer noch pingeliger mit dem verordneten Ende, wer ohnehin nicht mehr viel hat, macht auch noch etwas eher Feierabend. Aber das ist auch okay so.

Bedauerlicherweise gibt es auch in diesem Jahr wie schon im letzten Jahr keinen Tast Professional mehr – das war eigentlich immer eine gute Möglichkeit, noch die großen Klassiker ins Glas zu bekommen, die man sich sonst mühsam zusammen suchen müsste. Also bleibt morgen ein Tag mehr für Winzerbesuche vor Ort.

Ich fahre gleich über El Lloar nach Bellmunt, ein sehnsuchtsvoller Blick geht hinüber zum verlassenen Mas Garrian – Mann, was waren das noch für Zeiten… lang ist es her, Josep Garriga genießt seinen Ruhestand und die paar Flaschen, die ich von ihm noch anbiete, werden so langsam legendär…

Ich lasse den Abend in der Ferienwohnung gemütlich ausklingen und koche mir noch was Feines, ehe ich dann zu „Sack und Matte“ übergehe…

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